Keine Pizza für Commissario Luciani
etwas in Gang
zu bringen, eine Lösung zu finden, dann ist natürlich …«
Sein Parteigenosse, der Finanzminister Fabio Grossi, schüttelte den Kopf.
»Jetzt werden die Naturschützer über uns herfallen und versuchen, alles zu stoppen«, sagte Ludovico.
»Machst du Witze? Hier wird nichts gestoppt. Ich gehe heute Abend ins Fernsehen, bevor die Sache Wellen schlägt, und erkläre
die Lage. Sieh zu, damit du was lernst!«
Grossi nahm den Telefonhörer, sagte seinem Sekretär, er solle sofort den Chef des Tg1 1 anrufen, und stellte den Lautsprecher zum Mithören an. Eine Minute später erklang die flötende Stimme des Nachrichtenchefs. »Herr Minister, guten Tag. Was kann ich für Sie tun?«
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» Buongiorno , direttore
. Haben Sie die Schlagzeilen über Santo Stefano gesehen?«
»Ja, habe ich. Nun, der eine oder andere zaghafte Protest war wohl unvermeidlich. Wir dagegen sind, wie Sie gesehen haben
werden, mit absoluter Unbeschwertheit an die Sache herangegangen. Mit nahezu angelsächsischer Sachlichkeit.«
»Ja, ja, Direttore, aber wenn die Gegenseite jetzt schwere Geschütze auffährt, dann ist es mit Unbeschwertheit nicht mehr
getan, da müssen unsere Argumente mit Nachdruck vertreten werden. Denn die Argumente sind auf unserer Seite. Wenn man schon
einmal eine Lösung findet, die alle zufriedenstellt …«
» Signor ministro
, wenn Sie heute Abend vielleicht in die Sendung kommen wollen …«
»Ich danke Ihnen, Direttore. Ich möchte aber nicht, dass es wie eine Wahlrede aussieht. Ich hatte eher an die Spätsendung
gedacht. Damit man das Thema ein bisschen vertiefen kann, mit einem Gegenpart, durch den sich unsere Gründe besser beleuchten
lassen.«
»Das Thema ist zweifellos interessant, Herr Minister. Ich denke, da könnte man eine hübsche Geschichte draus machen. Ich kümmere
mich inzwischen darum, dass tagsüber in den Nachrichtensendungen schon einmal der Boden bereitet wird.«
»Hören Sie, wenn Sie für etwaige Hintergrundberichte zur Insel, über archäologische und biologische Besonderheiten, die natürlich
unter Schutz gestellt werden, irgendwelche Informationen brauchen, die kann ich Ihnen zukommen lassen. Sorgen Sie dafür, dass
Prati oder wer immer Sie wünschen mich anruft.«
»Prati, ja, eine gute Idee. Kein Problem.«
»Ich danke Ihnen, Direttore. Ich würde dieses Thema heute Abend wirklich gerne beenden. Schließlich hat auch die Opposition,
als sie an der Regierung war, jahrelang versucht, |76| sich dieses Problems zu entledigen. Und jetzt, da wir eine Lösung gefunden haben, die dem Staat nichts als Vorteile bringt
und alle Lasten auf die Privaten abwälzt, da soll das nicht gut sein? So viel sei vorweggenommen: Heute Abend werde ich sagen,
dass es sich hier um eine mustergültige Operation gehandelt hat. Mustergültig.«
»Lassen Sie mich nur machen, Herr Minister. Ich sage Ihnen später Bescheid.«
Grossi hängte ein, rief den Sekretär an und sagte ihm, er solle ihn mit dem Chef des Tg5 2 verbinden.
»Willst du ins Tg5?«, fragte er Ludovico.
Sein Gegenüber strahlte. »Ich? Bist du sicher? Aber wird da De Giovanni nicht sauer sein?«
»Lass ihn ruhig sauer sein. Diesen dementen Sabbergreis haben wir ins Ministerium für Kunst und Kultur gesetzt, weil er als
Einziger von seinem Haufen irgendwie vorzeigbar war. In wenigen Monaten wirst aber du seine Stelle einnehmen. Und wenn ich
dir das sage, kannst du das schon mal in deinen Terminkalender eintragen.«
»Was den Verkauf der Inselfläche angeht, das heißt, das offene Gelände und die wenigen noch existierenden Gebäude – kaum mehr
als ein Haus und ein paar Stallungen –, da konnten und durften wir nicht intervenieren. Es handelte sich dabei nämlich um
ein absolut legitimes Geschäft zwischen Privatpersonen. Wir haben vielmehr interveniert, um die neuen Eigentümer dazu zu bewegen,
uns bei der Restaurierung des Zuchthauses und der entsprechenden Nebengebäude zu unterstützen. Die Insel Santo Stefano ist
für Mensch und Material nicht leicht zu erreichen, jede Maßnahme ist also sehr kostenintensiv, und wenn wir im Zusammenspiel
mit den neuen Eigentümern agieren, |77| werden wir die Ausgaben deutlich senken können. Allen unseren Kritikern sei noch einmal gesagt, dass der Staat das Objekt
über Jahrzehnte sich selbst überlassen hat. Und damit meine ich sowohl die Regierungen der Rechten wie der Linken. Und jetzt,
da ein privater Investor bereit ist, sich seiner
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