Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Keine große Affäre

Keine große Affäre

Titel: Keine große Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
Vom Netzwerk:
zweifellos
immer noch schön, aber die Härte, die ihr an der Universität den Spitznamen La
Borgia eingebracht hatte, schlich sich jetzt in ihre Gesichtszüge.
    Instinktiv wich Ginger zurück. »Nein,
ich liebe es. Es ist das Beste, was ich jemals getan habe«, verkündete sie
entschlossen, als sie den Spott in Lucretias Augen sah, während sie suchend
über die Schulter blickte, um jemanden ausfindig zu machen, der Interessanteres
zu berichten hätte.
    »Hallo, Darling!« Das war unverkennbar
Charlie Princes Stimme hinter ihr. Ginger lief ein panischer Schauder über den
Rücken.
    Hilfesuchend sah sie sich um. Robert
sah gerade lächelnd in die Augen eines Mannes im blaugrauen Armani, und all
ihre anderen Bekannten schienen sich angeregt zu unterhalten.
    Um Himmels willen, hätte sie am
liebsten gezischt, sieh doch, wer hier noch ist, aber dann wurde ihr klar, daß
er mit Lucretia gesprochen hatte. Er hatte sie nicht einmal bemerkt. Um die
Demütigung komplett zu machen, schubste er sie sanft aus dem Weg, als er zu
seiner Freundin ging, um sie zu küssen. Ginger verdrückte sich zur Bar. Sie
wünschte, sie wäre schwarz angezogen und könnte sich als Kellnerin ausgeben.
     
    »Du hast heute abend sehr schön
ausgesehen«, sagte Stephen später am Abend und legte sich in dem großen Bett
zurück, während Alison sich vor der Frisierkommode auszog.
    »Nein«, protestierte sie bescheiden.
»Ich habe erschöpft ausgesehen.«
    »Vornehme Blässe scheint dir
jedenfalls zu stehen«, sagte er. »Der Mann deiner Freundin konnte den Blick gar
nicht mehr von dir wenden.«
    »Sei nicht albern, Stephen«, sagte
sie. Ein bißchen zu schnell, dachte sie, als sie sich abwandte, um sich die
Haare zu bürsten. Sie fragte sich, was ihn dazu veranlaßt hatte, eine so
untypische Bemerkung zu machen. Wußte er irgend etwas? Wollte er sie auf die
Probe stellen? Im Spiegel sah sie, wie er den Unterhaltungsteil einer
Sonntagszeitung aufhob und ihn geistesabwesend durchblätterte. Nein, beschloß
sie, es mußte eine belanglose Bemerkung gewesen sein.
    »Ich fühle mich schrecklich
unzulänglich neben den beiden«, sagte sie plötzlich.
    »Welchen beiden?«
    Verkehrt herum sah sie, daß Stephen
aufmerksam einen Artikel über Gartenlauben las. Angesichts seines minimalen
Interesses an Gartenarbeit amüsierte sie seine Konzentration.
    »Ginger und Lia«, sagte sie.
    Er ließ die Zeitung sinken. »Was
meinst du damit?« fragte er sie.
    »Sie sind so gute Mütter«, sagte sie
und stieg neben ihm ins Bett. »Und ich bin ein hoffnungsloser Fall.«
    »Hoffnungsloser Fall? Hast du Bens
Gesicht gesehen, wenn du von der Arbeit nach Hause kommst?«
    »Ja«, sagte sie lächelnd. »Wie ein
Sonnenstrahl. Und ich fühle mich dann furchtbar schuldig, weil ich ihn den
ganzen Tag allein lasse.«
    »Das darfst du nicht«, sagte Stephen
kategorisch. »Für ihn ist es das Wichtigste, daß du glücklich bist. Daß wir
alle glücklich sind«, fügte er hinzu.
    »Das sind wir doch, nicht wahr?« sagte
Alison leise und kuschelte sich an ihn, wie ein Kind, das nach einem Alptraum
Wärme und Schutz braucht, um einschlafen zu können.
    »Wir sind sehr glücklich«, versicherte
Stephen ihr, drückte sie fest an sich und löschte das Licht.
    Sie fühlte sich ruhig und sicher, als
sie in der Dunkelheit seinem gleichmäßigen Atem lauschte. Sie spürte, wie sich
sein fester Griff um ihren Körper schon nach ein paar Sekunden wieder lockerte,
als er einschlief. Sie lag da und beobachtete die Muster, die die
Straßenbeleuchtung auf die Wand warf, und dachte an die Zauberlaterne in
Anouskas Zimmer, mit ihren Sternen und Tieren, die sich zu dem immer langsamer
werdenden Klang von Brahms’ Wiegenlied an der Decke drehten. Sie lag mit dem
Mann im Bett, den sie liebte, der sie liebte, sagte sie sich und drehte sich
auf die Seite. Sie versuchte zur Ruhe zu kommen. Aber sie schien nicht fähig zu
sein, sich die Erregung fortzuwünschen, die durch ihren Körper gefahren war,
als Stephen angedeutet hatte, daß Neil sich noch immer für sie interessierte.
     
    »Warum um Himmels willen hast du
nichts zu ihm gesagt?« fragte Robert Ginger verärgert, als er sie entdeckte.
Sie saß auf einer Kiste Champagner, als wollte sie sie ganz allein trinken, und
versicherte dem verwirrten Barkeeper immer wieder, daß er wahrhaftig genauso
aussah wie Mickey Rourke.
    »Was denn zum Beispiel?« Ginger sah
ihn böse an, damit er abhaute. Sie war ziemlich scharf auf diesen Mickey,
obwohl sie

Weitere Kostenlose Bücher