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Keine Lady ohne Tadel

Keine Lady ohne Tadel

Titel: Keine Lady ohne Tadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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sich neben das Bett und schaute ihnen zu. Esmes aufgelöstes Haar, ihre Brust und die kleine Hand des Kindes, das ihren Finger festhielt, alles war von Mondlicht übergossen. Sicherlich war es nicht recht, dass er sich so sehr wünschte, er möge dazugehören. Er wollte sich auf das Bett setzen und William die Brust reichen, er wollte …
    Für sie da sein.
    »Er kommt mir wie ein friedliches Kind vor«, äußerte Sebastian, als Esme William an ihre Schulter gelegt hatte und ihm den Rücken klopfte.
    Sie sah ihn zornig an. »Er ist sehr zart. Ich muss aufpassen, dass er sich nicht erkältet.«
    Sebastian musterte die dicken, strampelnden Beinchen. »Er ist zart?«
    Esme nickte, während William ein Bäuerchen machte.
    »Er hört sich an wie einer der Burschen in der Dorfschänke«, meinte Sebastian. William schaute ihn bierselig an. »Er sieht sogar betrunken aus!«
    »Tut er nicht!«, widersprach Esme empört. »Aber findest du nicht auch, dass er Miles’ Ebenbild ist? Ich habe es ja gewusst. Ich habe es von Anfang an gewusst!«
    In Sebastians Augen sah William aus wie die meisten Neugeborenen: kahl, pummelig und rot. Ja, irgendwie sah er Miles ähnlich. Aber dann hatten alle Babys Ähnlichkeit mit Miles.
    »Ich habe auch blaue Augen«, sagte er, ohne nachzudenken.
    »Nicht azurblau«, widersprach Esme. »Außerdem liegt es nicht an der Farbe, sondern an seinem Blick. In ihm liegt so viel Liebe … wie bei Miles. Er ist der liebste Junge der Welt, nicht wahr, mein Kleiner?« Und sie hob William hoch und küsste sein Gesicht ab. »Nun wird aber geschlafen!« Sie warf Sebastian einen mahnenden Blick zu. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als zu gehen.
    Sie glaubte wohl, dass er jetzt das Haus verlassen würde. Das tat er aber nicht. Er blieb. Und auch seine Mutter würde bleiben müssen, ob es ihr gefiel oder nicht. Falls die Öffentlichkeit den Aufenthaltsort des berüchtigten Marquis Bonnington erfuhr, würde die Anwesenheit seiner Mutter peinliche Verdachtsmomente zerstreuen können.
    Oder auch nicht. Sebastian war es ohnehin völlig gleichgültig.
    William verschlief fast den ganzen nächsten Tag, während Esme und Arabella an seiner Wiege standen und seine vollkommenen Zehen und sein rundes Bäuchlein bewunderten. Esme war überzeugt davon, dass William sie bereits erkannte. »Das ist ein Blick der Liebe und Zuneigung«, sagte sie, als William endlich die Augen aufschlug.
    »Wenn du meinst«, sagte Arabella.
    »Ich weiß es. Glaubst du, dass er es warm genug hat? Ich finde, seine Wange ist ein bisschen kalt.« Sie fühlte seine Temperatur mit dem Handrücken und steckte die Decken um ihn fester.
    »Ich läute dem Diener, damit er das Feuer schürt«, sagte Arabella bereitwillig. Das war eine der Eigenschaften, die Esme an ihrer Tante so schätzte. Anders als das Kindermädchen, das ihr dauernd widersprach, stellte Arabella Esmes Urteil nie in Frage.
    Esme nahm William auf und legte seine kleine Wange an ihre. Sie fühlte sich an wie die zarteste Seide der Welt.
    »Deine Mutter hat also geschrieben, dass sie kommt, sobald es ihr möglich ist?«, fragte Arabella und fuhr bewundernd über die zarten Spitzen von Williams Bettdecke.
    »Ich bin ja so froh darüber«, gestand Esme. »Ich war sehr enttäuscht, dass sie nicht früher gekommen ist. Aber jetzt wird sie William ganz gewiss in ihr Herz schließen.«
    Arabella warf ihrer Nichte einen traurigen Blick zu. »Natürlich wird Fanny William ins Herz schließen. Aber ich glaube …« Sie verstummte.
    »Mach dir keine Sorgen. William wird sie bezaubern.«
    Arabella musterte das hoffnungsvolle Gesicht ihrer Nichte und beschloss, ihrer Besorgnis trotzdem Ausdruck zu verleihen. »Ich mache mir Sorgen um dich, Esme. Deine Mutter hat in ihrem Leben viele Enttäuschungen erlebt. Dadurch ist sie verbittert geworden.«
    »Das weiß ich doch«, gab Esme zurück. Sie hatte immer gewusst, dass sie für ihre Mutter die härteste Prüfung darstellte. »Aber William wird das alles wieder gutmachen, verstehst du? Und natürlich werde ich in Zukunft die Tochter sein, die sie sich immer gewünscht hat. Sie wird sich nicht mehr meinetwegen schämen müssen.«
    »Ja-a. Ich hoffe natürlich, dass es so kommt.«
    »Aber du glaubst es nicht?«
    »Ich fürchte, du könntest eine Enttäuschung erleben«, sagte Arabella. »Wenn Fanny deine Gefühle verletzt, werde ich sie selbstverständlich ausschelten. Aber es gibt noch andere …«
    »Du musst dir nicht so viele Gedanken machen. Mama hat

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