Keine Macht den Doofen
einer gewissen Betriebsdauer die Arbeit einzustellen. 37 Noch beliebter ist der
»kalkulierte Verschleiß«, also das Verwenden von Materialien, die das Produkt
nach einer gewissen Zeit unbrauchbar machen oder es in seiner Optik so »abgegriffen«
erscheinen lassen, dass der Kunde es sich dreimal überlegt, ob er nicht doch
das teure, dafür aber prestigeträchtige Neuprodukt erwerben sollte.
Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist die Strategie der geplanten
Obsoleszenz zweifellos clever – sehr clever sogar, denn sie garantiert den
Erfolg des Unternehmens durch massenhaften Absatz seiner Produkte. Auch aus
volkwirtschaftlicher Sicht scheint Obsoleszenz Sinn zu machen, denn nur wenn
wir allesamt wie die Irrsinnigen konsumieren, erhalten wir zur Belohnung jenes
sehnsüchtig erwartete wirtschaftliche Wachstum , für
das westliche Politiker ebenso inbrünstig beten wie fromme Katholiken für die
Vergebung ihrer Sünden. Global gesehen ist geplante Obsoleszenz unter den gegebenen
Produktionsbedingungen jedoch an Hirnrissigkeit kaum zu überbieten, sie ist
geradezu ein Musterbeispiel für unsere fehlende
Schwarmintelligenz beziehungsweise ausgeprägte Schwarmdummheit : Kein
Mensch käme alleine auf den Gedanken, unter Einsatz seines Lebens wertvolle
Ressourcen zu erobern, um sie dann innerhalb kürzester Zeit in wertlose Müllberge
zu verwandeln. Nur in der Masse sind wir blöd genug, um ein
solches Verhalten an den Tag zu legen .
Schädling oder Nützling Mensch?
Fakt ist, dass aufgrund der immer kürzer werdenden
Produktlebenszeiten immer größere Mengen Abfall entstehen. Allein Deutschland
bringt es mittlerweile auf über eine Million Tonnen Elektroschrott pro Jahr –
und Länder wie die USA , wo jährlich mehr als 300 Millionen Computer »entsorgt« werden, treiben es noch toller. Dass es keine
Lösung sein kann, unsere giftigen Industrieabfälle – wie bisher – in die
Elendsquartiere der Welt zu verschiffen (zynischerweise wird dieser
Gifttransport mitunter sogar als »Entwicklungshilfe« ausgewiesen), sollte
eigentlich einleuchten. Doch ändern wir deshalb unser Verhalten? Mitnichten!
Obwohl die Müllberge ebenso dramatisch anwachsen, wie die Ressourcen schwinden,
wollen wir es nicht wahrhaben, dass sich das Paradigma der Kurzlebigkeit längst
überlebt hat. Ganze Heerscharen von Wirtschaftsfachleuten halten es noch immer
für ein Zeichen besonderer Intelligenz, Produkte so unintelligent zu designen,
dass sie möglichst bald durch neue Produkte ersetzt werden müssen. Und damit
bleibt letztlich alles beim Alten: Mit allergrößtem Aufwand produzieren wir
Müllberg für Müllberg und schaffen so die idealen Bedingungen für unseren
kollektiven Untergang, als könnten wir es einfach nicht erwarten.
Daran hat auch die in den letzten Jahrzehnten aufkeimende
Umweltbewegung wenig geändert. Zwar gab es Erfolge in einzelnen Teilbereichen
(so wurden 2001 einige besonders giftige und krebsauslösende Stoffe wie PCB oder DDT verboten),
insgesamt jedoch konnte die Ökowelle dem allgegenwärtigen Wahn kaum mehr als
einen »grünen Anstrich« verpassen. Fragen Sie sich selbst: Ist es wirklich ökologisch oder nicht viel eher ökologiotisch (also Ausdruck ökologischer Idiotie ), wenn man
einerseits den Benzinverbrauch pro Automobil halbiert, andererseits jedoch die
Zahl der Fahrzeuge verdreifacht? Ist es sinnvoll, dem Imperativ des Ökologismus
zu folgen, der sich darin erschöpft, die Mengen an giftigen Schadstoffen zu reduzieren und die Verwandlung von unwiederbringlichen
Ressourcen in unproduktiven Müll einzuschränken? Führt das nicht bestenfalls zu einem etwas späteren
Zusammenbruch der Systeme , schlimmstenfalls sogar zu einer Beschleunigung der Zerstörung , da man die als »Öko« oder
»Bio« vermarkteten Produkte ja nun ohne »schlechtes Gewissen« konsumieren darf?
Unter dem Diktat des Ökologismus ist es zu unser aller Ziel
geworden, »etwas weniger schädlich für die Umwelt« zu sein. Das klingt
wunderbar ökologisch , ist aber bei genauerer
Betrachtung ökologiotisch , denn: Weniger
schlecht ist noch lange nicht gut! Genau an diesem Punkt zeigt sich der
Irrsinn der gegenwärtigen Ökowelle: Sie konditioniert uns darauf, unser Heil darin
zu sehen, den negativen ökologischen Fußabdruck von Homo demens zu reduzieren , statt
mit gleicher Intensität den positiven ökologischen
Fußabdruck von Homo sapiens zu verstärken . Unsere Aufmerksamkeit ist so fokussiert auf den Schädling Mensch , dass wir den
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