Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Keine Macht den Doofen

Keine Macht den Doofen

Titel: Keine Macht den Doofen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schmidt-Salomon
Vom Netzwerk:
Denkhemmungen
religiöser Fundamentalisten zu erfassen. 34
    In Westeuropa tun wir uns schwer damit, die globalen Dimensionen der
Religiotie richtig einzuschätzen. Denn die allermeisten Gläubigen, denen wir in
unseren Breitengraden begegnen, nehmen ihre Religion längst nicht mehr tödlich
ernst. Viele von ihnen sprechen allenfalls noch einen » religiösen Dialekt « , der einigermaßen
fromm klingt, es aber längst nicht mehr so meint . 35 Tatsächlich wissen die meisten europäischen
»Christen« nicht einmal, was sie von Amts wegen eigentlich glauben müssten: Die
»Auferstehung der Toten« kennen viele nur noch aus Zombie-Filmen – und das
»Jüngste Gericht« halten sie womöglich für die neueste Rezeptidee von
Fernsehkoch Johann Lafer.
    Die Transformation des einst brutal wütenden europäischen
Christentums in eine harmlose Pseudoreligion mit folkloristischem Charakter ist
zweifellos eine erfreuliche Entwicklung. Allerdings sollten wir uns davor
hüten, von dem seichten »religiösen Musikantenstadl« in Europa auf die
Verhältnisse weltweit zu schließen. Was wahre Religiotie bedeutet, das zeigt sich nicht nur in Saudi-Arabien, Iran, Nigeria oder
Somalia, sondern schon in den USA : Wenn US -amerikanische Evangelikale von »Auferstehung«,
»Schöpfung«, »Himmel«, »Hölle«, »Gott« und »Teufel« sprechen, dann sind das für
sie keine unverbindlichen Metaphern – nein, diese Leute meinen wirklich, was sie sagen! Sie
glauben tatsächlich, dass Gott die Welt erschuf, als die Babylonier bereits das
erste Bier brauten. Millionen US -Bürger sind sogar
überzeugt, in jener biblischen »Endzeit« zu leben, in der (laut
Johannesoffenbarung) die finale Schlacht zwischen Gut und Böse, Gott und Teufel
ausgetragen wird.
    Da in den letzten Jahrzehnten die Zahl der apokalyptischen Spinner
in allen Religionen zugenommen hat und ihnen mittlerweile technische
Möglichkeiten zur Verfügung stehen, von denen Gotteskrieger früherer Zeiten
nicht einmal zu träumen wagten, ist es heute eine der großen
Schicksalsfragen der Menschheit, ob es gelingen wird, den Einfluss der
Religioten einzudämmen . (Gänzlich aufheben wird man ihn wohl nie.)
Allerdings ist die Religiotie selbstverständlich nicht das einzige
schwerwiegende Problem, das wir lösen müssten, um den Weg in eine bessere
Zukunft zu beschreiten. Denn die religiotischen Hirnwürmer haben längst schon
Konkurrenz von profaner Seite bekommen:
    Die Menschen brauchen keine Götter mehr, um sich
das Leben zur Hölle zu machen! Die neuen Wahnsysteme des Homo demens kommen auch ohne Frömmelei aus und wirken dabei
nicht weniger tödlich. Verlassen wir also die wundersame Welt der Religioten
und tauchen ein in den ganz normalen Wahn der
internationalen Finanz-Deppokratie …

SCHWARMDUMMHEIT
    Wie Ökonomioten die Welt zugrunde richten
    Vielleicht kennen Sie den alten Witz: Treffen sich zwei Planeten
im Universum. »Mann, geht’s mir schlecht!«, keucht der eine. »Ich fürchte, ich
hab Homo sapiens! « »Oh, das ist übel!«, sagt der
andere. » Homo sapiens hatte ich auch mal. Aber keine
Sorge: Das geht schnell vorüber!« – An diesem Witz stimmt fast alles, nur die
Krankheitsdiagnose ist nicht ganz korrekt: Denn der schwächelnde Planet leidet
nicht unter Homo sapiens , sondern unter Homo demens – und das ist ein gewaltiger Unterschied:
Sieben Milliarden weise Menschen könnte ein Planet
wie die Erde problemlos verkraften – nicht aber sieben Milliarden Idioten!
    Wie rasant das Wachstum der Weltbevölkerung in den letzten
Jahrzehnten war, lässt sich anhand weniger Zahlen illustrieren: Vor 2000 Jahren
lebten etwa 300 Millionen Menschen auf der Erde, eineinhalb Jahrtausende
später, im Jahr 1500, waren es 500 Millionen, um 1800 rund eine Milliarde. Im
20. Jahrhundert ging es dann – trotz der verheerenden Weltkriege – richtig zur
Sache: 1927 bevölkerten bereits zwei Milliarden Menschen die Erde, 1960 waren
es schon drei Milliarden, 1974 vier Milliarden, 1987 fünf Milliarden, 1999
sechs Milliarden. Mittlerweile haben wir die Sieben-Milliarden-Grenze
durchbrochen, die Acht-Milliarden-Marke wird wohl 2025 fallen.
    Es ist eine Binsenweisheit, dass größere Menschenmassen größere
Probleme erzeugen. Dennoch: Der eigentliche Grund für die globale Misere liegt
nicht in der gestiegenen Biomasse des Menschen,
sondern in der zu wenig genutzten Hirnmasse : Wir sind schlichtweg zu doof, um so viele zu sein! Jede
ökologische Nische verträgt nur ein gewisses Maß

Weitere Kostenlose Bücher