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Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa

Titel: Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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wieder.«
    »Auf einer Messe?« Meine Mutter blieb hartnäckig. »In der Saison? Ist ihre Tante denn da? Oder wer macht die Vertretung?«
    »Eine   … Freundin von der Tante. Adelheid. Und Gesa. Das geht schon.«
    »Aha.« Jetzt überlegte sie. »Dann könnt ihr ja ein bisschen mithelfen. Das hast du doch letztes Jahr auch gemacht. Wenn ihr
     da schon wohnt. Oder   … Sag mal, war euch das Hotel zu teuer? Hast du Geldprobleme?«
    »Nein, Mama, ich   …«
    »Papa wollte ja was dazubezahlen. Oder kannst du das nicht vorstrecken? Ach so, aber Kind, dann hättest du doch was sagen
     können. Deshalb wohnt ihr jetzt bei Marleen? Weil es billiger ist?«
    »Nein, das hat sich einfach so ergeben. Und das ist natürlich auch eine gute Idee von dir, ich werde Gesa und Adelheid gleich
     mal anbieten, dass wir ein bisschen helfen. Du, aber ich muss jetzt Schluss machen, ich wollte noch mit Ines   …ein kaufen gehen.«
    »Ich denke, du hast kein Geld.«
    »Lebensmittel, Mama, wir wollen ja nicht jeden Abend essen gehen. Also, tschüss, grüß Papa, und wir melden uns wieder.«
    Aufatmend beendete ich das Gespräch, für den Moment würden diese Erklärungen reichen, ich durfte nur nicht durcheinanderkommen.

Jurek faltete mit ganzer Hingabe kleine Schiffe aus blau-weißen Servietten. Seine Zungenspitze holte für jeden Kniff den nötigen
     Schwung. Als er meinen Blick bemerkte, setzte er vorsichtig ein bayerisches Schiff auf ein Tablett und sagte entschuldigend:
     »Meine Oma hatte einen Gasthof. Ich habe als Kind schon gern Servietten gefaltet. Und ich habe doch noch Zeit, bevor Pierre
     die Bar öffnet.«
    Das Chaos in der Küche war bislang ausgeblieben. Ines, Gesa und ich hatten uns vorher überlegt, wer was machen sollte. Gesa
     hatte Radieschen und Tomaten gewaschen und geschnitten, ich hatte mich um die Brotkörbe gekümmert, und Ines stand vor großen
     Töpfen, in denen Weißwürste und Frankfurter schwammen. Wir mussten Jurek holen, weil wir zu blöde waren, die Backofentemperatur
     für den Leberkäse zu regeln. Niemand von uns hatte einen Gasherd, erst recht nicht so einen für Profis. Jurek hatte das Problem
     gelöst, seine Oma hatte ja einen Gasthof. Und außerdem war er ohnehin der Hausmeister. Da er nun schon mal in der Küche saß,
     hatte er beschlossen, uns zur Hand zu gehen. Wenn ich die Blicke, die er Gesa zuwarf, richtig deutete, hatte er auch einen
     ganz speziellen Grund dafür.
    »Kann ich noch was helfen?« Er stand auf, um das Tablett, auf dem seine Serviettenschiffchen standen, in den Gastraum zu bringen.
     »Könnt ihr ruhig sagen, ich bin ja sowieso da.«
    Keine von uns antwortete, man hörte nur das leise Summen des Herdes, das Klacken des Messers, das die Radieschenviertelte, und das leise Schnurren der Abzugshaube. Jurek verließ den Raum.
    Wir zuckten alle zusammen, als plötzlich die Küchentür aufgerissen wurde und eine Stimme die Stille zerriss.
    »Einen schönen guten Abend, die Damen. Ich wollte nur mal gucken, was Christines Recherche macht.«
    Gisbert von Meyer hielt sich einen Fotoapparat vors Gesicht und knipste. Dann veränderte er seine Stellung und nahm Ines ins
     Visier, anschließend baute er sich vor mir auf.
    »Bitte lächeln. Schau mich an, sei mein Augenstern.«
    Mit dem Brotkorb im Arm schob ich ihn zur Seite. »Lass den Blödsinn, wir haben keine Zeit für so etwas. Was willst du denn?«
    Beleidigt nahm er den Apparat runter. »Also bitte! Ich will euch besuchen, mal schauen, ob ihr irgendwelche Hilfe braucht,
     ihr seid ja mehr oder weniger fremd auf dieser Insel. Da ist man doch froh über jede Hand. Dein Freund ist anscheinend immer
     noch nicht hier, oder?« Er sah sich um. »Das riecht sehr gut. Leberkäse, oder? Ah ja, das ist ja eines meiner Lieblingsgerichte.
     Darf ich?«
    Er saß bereits am Küchentisch, bevor jemand antworten konnte.
    Ines griff nach den Schalen mit Senf, die vor Gisbert standen.
    »9,50   Euro pro Portion. Bayerisches Buffet. Gib mir mal die anderen Schalen, wenn du schon im Weg sitzt.«
    »9,50   Euro! Ihr spinnt doch! Ich kriege bei Marleen immer Presserabatt. Dafür schreibe ich auch mal was Nettes über euch.«
    »Das ist schon mit Presserabatt, ohne kostet es 12,50   Euro. Und schreiben brauchst du nichts.« Ines schob sich so dicht an ihm vorbei, dass er zurückweichen musste. »Das macht
     doch Christine selbst.« Sie verschwand im Gastraum.
    »Natürlich.« Er hatte sich schon wieder nach vorn gebeugt.»Als ob ich vergessen

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