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Keine große Affäre

Keine große Affäre

Titel: Keine große Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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normalerweise nicht auf Dreitagebärte abfuhr.
    »Zum Beispiel: Hast du einen Job für
mich?« sagte Robert.
    »Du meinst statt Kindesunterhalt?«
fragte Ginger. Der Alkohol hatte ihre Zunge gelöst. Es fiel ihr plötzlich
außerordentlich schwer zu verstehen, was die Leute zu ihr sagten. Sogar Mickeys
»Hätten Sie die Güte, mir aus dem Weg zu gehen?« hatte der lahme Computer, den
sie anscheinend statt eines Gehirns hatte, erst nach mehreren Minuten verarbeitet.
    »Er hält dich für ein Original. — Gott
weiß, er würde seine Meinung im Handumdrehen ändern, wenn er dich in diesem
Zustand sähe. Und er sucht jemanden für die Konzeptentwicklung, aber immer,
wenn er dich fragen will, bist du entweder unverschämt zu ihm, oder du rufst
ihn nicht zurück. Also ehrlich!«
    »Nur zu deiner Information«, sagte
Ginger mit etwas, das sie für große Würde hielt. »Ich will gar keine Konzepte
entwickeln, da hast du’s. Komm schon, Mickey, laß uns gehen«, sagte sie und
stand auf.
    »Gary«, sagte der Barkeeper. »Und ich
gehe nirgendwohin. Ich muß hier noch aufräumen.«
    »Hast du schon was gegessen?« fragte
Robert sie.
    »Nur ein paar von diesen Minitoasts
mit was drauf.«
    »Crostini«, sagte er.
    »Crostini«, wiederholte sie spöttisch.
    »Du bist unerträglich, wenn du
betrunken bist, aber ich fühle mich meinem Patenkind gegenüber verpflichtet,
dich zum Essen einzuladen. In diesem Zustand kann ich dich nicht nach Hause
schicken«, sagte Robert und bot ihr seinen Arm an.
    Sehnsuchtsvoll schaute sie den
Barkeeper an. Der ignorierte sie bewußt und beschäftigte sich mit
Gläsereinsammeln.
    »In Ordnung, aber ich muß meinen
Babysitter anrufen«, willigte sie schließlich ein.
    »Du rufst niemanden an, bevor ich es
dir erlaube!« sagte Robert und fügte freundlicher hinzu: »Das ist schon okay.
Es ist noch nicht mal Mitternacht. Gott, Ginger, nicht mal Mitternacht, und
meine Party ist schon vorbei. Ich scheine langsam alt zu werden...«
    »It’s your party and you’ll cry if you
want to«, sang Ginger falsch und aus keinem nachvollziehbaren Grund, als er sie
nach unten ins Restaurant führte.
    »Will Charlie mir wirklich einen Job
geben?« fragte sie, nachdem Robert sie gezwungen hatte, viel Brot zu essen, um
den Alkohol aufzusaugen.
    »Ich weiß nicht. Ich glaube ja«, sagte
Robert. »Ich wüßte nicht, wieso er sonst an dir interessiert sein sollte.«
    »Vielen Dank.«
    »Ach, so hab ich’s doch nicht gemeint.
Ich meinte, na ja, du kennst doch Charlie. Der hat nur die Arbeit im Kopf. Ja,
gerne.« Urplötzlich schenkte er dem Kellner ein strahlendes Lächeln, der
gefragt hatte, ob sie bestellen wollten, und gab ihm die Speisekarten zurück.
»Zweimal Hamburger mit Pommes.«
    »Hamburger? Ich dachte, du lädst mich
zum Dinner ein, nicht zu beschissenem Fast Food.«
    »Sieh an, sie ist plötzlich so
nüchtern, daß sie den Unterschied kennt... Übrigens kommt man extra hierher, um
Hamburger zu essen. Jedes Kind weiß, daß es hier die besten auf dieser Seite
des Atlantiks gibt. Ich glaube, sie verwenden argentinisches Rindfleisch —
jedenfalls ist es BSE-frei. Sogar Vegetarier kommen hierher, um beschissene
Hamburger zu essen«, schnauzte Robert sie an.
    »Kann ich ein Glas Rotwein haben?«
fragte sie ihn.
    »Auf keinen Fall«, sagte er.
    Der Hamburger war gut. Er war so
blutig, daß er fast ein Tartarbeefsteak war, und wurde mit einem Schlag
dickflüssiger gelber Sauce bearnaise mit Kapern serviert.
    »Haben Sie Ketchup?« fragte Ginger den
Kellner, als er zwei große Teller und eine Holzschüssel mit dicken
Kartoffelscheiben auf den Tisch stellte, die nicht geschält und mit zerstoßenen
Peperoni bestäubt waren.
    »Ähm, ich schau mal nach. Ich weiß,
wir haben Salsa und saure Sahne und Guacamole...«
    »Oh ja, das nehm ich alles«, sagte
Ginger begeistert.
    »Gott, du bist unglaublich«, zischte
Robert ihr zu. »Ich spendier dir was Anständiges zu essen, und du fragst nach
Ketchup. Hast du gar keine Manieren?«
    »Wenn du Manieren hättest,
wüßtest du, daß die nobelsten Restaurants alles haben, was der Gast wünscht.
Und wenn nicht, sehen sie es als ihren Fehler an und nicht als den des Gastes.
Deshalb rennen sie sofort zum Laden an der Ecke, um es zu besorgen«, konterte
Ginger ebenso aggressiv. »Das ist so, als würde dein Gast die falsche Gabel
benutzen. Dann erwartet man von dir, daß du es auch tust, aber ich glaube
nicht, daß man sowas an der höheren Schule lernt«, fügte sie hinzu. Es

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