Keine Lady fuer Lord Strensham
Gemütsruhe, indem er ihre Hand an die Lippen führte und küsste. Fast konnte man meinen, er empfinde wirklich etwas für sie. „Ich möchte mich bei dir entschuldigen.“
Thea schüttelte den Kopf. „Lass uns den heutigen Nachmittag vergessen, Marcus. Stattdessen wäre mir lieber, du sagtest mir, welche Änderungen ich an dem Haus vornehmen lassen kann.“
„Das überlasse ich ganz dir, solange du mir versprichst, dass mein Bücherraum unangetastet bleibt. Ich liebe Bibliotheken. Man weiß nie, was für Schätze man darin entdeckt.“
Er lächelte viel sagend, und sie begaben sich in ungewohntem Einvernehmen zum Dinner.
In den nächsten Wochen zog Theas kleine Armee von Helfern durch Chimmerton wie eine frische Frühlingsbrise. Marcus und sie scherzten über das Chaos, doch ihre Stimmung war insgeheim noch immer bedrückt. Seit jenem Kuss in der Bibliothek hatte Marcus keine Nacht mehr in ihrem Bett verbracht. Trotz der Anstrengungen am Tage konnte sie abends nicht einschlafen und sah am nächsten Morgen meist blass und müde aus. Eines Tages schlug Marcus nach dem Frühstück einen Spaziergang vor.
„Warum reitest du heute nicht mit mir und probierst deine neue Stute aus, Thea?“
Du lieber Himmel, sie musste wirklich fürchterlich aussehen, wenn Marcus ihr so viel Aufmerksamkeit schenkte. Andererseits wollte sie die Gelegenheit nutzen, ihm nahe zu sein.
„Vielleicht hast du recht. Und es ist auch ein sehr schöner Morgen.“
„Komm in einer halben Stunde auf die Terrasse, dann können wir die Wildnis erkunden“, scherzte er.
Sie war sogar in noch kürzerer Zeit bei ihm und errötete voller Freude, als er ihre Hand nahm und diese Besitz ergreifend auf seinen Arm legte.
„Wäre es nicht besser, alles der Natur zu überlassen?“, fragte sie und wies auf das wuchernde Strauchwerk, um Marcus von ihren hochroten Wangen abzulenken. „Oder gibt es noch die ursprünglichen Pläne eures Gartens? Dann könnten wir versuchen, ihn wiederherzustellen.“
„Du willst nicht lieber alles herausreißen lassen und neu von vorn anfangen?“
„Nein, es gefällt mir eigentlich so ganz gut.“
„Die Waldarbeiter könnten die Wege von den allzu sehr wuchernden Büschen befreien. Danach sehen wir ja, was übrig bleibt. Lydia ist leidenschaftliche Gärtnerin. Sie könnte dir helfen.“
„Ja, deinen Verwandten muss ich mich auch irgendwann stellen“, sagte sie nachdenklich.
„Stimmt. Warum laden wir also nicht alle passablen unter ihnen zu Weihnachten ein? Ich möchte gern mit meiner schönen Frau und dem erneuerten Haus angeben.“
Thea warf ihm einen forschenden Blick zu, aber seine Miene zeigte keinen Spott. Offenbar hielt er sie wirklich für hübsch.
„Ich bebe bei dem Gedanken, deinen Verwandten zu begegnen“, sagte sie leise.
„Du wirst es schaffen, da bin ich sicher, Thea. Vielleicht solltest du ein wenig mehr Vertrauen in dich setzen, so wie ich es tue.“
„Wenn dieser Weg wieder frei begehbar ist, führt er dann zu dem Gebäude dort drüben, Marcus?“, lenkte sie das Gespräch auf ein anderes Thema.
„Ja. Das ist ein alter Gartenpavillon, den Großvater vor vielen Jahren bauen ließ. Und der übrigens einen wunderschönen Ort für ein Sommerpicknick abgeben könnte.“
Sie fragte sich, ob sie bis dahin immer noch wie höfliche Fremde miteinander reden würden. Inzwischen lenkte er ihre Aufmerksamkeit auf eine ziemlich verfallene Gartenlaube.
„Siehst du die vielen Steintiere? Meine Großmutter ließ sie von der Terrasse entfernen, weil sie ihren Gästen eines Nachts einen Heidenschrecken einjagten.“
Eichhörnchen und Dachse standen dicht neben Tigern, Löwen, Affen und Bären und einigen Tieren mythischer Herkunft. Thea war begeistert.
„Der Garten würde himmlisch aussehen mit all diesen amüsanten Geschöpfen statt der ewigen klassischen Statuen.“
„Die Kinder werden sie jedenfalls lieben.“
Thea sog scharf die Luft ein und wandte sich ab, um ihr Erröten und vor allem die Sehnsucht zu verbergen, die sie erfasste, wenn sie nur daran dachte, Marcus’ Kinder zu empfangen.
Er sah ihr zu, wie sie versuchte, sich einen Weg zu einer eigentümlichen Brücke zu bahnen, die sich zwischen den Binsen verlor. Verdrießlich kam er zu dem Schluss, dass sie, sollte es in dieser Weise weitergehen, zuerst ihren ersten Hochzeitstag feiern würden, bevor sie das Bett miteinander teilten. Dann kam ihm ein anderer Gedanke, und er lächelte. Thea glaubte offenbar, er hätte auf eigene Kinder
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