Keine Lady ohne Tadel
genau dort liegen, wo sie waren. Eine auf ihrem Rücken und die andere auf ihrer Brust. Seine Finger sehnten sich danach, zu berühren, zu liebkosen, oder vielmehr sich ihrer Brüste zu bemächtigen und …
Er riss sich von seinen Fantasien los. Sie schalt ihn für seinen Leichtsinn, für seine Waghalsigkeit, seine Rücksichtslosigkeit … Seine Hände zitterten vor Begierde, und so erlaubte er sich, ihre Brust fester zu umschließen. Er stellte sich vor, wie sie prall und schwer auf ihm läge.
Sebastian überkam der Drang, Esme den Umhang von den Schultern zu streifen. Er wollte seine Hand darunterschieben und sie besitzen. Wieder und immer wieder. Wenn sie ihn in der Hütte besuchte, war die Gewissheit, sie ganz zu besitzen, jedes Mal nach einer Stunde vergangen. Sie ging wieder ins Haus, und er blieb in seiner Hütte zurück, wo er nur von ihr träumen konnte.
Seine Hand umschloss ihre Brust, und sein Daumen strich über ihre samtene Spitze. Esmes Wortschwall verstummte abrupt. Sie keuchte vor Lust. Wieder und wieder streichelte er sie, dann beugte er sich zu ihrem Mund hinab. Diese Lippen, diese kirschroten Lippen waren sein. Sie wimmerte und zitterte an seiner Brust. Er behielt jedes Beben im Gedächtnis.
»Du gehörst mir«, sagte er mit einem Knurren in der Stimme, das ihn selbst überraschte.
Esme ließ sich an seine Schulter sinken. Ihre Locken fielen über sein Hemd, ihre Augen waren geschlossen. Sie atmete heftig und krallte sich in sein Hemd, indes sein Daumen wieder und wieder über ihre Brust strich und sein Verlangen, sie ganz zu besitzen, schier übermächtig wurde.
Doch er brachte es nicht über sich. Immerhin befanden sie sich in der Rosenlaube. Behutsam drückte er sie an seine Schulter und bat ihre Brust, die sich immer noch flehend an seine Hand drückte, um Verzeihung.
Sebastian merkte es sofort, wenn Esme wieder zur Vernunft kam. Sie musste nicht erst aufspringen. Es war vielmehr eine winzige atmosphärische Verschiebung in der Luft, die sie beide atmeten.
»Nein«, sagte sie, und die Qual in ihrer Stimme bohrte sich in sein Herz. »Ich will das nicht!«
»Ich weiß«, erwiderte er voller Zärtlichkeit und fuhr mit einem Finger die anmutige Linie ihres Halses entlang. »Ich weiß, dass du das nicht willst.«
»Offenbar sind dir meine Wünsche gleichgültig! Sonst wärst du nämlich längst auf den Kontinent zurückgekehrt. Was ist, wenn einer meiner Gäste plötzlich beschließt, frische Luft zu schnappen?«
»Deine Wünsche sind mir nicht gleichgültig. Du willst eine ehrbare Frau sein. Du willst Witwe bleiben. Und du willst« – er gab ihr einen Kuss auf die süße Haut ihres Halses – »dass ich in dein Bett komme.«
»Ich kann sehr gut ohne Letzteres auskommen.«
»Ich weiß aber nicht, ob ich es kann«, murmelte er, während seine Lippen ihren Hals liebkosten. Die berüchtigte Esme trug ein erstaunlich unschuldiges Parfüm. Sie roch nicht wie eine Exotin aus den Gefilden Ostindiens, sondern wie ein blühender Mandelbaum.
»Ich gebe zu, dass ich dich … anziehend finde.« Er bewunderte die Gelassenheit, mit der sie es aussprach. »Aber das Spiel ist nun vorbei. Mein Butler Slope weiß, wer du bist. Hat es vermutlich gewusst, seit du dich auf die Stelle beworben hast. Er wird zwar den Mund halten, aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis einer meiner Hausgäste deine wahre Identität erkennt. Mein Haus ist voller Leute, denen du bekannt bist, Sebastian. Das wird mein Ruin sein. Ich ertrage das nicht, weil doch so viel auf dem Spiel steht.«
»Und ich will auch nicht, dass du von meinem Dach fällst!«, fuhr sie fort und packte ihn an der Schulter. »Ich würde es nicht ertragen, wenn dir etwas zustieße. Nicht, nachdem Miles tot ist. Verstehst du?« Esme spürte, wie ihr vor Schmerz der Atem stockte.
Oh, er verstand sie sehr genau. Vermutlich würde er Striemen auf seiner Schulter haben, eine Liebesnarbe von jedem ihrer süßen Finger. Sein Lächeln kam aus tiefstem Herzen, und wenn sie das nicht erkannte … »Du willst also, dass ich fortgehe?«, fragte er und musste sich zu einem ruhigen Ton zwingen, sonst hätte sie erkannt, wie aufgewühlt er war.
Esme nickte grimmig. »Baring, der Gärtner, existiert nicht mehr. Du musst fortgehen.«
Sie hatte vermutlich recht, so ungern er das zugeben mochte. Es war an der Zeit, seiner Tarnung Lebewohl zu sagen, auch wenn ihm das schlichte Leben sehr gefallen hatte. »Willst du wirklich, ganz ehrlich, dass ich auf den Kontinent
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