Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa
und griff sich noch einen Käsespieß. »Der klingt sehr schön. Wir haben
uns deinen Namen lange und gut überlegt.«
»Und was ist jetzt mit dem Internet?« Ines hatte immer noch keinen Zusammenhang entdeckt. »Wer zerhackt dich denn jetzt?«
»Ines.« Meine Mutter warf ihr einen Lappen an den Kopf. »Rede doch nicht so. Nachher passiert ihr was, und du hast ein schlechtes
Gewissen, weil du so leichtfertig darüber gesprochen hast.«
Meine Schwester und ich sahen uns lange an. Mit meiner sanftesten Stimme sagte ich: »Ich führe kein Lotterleben, ich mache
keine Bekanntschaften im Internet, und es hat auch niemand versucht, mich zu zerhacken. Alles ist gut. Papa hat ein bisschen
was durcheinandergebracht. Schneide du bitte Käsewürfel, ich habe hier noch hundert Stäbchen.«
Bei Spieß 117 kehrte Adelheid zurück. Erstaunt sah sie sich um.
»Ihr seid ja schon fast fertig. Sehr gut. Wo sind Charlotte und Gesa abgeblieben?«
Ich deutete in die Richtung des Gastraumes. »Sie decken die Tische. Bleibst du jetzt hier? Ines und ich müssten dringend in
die Rezeption und Reservierungen bestätigen. Vielleicht könntest du die letzten Spieße machen?«
Ich trat meiner Schwester unauffällig gegen den Knöchel, manchmal stellte sie Fragen, bevor sie nachdachte. Sie hatte verstanden.
»Ja, Adelheid, das wäre ganz nett. Wir sitzen seit fast zwei Stunden vor den Cocktailkirschen.«
»Natürlich. Ich bringe den beiden nur schnell das Konfetti. Ihr könnt schon gehen. Bis später.«
Ohne ihr mitzuteilen, dass wir nur unter Gewaltandrohung an der illustren Schlagersause teilnehmen würden, zog ich meine Schwester
an der Hand nach draußen, um sie endlich auf den neuesten Stand zu bringen. Die Ahnungslose hatte weder etwas von Guntram
Bernds falschem Spiel noch von der Ankunft unseres angeblichen Verbündeten mitbekommen.
Wir hatten die Jalousie in der Rezeption heruntergelassen und uns zur Tarnung nebeneinander hinter dem Computer verschanzt.
Leise, schnell und chronologisch hatte ich Ines die Ereignisse dieses Tages zusammengefasst. An einigen Stellen hatte sie
die Luft angehalten, an anderen nur große Augen gemacht. Als ich geendet hatte, sank sie im Schreibtischstuhl zurück und begann,
mit ihm hin und her zu fahren.
»Guntram Bernd.« Nachdenklich rollte sie immer schneller, bis meine Hand auf der Armlehne sie stoppte. »Bist du dir sicher,
dass er in dem Telefonat über Marleen und Björn geredet hat?«
»Natürlich.« Ich ließ meine Hand, wo sie war, dieses Rollen machte mich nervös. »Ich habe doch genug gehört. Eindeutig.«
»Das ist ziemlich ungünstig.« Sie nagte an ihrer Unterlippe.»Der hat so viele Kontakte. Hoffentlich hat er Gisbert von Meyer nicht eingeweiht.«
Diesen grauenvollen Gedanken hatte ich bislang verdrängt, gequält stöhnte ich auf.
»Bitte nicht.«
»Das können wir nur hoffen. Wie ist denn David Bruhn?«
Ich sah aus dem Fenster zu der Stelle, wo ich ihn vorhin gesehen hatte.
»Ganz nett, glaube ich. Beim Weintraubenstechen ist mir wieder eingefallen, dass Kühlke erzählt hat, welch eine Katastrophe
es für die Bruhns wäre, wenn es Gerüchte und Pressemeldungen über Björn gäbe. Sie sind die Inhaber einer großen Verlagsgruppe.
Habe ich doch erzählt.«
»›Nord-Magazin‹.« Ines nickte. »Stimmt. Welche Zeitungen gehören eigentlich zu dieser Gruppe?«
»Das weiß ich nicht. Aber ist jetzt auch egal. Ich habe schon überlegt, ob er nicht in Wirklichkeit hier ist, um uns zu überprüfen.
Ob wir dichthalten. Könnte ja sein, oder?«
»Ich an seiner Stelle würde das tun.« Meine Schwester war schon wieder ganz entspannt. »Aber vielleicht ist es gar nicht so
dumm, dass er jetzt hier ist. So kann er auch mal mitdenken und überlegen, was wir erzählen sollen. Vor allen Dingen, wenn
wir wieder nach Hause müssen. Ich hoffe, er hat genug Fantasie. Wir rufen ihn morgen an und treffen uns mit ihm bei uns oben.
Danach sehen wir weiter.«
Sie warf einen Blick auf die Uhr und dann auf mich. »Woll test du nicht essen gehen? Also, du solltest eigentlich auch noch duschen. Du hast Käse im Haar und an den Ohren.«
Ich griff an mein Ohr und erwischte sofort einen Käsekrümel. »Das hätte ich jetzt fast vergessen. Meinst du nicht, dass sie
uns beim Essen noch brauchen?«
Ines verschränkte ihre Finger im Nacken und deutete zur Tür. »Geh ruhig rüber, ich mache das schon. Es gibt sowieso nichts
im Fernsehen. Viel Spaß mit den
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