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Keine Lady ohne Tadel

Keine Lady ohne Tadel

Titel: Keine Lady ohne Tadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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schlüpfte durch den Nebeneingang. Das Echo der Hammerschläge hallte von den benachbarten Hügeln wider. Stare hatten sich auf den Ulmen am Haus versammelt und drehten ihre Kreise vor einem grauen Himmel. Jeder Grashalm war mit Feuchtigkeit gesättigt. Hin und wieder hörte Esme Männerstimmen, doch sie legte den ganzen Weg bis zur Rückseite des Hauses zurück, ohne einer Menschenseele zu begegnen.
    Und dann, als sie um die westliche Hausecke bog, sah sie ihn. Er lehnte bequem an einem der Kamine und aß eine Scheibe Brot, als hätte er keine Sorgen auf dieser Welt. Der Marquis Bonnington krallte sich beileibe nicht mit einem Fingernagel an der Regenrinne fest! Er lag nicht im regenfeuchten Gras, das Gesicht bleich und tot. Er war … es ging ihm gut!
    Manchmal mochte Esme kaum glauben, dass Sebastian tatsächlich ein Marquis war. Doch nicht dieser große, muskulöse Mann, der ein raues Arbeitshemd trug und stets seine Ärmel aufkrempelte, sodass starke Unterarme zum Vorschein kamen! Kein Gentleman besaß solche Muskeln. Oder solche Schenkel.
    Sie nahm sich zusammen. Welchen Sinn hatte es, Sebastian anzustarren wie eine läufige Katze? Er konnte jeden Moment vom Dach fallen. Für eine solche Arbeit war er nicht ausgebildet.
    »Du da!«, rief sie. Ihre Stimme reichte nicht bis zum Dach. Sebastian lehnte seinen Kopf an den Kamin und wandte sein Gesicht der Sonne zu. Sie überzog seinen Hals mit einem honigbraunen Ton, küsste sein goldenes Haar … das hatte sich nicht verändert. Er war nur kräftiger geworden. Es gab mehr von ihm.
    Wie war noch gleich sein neuer Name? Esme konnte sich nicht darauf besinnen. »Bonnington!« zu rufen kam jedoch auch nicht infrage. Wenn ihre Gäste mitbekamen, dass der Marquis Bonnington behaglich auf ihrem Grund und Boden hauste, würden sie sich tagelang darüber das Maul zerreißen. Ihr Name – und der Name ihres Kindes – würden in den Schmutz gezogen werden. Diese Vorstellung verlieh ihr neue Kräfte.
    Esme hob einen Stein auf und warf ihn mit aller Kraft. Doch sie traf nur die Sandsteinmauern. Sie versuchte es noch einmal und traf sogar knapp unterhalb des Daches, doch der Stein prallte lediglich ab und fiel in die Regenrinne.
    »Verflixt!«, murmelte Esme und musterte die Leitern, die ans Haus gelehnt waren. Natürlich durfte sie nicht einmal im Traum daran denken, sie zu erklimmen.
    In diesem Augenblick hörte sie eine gedämpfte Stimme neben sich. »Kann ich Ihnen behilflich sein, Madam?«
    Esme machte vor Schreck einen Satz. »Slope!«, keuchte sie.
    Der Butler verneigte sich. »Ich habe gesehen, wie Sie vom Rosensalon hierhergegangen sind, Mylady, und bin Ihnen gefolgt, falls Sie meine Dienste benötigen.«
    Esmes Wangen brannten vor Scham. Was sollte sie nur sagen? Wie zum Teufel sollte sie erklären, was sie hier draußen tat?
    Doch Slope wartete gar nicht auf eine Antwort. »Baring!«, bellte er zum Dach hinauf. »Ihre Ladyschaft wünscht Sie zu sprechen. Beeilen Sie sich, Mann!«
    Baring – vielmehr der Marquis Bonnington – lächelte so strahlend vom Dach herunter, dass Esme nach Luft schnappen musste. Er setzte seine Kappe auf und turnte die Leiter hinunter. Esme beobachtete ihn, doch als sie merkte, dass ihr Blick auf seinen kräftigen Schenkeln ruhte, wandte sie sich hastig an Slope.
    »Ich möchte nur feststellen, ob der Gärtner …«
    Doch Slope hob mahnend den Finger. »Wenn Sie und der Marquis vielleicht in die Rosenlaube gehen möchten … Dort würde man Sie vom Hause aus nicht sehen können.«
    Und nach dieser erstaunlichen Bemerkung verneigte er sich und verschwand.
    Esme starrte mit offenem Mund hinter ihm her. Doch dann wurde ihre ganze Aufmerksamkeit von ihrem Gärtner beansprucht. Er nahm seine Kappe ab und drehte sie in den Händen, als wäre er tatsächlich ein Gärtnerbursche und müsse der Dame des Hauses Bericht erstatten.
    »Wie kannst du es wagen, auf mein Dach zu klettern!«, fuhr sie ihn an, drehte sich abrupt um und marschierte zu der Rosenlaube, in der so viele alte Rosenarten an den Spalieren rankten, dass man hinter ihrem Schutz weder gesehen werden noch selbst hinaussehen konnte.
    »Ich würde so gern deinen Arm nehmen«, sagte Sebastian so leise, dass sie ihn kaum hörte.
    Esme ignorierte ihren Gärtner. Es fiel ihr schwer genug, den vom Regen schlüpfrigen Abhang zu bewältigen. Auf keinen Fall wollte sie ausrutschen: Sebastian würde sich bei dem Versuch, sie wieder auf die Beine zu stellen, den Rücken verrenken.
    »Was zum Teufel

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