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Keine Entschuldigungen

Keine Entschuldigungen

Titel: Keine Entschuldigungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Wolff
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sie eine Überraschung, als sie ihren Wagen nach rechts auf den Harbor Drive lenkte und Richtung Coronado fuhr. Aber vermutlich sollte es so sein. Sie liebte es, am Strand entlangzufahren und die Touristen mit ihren Kindern und Fotoapparaten zu beobachten. Mit so einer Art von Leben wollte sie zwar nichts zu tun haben, aber es war interessant, andere hin und wieder dabei zu beobachten. Außerdem war nichts besser als der Geruch des Meeres.
    Abgesehen davon war sie zu überdreht, um jetzt noch in den Clubs herumzuziehen, gestand sie sich mit einiger Mühe ein, als sie die linke Abbiegung nach Harbor Island nahm. In der Stimmung, in der sie gerade war, endete der Abend vielleicht damit, dass sie doch noch etwas Dummes tat, nur um sich etwas zu beweisen.
    Darum fuhr sie stundenlang, ehe sie an ihrem Lieblingsplatz am Ozean anhielt und die Wellen beobachtete, die Tausende Meilen entfernt ihren Ursprung genommen hatten, um wieder und wieder an diesen Strand zu branden. Das erinnerte sie daran, wie belanglos ihre eigenen kleinen Probleme waren, wenn man sie in den großen Kontext der Dinge setzte. Dass sie dankbar sein sollte für jeden einzelnen Tag und für alles, was sie hatte. Acht Jahre waren so eine lange Zeit, dass sie vergessen hatte, wie es war, aufzuwachen und so am Boden zerstört zu sein, dass sie sich nicht aus dem Bett quälen konnte, bis sie einen Selbstmordplan ausgeheckt hatte.
    Die Morgendämmerung berührte langsam den Himmel, als sie es schließlich schaffte, heimzufahren. Sie trug ihre wertvollen Jimmy Choos in der einen Hand – nach dem Spaziergang am Strand waren ihre Füße nass und sandig – und humpelte die Stufen zu ihrem Apartment hoch. Das Einzige, was sie jetzt wollte, war eine ausgedehnte Dusche und etwas Schlaf. Gabe würde sie später anrufen. Viel später. Sie war jetzt nicht in der Stimmung, mit ihm diese Auseinandersetzung zu führen, von der sie wusste, dass sie fällig war, nachdem sie ihn absichtlich sitzengelassen hatte.
    Ganz in ihre Gedanken vertieft und vor Erschöpfung matt, schaltete sie das Licht in ihrem Apartment an und schrie überrascht auf. Gabe lag ausgestreckt auf ihrem sonnengelben Sofa. Die Schuhe hatte er abgestreift. Seine Augen blitzten sie wütend an, und sie las noch etwas anderes darin. Abscheu.
    „Was tust du hier?“, wollte sie wissen. „Wie bist du reingekommen?“
    „Iris hatte Mitleid mit mir und hat mich reingelassen, nachdem sie gesehen hat, dass ich seit zwei Stunden in der Lobby auf dich gewartet habe.“ Seine Augen funkelten dunkel und gefährlich. Er presste die Lippen zu einer dünnen, grimmigen Linie zusammen. „Wo zur Hölle hast du gesteckt?“
    Annalise schloss die Augen. Fast schwankte sie vor Erschöpfung. Sie hatte nicht genug Energie hierfür, hatte jetzt nicht die Kraft, um die Fassade des Partygirls aufrechtzuerhalten, die auszubilden sie so verdammt viel Zeit gekostet hatte. Aber als sie die Augen wieder öffnete, war von dem Kummer, gegen den sie am Strand angekämpft hatte, nichts mehr zu sehen.
    „Raus.“
    „Ja, ich hatte schon so eine Vermutung.“ Er kam auf sie zu, bewegte sich geschmeidig wie ein Tiger, mit seinen langen Gliedmaßen und dieser sorglosen Eleganz. Intensive Augen, gebleckte Zähne. Ein leises Grollen polterte in seiner Brust. Ihre Augen weiteten sich und ihr Herz schlug schneller.
    Sich gegen die Aggressivität zu behaupten, die aus jeder seiner Bewegungen sprach, war mit das Schwerste, was sie je getan hatte. Aber Annalise drückte ihre nackten Füße in den Boden und weigerte sich, zurückzuweichen. Auch dann nicht, als er so dicht vor ihr stand, dass sie seinen Atem auf ihrer Stirn spürte.
    „Wo warst du, Annalise?“ Er wiederholte seine Frage, diesmal mit so leiser Stimme, wie sie es von ihm noch nie gehört hatte. Ein unbehagliches und – Herr im Himmel! – erregtes Schaudern rann langsam über ihr Rückgrat, ehe sie es verhindern konnte.
    Sie war so wütend auf ihn und zornig über sich selbst, darum ignorierte sie seine unausgesprochene Warnung. „Das geht dich nun wirklich nichts an. Ich bin ausgegangen, hatte meinen Spaß, und jetzt bin ich zu Hause und will schlafen.“ Sie warf ihm den verächtlichsten Blick zu, dessen sie fähig war, und schob sich an ihm vorbei. Fast hatte sie es bis zu ihrer Schlafzimmertür geschafft, als er ihr Handgelenk packte und sie zu sich herumriss. Er presste sie gegen die Wohnzimmerwand.
    Sein Unterleib drückte sich beharrlich gegen ihren, und seine Hand lag

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