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Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa

Titel: Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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wischte, hatte ich mir vorgenommen, mich
     für das Kochen nicht mehr verantwortlich zu fühlen. Sie waren zu dritt und hatten auch noch Hans-Jörg, da konnte ich mir doch
     den Luxus leisten, nichts damit zu tun haben zu wollen. Wenn das Essen schlecht war, waren die anderen schuld. Wunderbar.
    Und ich hatte Gisbert von Meyer im Griff. Keine albernen Artikel mehr, keine Unruhe. Stattdessen könnte er ja mal umsonst
     wirklich gute Werbung machen. Darüber würde ich nachdenken.
    »Entschuldigung?« Die männliche Stimme kam aus dem Flur. »Darf ich kurz stören?«
    Ich kniete gerade vor der offenen Spülmaschine, um nach einem Teelöffel zu fischen, der aus dem Besteckkorb gefallen war.
     Als ich mich schnell aufrichtete und umdrehte, wurde mir schwindelig. Mit leichten Sehstörungen sah ich den Mann an, der in
     der Tür stand.
    »Ich suche die Dame von der Rezeption. Wissen Sie, wo ich sie finde?«
    Ich kniff die Augen ein paarmal zusammen, um wieder klar gucken zu können.
    »Was brauchen Sie denn?«
    Er kam ein Stück näher. »Mein Name ist Hansen. Wir sind heute angereist, Zimmer 16 und 18.   Meine Mutter hat ihren Schlüssel im Zimmer liegen gelassen, in der 16, und die Tür zugeknallt. Jetzt kommen wir nicht mehr
     rein.«
    Die mysteriöse Frau Hansen, die mich angeblich kannte. Ich wischte meine nassen Schaumfinger an einem Handtuch ab.
    »Ich hole den Universalschlüssel. Kleinen Moment.«
    »Das ist nett. Vielen Dank.«
    Mein Kreislauf hatte sich beruhigt, ich musterte ihn unauffällig. Irgendwie kam er mir bekannt vor. Er trat zur Seite, um
     mich vorbeizulassen. Als wir dicht nebeneinander standen, beugte er sich plötzlich vor.
    »Christine?«
    Ich blieb stehen. Es waren die Augen. Und das Lächeln. Und das Herzklopfen, das beides auslöste. Sofort kam meine Erinnerung
     zurück.
    »Tom. Tom Hansen. Ich glaube es nicht.«
    Erstaunt griff er nach meinem Arm. »Das gibt es doch gar nicht. Was machst du denn hier? Ich fasse es nicht. Das ist doch
     nicht wahr. Das ist unglaublich.«
    Mein Sehvermögen kehrte vollständig zurück, dafür versagte meine Sprache. Ich musterte ihn nur stumm und fühlte seine Hand
     auf meinem Arm. Tom stammelte auch noch ein »Was und Wie«, und dann schwieg er. Sekundenlang. Minutenlang.
    Das einzige Geräusch war das Ticken der Küchenuhr. Und mein Herzschlag. Und irgendwann die Klingel an der Rezeption. Und die
     Stimme von Gisbert von Meyer: »Christine? Ich bringe einen neuen Gast!«
    »Ja.« Meine Stimme war rau und leise.
    »Christine!«
    »Ja, doch!« Ohne den Blick von Tom zu wenden, brüllte ich zurück. Tom zuckte zusammen und ließ mich los.
    »Ich muss eben mal zur Rezeption, kommst du mit?«
    Er nickte nur und folgte mir durch den Flur. Gisbert von Meyer redete aufgeregt auf einen hochgewachsenen, grauhaarigen Herrn
     ein, während er unablässig auf die Messingklingel eindrosch. Als der neue Gast uns sah, brachte er Gisbert mit einer kleinen
     Handbewegung augenblicklich zur Ruhe.
    »Guten Abend«, sagte er lächelnd und mit sonorer Stimme. »Mein Name ist Guntram Bernd, Herr von Meyer hat ein Zimmer für mich
     reserviert.«
    »Herzlich willkommen«, antwortete ich, nicht ohne Gisbert mit einem giftigen Blick zu durchschießen. »Hatten Sie eine gute
     Anreise? Sie haben Zimmer 11, im ersten Stock, am Ende des Ganges links. Frühstück gibt es ab 7.30   Uhr, hier vorn im Gastraum. Diesen Meldeschein können Sie mir morgen früh ausgefüllt zurückgeben. Ich wünsche Ihnen einen
     angenehmen Aufenthalt.«
    »Danke.« Er nahm mir Schlüssel und Schein aus der Hand und sah sich suchend um.
    »Rechts vorbei, da vorn ist die Treppe.«
    Er nickte mir zu und wandte sich an Gisbert, der unverhohlen Tom anstarrte. »Herr von Meyer, ich brauche einen kleinen Moment.
     Warten Sie hier auf mich oder gehen Sie schon in die Bar?«
    Tom erwiderte Gisberts Blick irritiert und trat ein Stück zurück. »Ähm, Christine? Der Generalschlüssel?«
    Guntram Bernd wartete auf Gisberts Antwort, Tom auf meine. Ich antwortete zuerst: »Entschuldigung, Tom, ich komme sofort mit
     hoch.«
    Gisbert öffnete seinen Mund, schloss ihn wieder und drehte sich zu Guntram Bernd.
    »Hier. Ich warte hier.«
    Ich ließ dem neuen Gast den Vortritt, dann ging ich, gefolgt von der ersten Liebe meines Lebens, in den ersten Stock, um Frau
     Hansen die Tür aufzuschließen.

Der Klingelton meines Handys riss mich aus dem Schlaf. Orientierungslos tastete ich nach dem Telefon. Bevor ich es finden
    

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