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Keine Vergebung: Kriminalroman (German Edition)

Keine Vergebung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Keine Vergebung: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregor Weber
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mehr weinte als früher – viel, viel mehr.
    Schublade. Tempo. Öffnen. Eins anzupfen. Therese reichen.
    Es erinnerte ihn an Harry und Sally . Aber dafür schämte er sich. Sally weinte, weil sie über dreißig war und immer noch weder Mann noch Kind hatte.
    Therese wäre nie auf die Idee gekommen zu weinen, weil sie »immer noch und schon wieder im besten Alter meines Lebens« war. Sie hatte eigentlich einen Mann, einen guten Mann, und sie könnte auch immer noch Kinder kriegen.
    Therese weinte, weil ein mittlerweile toter Rocker in knapp zwanzig Minuten alles in ihr vernichtet hatte, was fähig war, echtes Glück zu empfinden. Und weil sie deswegen einmal pro Woche zur Therapie rannte und diese Tatsache vor fast allen Kollegen hier verbarg, weil sie Angst hatte, statt Respekt Mitleid zu bekommen. Grewe und Kertsch wussten natürlich Bescheid. Und Gerd Drossel. Steffen Kindler würde es bald auch wissen. Musste es wissen.
    Grewe hatte Angst vor diesem Gespräch. Das war ihm erst heute klar geworden. Er konnte überhaupt nicht einschätzen, wie Kindler darauf reagieren würde. Die stellvertretende Leiterin des K11 ging zur Traumatherapie. Er hoffte, Kertsch würde dann noch da sein und ihm zur Seite stehen.
    Therese schnäuzte sich. Und lachte durch die Tränen und das Schluchzen. Das Lachen war beinahe schlimmer als das Weinen. Wenn sie weinte, weinte sie wie Therese. Wenn sie lachte, lachte sie wie jemand, den Grewe nicht kannte.
    Er warf ihr das Päckchen auf den Tisch und zwang sich, sie anzulächeln, weil er kein mitleidiges Gesicht machen wollte.
    Therese wischte mit dem Tempo unter ihren Augen herum, Grewe schüttelte den Kopf.
    »Grundreinigung.« Er zeigte auf das Waschbecken in der Ecke. Therese verschluckte sich am bemühten Lachen und stand auf.
    Als das Wasser lief, klopfte es. Gerd Drossel.
    Er winkte beim Reinkommen schon ab.
    »Nix Neues. Ich warte auf die Stimmanalyse vom LKA .«
    Er zog sich einen ungenutzten Stuhl aus der Ecke ran.
    »Aber ich habe gleich noch einen Termin bei Blum. Wir beantragen die Sicherung von Handydaten. Die muss ja mit einem Mobiltelefon bei uns angerufen haben.«
    Grewe schnaufte aus. Drossel lachte.
    »Hey, daran musst du nicht denken, dafür hast du mich, Kurt.«
    Er war so ziemlich der Einzige hier, der Grewe mit Vornamen anredete.
    »Was ich schon gecheckt habe, es gibt für das Gebiet nur einen Sendemast, der infrage kommt, und den betreibt die Telekom. Wer auch immer in dem Bereich telefoniert, loggt sich über diesen Mast ein. Und seine Reichweite erfasst außer einer Menge Wald gerade mal die Hälfte der Gemeinde Emslingen. Da dürften wir nicht allzu viel zu sortieren haben.«
    Grewe nickte.
    »Wow. Das wäre ja …«
    Drossel nickte.
    »Glück. Vielleicht. Obwohl ich daran ja nicht glaube.«
    »Habt ihr von Niklas gehört?«
    Grewe hatte sich in den vergangenen vier Wochen nie getraut, nach Gerds Ältestem zu fragen. Immer gewartet, ob er von selbst etwas erzählte.
    Drossel zögerte.
    »Ja, das funktioniert im Prinzip alles richtig gut. Er hat sogar Skype und Internet und so. Die Kompanie ist bloß viel draußen. Na ja.«
    »Wird schon gut gehen, Gerd.«
    Therese hatte sich die ganze Schminke abgewaschen, sich abgetrocknet und wieder ein wenig nachgelegt. Aber ihre Augen waren knallrot.
    Gerd sah sie an.
    »Das sage ich Daniela auch jeden Tag. Aber es sind noch gut fünf Monate. Fünf Monate.« Er schüttelte den Kopf, sah auf die Uhr.
    »Ich muss zu Blum. Also dann.«
    Drossel stand auf.
    Grewe legte ihm die Hand auf die Schulter.
    »Ich glaube auch fest, dass Niklas gesund wiederkommt. Ich glaube es einfach.«
    Drossel nickte.
    »Ja. Wir haben genug Tod hier.«
    Dann ging er.
    In seinem gesichtslosen Büro saß der unauffällige Mann, der Villenbesitzer. In seiner Hand das Foto, das Gandalf in seine Tasche gesteckt hatte.
    Er sah es unverwandt an. Sein Blick flatterte, an seinem Hals konnte man die Schlagader pochen sehen. Sogar ein leichter, ganz leichter Schweißfilm glänzte auf seiner Stirn.
    Dann, nach einer Weile, griff er nach dem Telefon. Kurzwahl. Es tutete.
    »Ja?«
    »Wir treffen uns in fünf Minuten unten.«
    Seine Stimme war brüchig. Er räusperte sich zweimal, dann ging es.
    »Es gibt ein neues Problem.«
    Er hörte kurz in die Stille am anderen Ende, dann legte er auf.

10
    M erten saß hinterm Desk. Die Presseberichte wirkten. Wieder mal landeten etliche Anrufer auf der 110.
    »Ich habe einen Skoda-Kombi mit zwei Ausländern in unserem Viertel

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