Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Keine wie sie (keine wie ...) (German Edition)

Keine wie sie (keine wie ...) (German Edition)

Titel: Keine wie sie (keine wie ...) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
Vom Netzwerk:
„Hmpf.“
    Wie ein Baby hatte sie geschlafen, aber das Aufstehen gestaltete sich problematisch, denn ihre Beine brüllten bei der leisesten Bewegung. Nur deshalb nahm sie den Chauffeurdienst dankbar an. Auch wenn dafür keine Veranlassung bestand und sie das eigentlich eindämmen wollte, sollte oder vielleicht sogar musste.
    Der Tag in der Uni gestaltete sich zunächst wie üblich. Bis zur Lunchpause.
    Nicole befand sich in extrem mieser Stimmung. Das lag möglicherweise an der unlängst verhauenen Klausur oder am Wetter. Der November hatte begonnen, es war nasskalt und unangenehm. Lynn und Abigail gaben sich ebenfalls ausnehmend schweigsam. Nun ja, das stellte mittlerweile den Normalzustand dar. Wäre Tina nicht so verdammt naiv gewesen, hätte sie doch glatt geargwöhnt, die drei lästerten hinter ihrem Rücken.
    Zum Lunch wählte sie Joghurt und Putenschnitzel ohne Panade. Dazu gab es einen Salat. Diese Art der Ernährung beherrschte sie inzwischen perfekt. Allerdings gehörte auch zu ihren neuesten Angewohnheiten, tonnenweise Grünzeug in sich hinein zu schaufeln.
    Der Prof meldete kein Veto an, demnach musste ihre Entscheidung wohl die richtige gewesen sein. So manches Mal hatte Tina sich bereits gefragt, was wohl passieren würde, wenn sie sich mitten in der Mensa ein riesiges Stück Kuchen kaufte. Oder einen dieser leckeren Hamburger.
    Womöglich hätte er durch den gesamten Laden gebrüllt oder sich sofort mit einem Hechtsprung auf sie geworfen. Um es ganz genau zu wissen, wäre ein Selbstversuch vonnöten gewesen, doch darauf verzichtete Tina besser. Außerdem wartete zu Hause noch ein riesiger Becher Eiscreme. Zur Not fingierte sie eben einen hysterischen Anfall, der brachte zehn Löffel kalte Schlemmerei ein, garantiert genehmigt vom Prof
    Schweigend nahmen die Mädchen ihr Essen ein, bis Nicole polternd das Besteck fallen ließ. „Wann lässt du das Theater endlich?“
    Erstaunt sah Tina auf. „Was?“
    Nicoles Lachen klang leicht hysterisch, im Stillen empfahl Tina ihr zehn Löffel Erdbeereis. Ein anklagender Finger richtete sich auf sie. „
Das!

    Abigail versuchte, das Unausweichliche aufzuhalten. „Nicole ...“
    „Nein! Mir reicht’s!“
    Betont geräuscharm legte Tina ihr Besteck beiseite und lehnte sich zurück. „Okay, was ist dein Problem?“
    „Was mein Problem ist?“
    „Nicole ...“
    Die sah ausschließlich Tina. „Alles! Du tust, als wärst du etwas Besseres! Fällt dir das gar nicht auf?“
    „Was?“
    „Diese Diätscheiße, die neuen Klamotten, die Brille, die Friseur, selbst den bescheuerten Kleister, den du neuerdings im Gesicht trägst! Wenn du derart geil auf den Kerl bist, dann kannst du einem nur leidtun. Das ist armselig!“
    „Wovon sprichst du eigentlich?“
    Das folgende Kichern klang nicht mehr hysterisch, sondern halbwegs durchgeknallt. „Sie tut blöd!“, verkündete Nicole den schweigenden Mädchen. „Was für ein Wunder!“ Äußerst geringschätzig verzog sie das Gesicht und lehnte sich plötzlich über den Tisch. „Wie kann man nur so notgeil sein? Ich dachte immer, du würdest nicht bei dem Beautywahn mitmischen, ich dachte, wir wären
Freundinnen!
Glaubst du wirklich, du kannst bei
ihm
landen, wenn du dich nur genug auftakelst?“
    „Was?“
    „Vergiss es!“ Abrupt lehnte sie sich zurück und starrte bitter und dramaturgisch wirksam vor sich hin.
    „Verrät mir endlich jemand, worum es hier überhaupt geht?“, erkundigte Tina sich wütend.
    Lynn verspürte offenbar keine Lust, sie zu erleuchten, aber Abigail, die im Grunde ein sanftmütiges Wesen besaß, lächelte bekümmert. „Nicole meint, dass du es ein bisschen übertreibst.“
    „Was
denn?

    „Deine ... äh ...
Veränderung
.“
    „Ich trage eine neue Brille, große Sache!“
    „Ha!“, machte Nicole.
    „Wolltest du noch irgendwas loswerden?“, blaffte Tina in deren Richtung, doch die dumme Gans reagierte nicht. Mit verschränkten Armen glotzte sie ins Nirgendwo.
    „Nicole glaubt ...“, fuhr Abigail fort, immer noch in diesem nervend versöhnlichen Ton, „... dass du versuchst, jemand zu sein, der du nicht bist. Wegen der Veränderungen und so.“
    „Aha.“
    „Nur, weil du bei dem Kerl landen willst.“
    „Hmmm, ich verstehe.“
    „Und dass das gemein ist, also uns gegenüber.“
    „Ach, dann sprechen wir hier also nicht nur von Nicole, nein?“
    Peinlich berührt rutschte Abigail auf ihrem Stuhl hin und hier. „Na ja, du lässt uns neben dir ziemlich mies aussehen,

Weitere Kostenlose Bücher