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Keine Vergebung: Kriminalroman (German Edition)

Keine Vergebung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Keine Vergebung: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregor Weber
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vorbereitet. Keiner von ihnen ist in besonderer Weise auffällig geworden. Die Behörden haben sie als lediglich durchschnittliche, unbedeutende Mitglieder der Rechten auf dem Schirm.«
    Tarik reichte Schwankwitz einen frischen Tee. Der nickte und trank einen kleinen Schluck.
    »Der Führer des Kommandos ist ein äußerst professioneller Kämpfer. Mit intensivem militärischem Hintergrund und internationaler Erfahrung. Operationen dieser Größenordnung stellen für ihn organisatorisch keine Hürde dar. Natürlich ist so etwas für Deutschland absolut neu und in urbanem Umfeld nicht leicht durchführbar. Es wird möglicherweise zu eigenen Verlusten kommen, aber, um Ihnen den Ernst der Sache zu verdeutlichen: Es wird niemand lebend in die Hände der Behörden fallen.«
    Celik sah Schwankwitz an. Neigte den Kopf hin und her.
    »Das ist vorher leicht gesagt. Wenn es ans Sterben geht, neigen Menschen in der Regel dazu, lieber doch noch am Leben zu bleiben. Ihr Deutschen habt seit dem letzten Krieg sowieso das Sterben verlernt. Eure terroristische Linke, die im Töten nicht schlecht war, hat sich beim Sterben auch öfter mal zurückgehalten.«
    Schwankwitz kaute Luft. Celik lächelte. Er hatte ihn kurz davor. Er würde gleich etwas Dummes sagen, und das würde Odhan Celik bei diesem Geschäftsabschluss ein gutes Stück weiterbringen.
    Der Kölner Volksgarten lag im Sonnenlicht, aber die beiden unauffälligen Männer hielten sich bei ihrer Runde stets im Schatten der Bäume. Es war nicht genug los am helllichten Tag, mitten in der Woche, um in der Menge zu verschwinden. Also spazierten sie zwischen Bäumen. Wo an einem sonnigen, aber nicht wirklich warmen Frühlingstag eigentlich niemand ging.
    »Halten die immer noch die Füße still?«
    Der jüngere der beiden Männer nickte.
    »Hocken im Dunkeln und warten ab. Das ist mein Stand von heute Vormittag.«
    Er sah seinen Vorgesetzten von der Seite an. Sie waren vor über einer Stunde in der Firma aufgebrochen und seit einer halben Stunde im Park und hatten noch kaum ein Wort gewechselt. Und wenn sie sprachen, dann nur über die Operation, aber nicht über den Grund ihres Hierseins. Er kannte seinen Chef jetzt schon viele Jahre. Er wusste, dass es nichts brachte, ihn zu drängen. Der Alte sagte in solchen Situationen nicht aus Unsicherheit oder Peinlichkeit nichts, sondern weil er das Problem von allen Seiten beleuchtete. Sein Job war, aufnahmebereit zu sein, wenn der Alte so weit war. Dann erläuterte er immer in sparsamen, präzisen Worten die Lage, was das Problem daran war und welche Optionen es gab. Dann musste er spüren, ob der Chef eine Einschätzung wollte oder er einfach weiter zuzuhören hatte.
    »Können die das Geschäft überhaupt noch abwickeln? Ich meine, haben die die Nerven dafür? Das sind einfach keine Profis.«
    Der Alte hatte gegen Profis gearbeitet. Man sagte im Dienst, dass er deswegen immer so erfolgreich gewesen sei, weil er den Gegner weder unter- noch überschätzte. Er wusste, wann er es mit Spinnern und wann mit Profis zu tun hatte.
    »Natürlich kann man das bei solchen Typen nie hundert Prozent sagen.«
    Der Alte schnaubte unwirsch. Sein Mitarbeiter lächelte.
    »Aber ich denke, ja. Sie sind gut. Geduldig und diszipliniert. Diese Sache mit den Polizisten hätte nicht passieren dürfen, aber nach allem, was wir bisher darüber wissen, haben sie es – rein taktisch gesehen – richtig gemacht.«
    Der Alte blieb stehen. Streckte seinen Rücken durch. Atmete.
    »Was da läuft, das ist eine neue Qualität. Wir sind seit Jahren intensiv an der Szene dran. Aber dass die so eine Sache durchziehen wollen, das hätte ich nicht vermutet. Und dass sie es auch können. Wir haben Glück gehabt.«
    Der jüngere Mann nickte.
    »Es ist sehr heikel. Eine heikle Operation.«
    Der Alte schloss die Augen, lockerte mit kleinen kreisenden Bewegungen seine Hüften. Stöhnte leise.
    »Alles schon da gewesen. Lange vor Ihrer Zeit. Nur mit anderen Spielern.«
    Sie gingen weiter. Der Alte würde jetzt erzählen, das hörte er am Klang seiner Stimme.
    »Solche Dinge waren viele Jahre unser Tagesgeschäft. Gladio . Strategie der Spannung. Sie kennen den ganzen Kram, als einer der wenigen Ihrer Generation im Dienst. Die anderen interessieren sich nicht für Geschichte. Aber das sollten sie. Denn sie wiederholt sich doch. Manchmal.«
    Ein Jogger kam ihnen entgegen. Große Kopfhörer, quietschbunte enge Klamotten, aufgeblasene Muskeln. Sie ließen ihn schweigend

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