Keine Macht den Doofen
»dämonischen Gefahr« entgegenzuwirken.
(Mitunter reichen dazu offenbar auch Überreste eines prominenten »Seligen« aus – jetzt, da ich dies schreibe, wird das Blut des verstorbenen Papstes Johannes
Paul II . durch mexikanische Bistümer gereicht mit
dem offiziellen Auftrag, den dortigen Drogenkrieg zu beenden. Kein Witz, so
meldete es Radio Vatikan. 31 Wie soll man so etwas noch kommentieren? Vielleicht mit den Worten Karlheinz
Deschners: »Je größer der Dachschaden, desto schöner der Aufblick zum Himmel.«)
Meldung 3 : Evangelikale Christen in Kenia
und Nigeria verstoßen, foltern, töten ihre eigenen Kinder, weil sie sie für
»Hexen« halten. (Eine der schlimmsten Homo-demens -Erscheinungen
unserer Zeit: Auf dem afrikanischen Kontinent findet seit gut einem Jahrzehnt –
angeheizt von westlichen Predigern und getreu der biblischen Forderung »Eine
Hexe sollst du nicht am Leben lassen!« – eine neue Hexenverfolgung statt, der
bereits Zehntausende Kinder zum Opfer gefallen sind.)
Meldung 4 : Palästinensische Frauen berichten
voller Stolz, dass sie ihre Söhne schon im Kleinkindalter auf ein ruhmreiches
Ableben als Sprengstoffattentäter vorbereiten. (Glauben Sie nicht, dass diese
jungen Frauen ihre Kinder nicht lieben würden. Das Gegenteil ist der Fall: Sie
wollen, wie alle guten Mütter, »nur das Beste für ihr Kind« – und etwas
Besseres als Allahs Belohnung für einen Märtyrertod können sie sich einfach
nicht vorstellen.)
In den Medien wird dieser alltägliche Glaubenswahn mit dem Begriff
»Religion« umschrieben. Doch ist es gerechtfertigt, die Meisterleistungen ,
die im religiösen Kontext erfolgt sind (denken Sie nur an die wunderbaren
Schöpfungen auf dem Gebiet der Musik, der Bildenden Kunst, der Architektur),
mit dem unerträglichen Stuss in einen Topf zu werfen,
der heute milliardenfach die Hirne vernebelt? Sollen wir wirklich die großen Mystiker der Weltreligionen (Zen-Buddhisten,
Advaita-Hinduisten, islamische Sufis, christliche Mystiker wie Meister Eckhart
usw.) mit jenen debilen Spinnern gleichsetzen, die
auf der Basis veralteter Texte über unsere Gegenwart und Zukunft bestimmen
wollen? Nein! Wir sollten lernen, zwischen der mystischen Verschmelzung
mit dem Weltganzen 32 und dem durch spinnerte Dogmen hervorgerufenen Durchbrennen
aller Sicherungen im Oberstübchen zu unterscheiden. Religiöse
Gefühle sind – so fair sollte man sein – nicht notwendigerweise gleichbedeutend
mit religiöser Idiotie, auch wenn das eine mit dem
anderen häufig einhergeht.
Der Begriff »religiöse Idiotie« (kurz: »Religiotie«) mag verletzend
klingen, beschreibt jedoch treffender als jeder Alternativbegriff eines der
zentralen Probleme unserer Zeit: Solange nämlich Religioten das Sagen auf
unserem Planeten haben – und das haben sie leider, Mensch sei’s geklagt, in
vielen Teilen der Welt –, sind alle Versuche, das Zusammenleben der Menschen
vernünftiger, freier, gerechter zu gestalten, notwendigerweise zum Scheitern
verurteilt. (Denken Sie nur an die muslimischen Extremisten in Somalia, die
2011 die dringend benötigte internationale Hilfe für die hungernde Bevölkerung
nicht zuließen.) Versuchen wir also angesichts der Bedeutung dieses Phänomens
eine kurze Definition des religiotischen Syndroms : Religiotie ist eine selten diagnostizierte (wenn auch
häufig auftretende) Form der geistigen Behinderung , die durch intensive Glaubensindoktrination vornehmlich im
Kindesalter ausgelöst wird. Sie führt zu deutlich
unterdurchschnittlichen kognitiven Leistungen sowie zu unangemessenen
emotionalen Reaktionen, sobald es um glaubensrelevante Sachverhalte geht. 33 Bemerkenswert ist, dass
sich Religiotie nicht notwendigerweise in einem generell reduzierten IQ niederschlägt: Religioten sind zwar weltanschaulich zu
stark behindert, um die offensichtlichen Absurditäten ihres Glaubens zu
erkennen, auf technischem oder strategischem Gebiet können sie jedoch (siehe
Osama bin Laden) hochintelligent sein. Wie es »Inselbegabungen« gibt (geistig
behinderte oder autistische Menschen mit überwältigenden mathematischen oder
künstlerischen Fähigkeiten), so gibt es offensichtlich auch »Inselverarmungen«
(normal oder gar hochintelligente Menschen, die in weltanschaulicher Hinsicht
völlig debil sind). Religiotie sollte daher als »partielle Entwicklungsstörung«
verstanden werden – ein Begriff, den der Entwicklungspsychologe Franz Buggle
schon vor Jahren vorgeschlagen hat, um die spezifischen
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