Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Keine Macht den Doofen

Keine Macht den Doofen

Titel: Keine Macht den Doofen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schmidt-Salomon
Vom Netzwerk:
Politiker«, weil wir von unserer eigenen Dummheit
ablenken wollen? Die bittere Wahrheit ist doch: In der
Demokratie geht nicht nur alle Macht, sondern auch alle Blödheit vom Volke aus! Warum also mit erhobenem Zeigefinger auf unfähige Politiker, raffgierige
Banker oder durchgeknallte Hassprediger zeigen ? Letztlich
erhalten wir Hohlköpfe doch nur die Hohlkopf-Politik, -Ökonomie und -Religion,
die wir verdienen!
    Fassen wir uns also selber an die Nase: Was ist in unserer
Entwicklung so schrecklich schiefgelaufen, dass wir diesen Stumpfsinn zuließen?
Warum ist ein Ende dieser Farce noch immer nicht in Sicht? Wie kann es sein,
dass aus all den süßen Homo-sapiens -Babys, die Tag
für Tag das Licht der Welt erblicken, mit erschreckender Regelmäßigkeit minderbemittelte Homo-demens -Erwachsene werden? Werfen wir zur
Beantwortung dieser Fragen einen Blick auf die kulturelle
Matrix , aus der sich die Macht der Doofen speist …

WILLKOMMEN IN DER MATRIX
    Auch Dummheit will gelernt sein
    Schon Sigmund Freud wunderte sich über den »betrübenden
Kontrast zwischen der strahlenden Intelligenz eines gesunden Kindes und der
Denkschwäche des durchschnittlichen Erwachsenen«. 88 Einen der Hauptgründe für diese »relative
Verkümmerung« sah er in der »religiösen Erziehung«. Freud kritisierte, dass man
die Kinder schon zu einem Zeitpunkt mit religiösen Lehren konfrontiere, an dem
sie die Tragweite dieser Lehren noch nicht begreifen könnten. Konsequenz der
frühen Indoktrination: »Wenn dann das Denken des Kindes erwacht, sind die
religiösen Lehren bereits unangreifbar geworden.« 89 Ebendies führt nach Freud zu einer
nachhaltigen Reduktion des Denkvermögens: »Wer sich einmal dazu gebracht hat,
alle die Absurditäten, die die religiösen Lehren ihm zutragen, ohne Kritik
hinzunehmen, dessen Denkschwäche braucht uns nicht arg zu verwundern.« 90 Deshalb forderte der Vater
der Psychoanalyse, die traditionelle Erziehung zu Illusion und Denkschwäche
durch eine »Erziehung zur Realität« zu ersetzen. Dies sei zwar ein utopisches
Ziel, doch irgendwann, da war sich Freud sicher, werde sich die »leise Stimme
der Vernunft« durchsetzen: »Der Primat des Intellekts liegt gewiss in weiter,
weiter, aber wahrscheinlich doch nicht in unendlicher Ferne.« 91
    Seit Freuds Niederschrift dieser Gedanken sind mehr als 80 Jahre
vergangen – und doch könnte man es heute kaum treffender formulieren: Denn von
einer »Erziehung zur Realität« sind wir noch immer meilenweit entfernt, noch
immer beeinträchtigen religiöse Absurditäten das Denkvermögen, noch immer
werden Kinder im frühesten Alter schon mit den absurdesten religiotischen
Hirnwürmern infiziert. Allerdings würden wir uns die Sache zu einfach machen,
würden wir die »relative Verkümmerung«, die sich in der Wandlung intelligenter
Kinder in denkschwache Erwachsene niederschlägt, allein auf religiöse Erziehung
zurückführen. Denn die Erziehung zur Religiotie ist nur
eines von vielen Hirnwurm-Unterprogrammen innerhalb der kulturellen Matrix ,
die uns so erfolgreich manipuliert, dass wir in der Regel nicht einmal merken,
wie wenig wir aus unseren biologischen Möglichkeiten machen.
    Um diesen Sachverhalt zu verstehen ist es zweckmäßig, sich den
Zusammenhang von Natur und Kultur bewusst zu machen. Erstens :
Der Mensch kommt weder als »unbeschriebenes Blatt« zur Welt noch als Gen-Roboter,
der bloß vorgegebene biologische Programme abspulen müsste. Vielmehr ist er ein Kulturwesen von Natur aus –
biologisch geprägt und kulturell flexibel zugleich. Zweitens :
Unsere Kultur ist nicht – wie es früher hieß – Ausdruck eines biologischen Mangels , sondern vielmehr eines biologischen Reichtums , denn nur besonders komplexe
biologische Programme sind in der Lage, sich an veränderte Umwelten anzupassen. Drittens : Auch wenn sich menschliche Kulturen und
Schimpansen-Kulturen früher keineswegs so deutlich voneinander unterschieden
haben wie heute, so muss es doch schon damals biologische Unterschiede gegeben
haben, die die spätere kulturelle Explosion beim Menschen ermöglichten. Die
Preisfrage in diesem Zusammenhang lautet: Welcher biologischen Eigenschaft ist
es zu verdanken, dass sich der Mensch – anders als der Schimpanse – vom Jäger
und Sammler zum Großstadtneurotiker entwickeln konnte? Was also ist der
wesentliche biologische Unterschied zwischen Mensch und Schimpanse? Die Antwort
auf diese Frage mag despektierlich klingen, ist aber für das

Weitere Kostenlose Bücher