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Keine Vergebung: Kriminalroman (German Edition)

Keine Vergebung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Keine Vergebung: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregor Weber
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ordentlich sortiert in diesem deutschen Amtskeller und seinen Regalen und auf seinen Festplatten.
    Er hatte alles gefunden, was der Alte ihm nicht gesagt hatte, und dann lange darüber nachgedacht, was das mit der laufenden Operation zu tun haben könnte. Und welche Fäden Jäger möglicherweise im Spiel zog. Und ob der Alte Spieler war oder nur Spielfigur. Er war zu keinem endgültigen Schluss aus all dem gekommen. Außer dem einen – dass er das Bild nur mithilfe des Alten würde zusammensetzen können. Und er wusste, er würde ihn dazu zwingen müssen.
    Der Lift surrte fast lautlos nach oben. Links den Gang entlang. Durch die Glastür.
    Er zögerte einen Moment. Fühlte die Mappe unter dem Arm.
    Dann klopfte er.
    Didi Noss kaute wie eine Maschine auf seinem Kaugummi. Mahlte und knatschte. Dann zog er plötzlich das Silberpapier aus der Hemdtasche, faltete es auf und spuckte das graue Ding hinein.
    »Ich hasse Kaugummi. Kotz. Aber hilft.«
    Er reduzierte so seit Jahren seinen Zigarettenkonsum. Ein harter Kampf.
    Grewe sah den Kollegen an. Dessen ewige Pilotenbrille ließ seine flinken Augen immer ein bisschen traurig aus der Wäsche schauen. Dabei war das die Gemütslage, die neben Sentimentalität am allerwenigsten zum beinharten Chef des Dauerdienstes passte.
    Noss rührte in seinem Espresso, leckte den Löffel ab und trank einen Schluck.
    »Okay. Du glaubst ihr.«
    Grewe nickte.
    Noss kippte den restlichen Kaffee in einem Schluck hinunter. Stellte die Tasse ab. Sog seine Unterlippe nach innen und schnalzte dann mit der Zunge dagegen, dass sie wie ein Maschinengewehr knatterte.
    Grewe lachte. »Didi. Das ist doch keine Kritik an euch.«
    Noss zog die Augenbrauen hoch.
    »Wir können Zeugenaussagen nicht ordentlich bewerten, aber das ist natürlich keine Kritik?«
    »Darauf antworte ich noch nicht mal.«
    Grewe hatte sich weit vorgebeugt. Noss schob seine Pilotenbrille ganz nah an Grewes Nase.
    »Ach?«
    Dann hob er seinen dicken Mittelfinger und schob die rutschende Brille wieder nach oben. Grinste breit.
    »Danke, Sackgesicht.«
    Dann zupfte er kurz an Grewes Schlips.
    »Du bist.«
    Grewe tatschte ihm mit dem Daumen auf ein Brillenglas.
    »Jetzt du wieder.«
    Sie lachten so laut, dass die ganze Kantine zu ihnen rübersah.
    Grewe fühlte sich nach Tagen zum ersten Mal gelöst, halbwegs zufrieden. Das Gespräch mit Isabell Bender war wenigstens Polizeiarbeit gewesen. Und dazu noch erfolgreich, wie er hoffte und fand. Und weil er so viel an Therese gedacht hatte, nahm er sich vor, sie heute unbedingt zu besuchen.
    Noss putzte seine Brille mit dem Hemdzipfel, prüfte sie im Licht, setzte sie wieder auf.
    »Gerd hat mich vorhin angerufen, während du mit der Bender gesprochen hast.«
    Er guckte so betont neutral, dass Grewe beinahe wieder losgelacht hätte.
    »Didi, ich hab keinen Haken dabei, und mit Fingern werde ich es dir nicht aus der Nase ziehen.«
    Noss winkte ab.
    »Die will ich auch nicht da drin haben, deine Griffel. Gerds Leute haben die Schuhabdrücke von dem Kleineren der beiden zuordnen können. Größe achtunddreißig. Also wenn das ein Mann ist, ist er vermutlich minderjährig.«
    Grewe nickte.
    »Dann wissen wir das. Oder?«
    Didi Noss machte Pistolenfinger und kniff ein Auge zu. Grewe trank sein Wasser aus und machte Anstalten aufzustehen.
    »Ist Gerd denn fertig in der Bank?«
    Noss stellte die leere Espressotasse auf Grewes Tablett und stand ebenfalls auf.
    »Noch nicht ganz, aber er hat ausgedünnt. Ich glaube, nur noch Martina und Heiner arbeiten da.«
    Und wie aufs Stichwort kam Gerd Drossel in die Kantine.
    »Kurt. Ich war oben bei euch, die sagten, du bist hier. Und mir ist nach miesem Kantinenkaffee. Hast du Zeit?«
    »Für dich doch immer, Gerd.«
    Noss griff nach Grewes Tablett.
    »Ich geb das ab. Geht ihr spielen, ihr Buben.«
    Drossel und Grewe reihten sich wieder an der Ausgabe ein. Drossel beugte sich nah zu Grewe.
    »Wir haben die Nummer.«
    Grewe sah ihn verständnislos an.
    »Der Anruf. Kurt. Hallo?«
    Grewe zuckte zusammen.
    »O Gott, Gerd. Entschuldigung. Ich … war im Kopf bei dem Banküberfall. Ich hab für Didi mit einer Zeugin gesprochen, es lief gut, und das hat mir wiederum gutgetan, und es ist jetzt so, als hätte ich Bernie und Kim einfach verdrängt, weil es mich frustriert. Und das …«
    Drossel unterbrach Grewe.
    »Erzähl mir nix vom Verdrängen, Kurt. Ich mache das gerade die ganze Zeit.«
    »Niklas?«
    Drossel schüttelte den Kopf.
    »Nichts.«
    »Könnt ihr denn

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