Keine wie sie (keine wie ...) (German Edition)
sagen wir mal so.“
„Soso ...“
„Ja! Und wir dachten – also, allen voran Nicole, ich bin allerdings teilweise ihrer Meinung – dass du das einfach lassen solltest.“
„Wie? Ich soll die alte Brille herauskramen, damit
ihr
euch besser fühlt?“
„Es ist nicht nur die Brille, sondern auch deine Kleidung und dass du mit einem Mal so schlank bist.“
Ha! Die sollten sich mal mit dem Prof austauschen, nach dessen Meinung wog Tina noch mindestens fünf Kilo zu viel.
„Es geht doch nur darum, dass du uns total mies dastehen lässt, wenn du dich so veränderst. Wir sind neben dir die hässlichen Entchen und das ist nicht fair!“
„Also, fassen wir zusammen“, begann Tina langsam. „Weil ich mir eine neue Brille zugelegt und ein paar Pfunde abgespeckt habe, fühlt ihr euch von mir gemobbt, ja? Euch ist schon klar, was ihr mir vorwerft, ja? Dass ich nicht mehr wie eine Aussätzige aussehen will!“
Als Nicoles Faust auf dem Tisch landete, fuhren die Mädchen kollektiv zusammen. „DA!“, schrie sie. „Endlich ist es raus!“ Triumphierend blickte sie zu Lynn und Abigail und den ungefähr zwanzig anderen Studenten, deren Aufmerksamkeit sie mit der Faust-auf-den-Tisch-Einlage geweckt hatte. „
Wir
sind hässlich und sie versucht, etwas Besseres zu sein! Was willst du eigentlich noch hier, dann geh doch zu den anderen!“ Wütend deutete sie zum Elitetisch.
„Du spinnst total, aber das weißt du schon, oder?“
„Ich?“ In gespielter Überraschung riss sie die Augen auf und wirkte damit total irre. Tina beschloss, sie nicht darauf hinzuweisen, der Zeitpunkt schien eher ungünstig.
Endlich meldete sich Lynn auch zu Wort. „Sieht so aus, als würde der Schönling gerade einen ähnlichen Vorschlag unterbreiten.“
Diesmal glotzten alle in Richtung Überfliegertisch. Hätte Tina nicht bereits vorsorglich ihr Besteck beiseitegelegt, wäre es nun gefallen und das ungefähr so laut, wie Nicoles Metallzeug zuvor.
Grinsend saß er inmitten der elitären Studenten, die übrigens allesamt zu ihnen sahen, und winkte.
Was?
„Ich schätze, du sollst umziehen“, bemerkte Abigail düster.
„Blödsinn.“
„Ha!“ Die neuerdings hysterische und leicht bis mittelschwer durchgeknallte Nicole meldete sich erneut
Das Grinsen wurde breiter, während die übrigen elitären Einheiten lächelten. Tina konnte sich nicht entscheiden, ob sie das nun geringschätzig oder aufmunternd bewerten sollte.
„Nun geh schon und verpeste hier nicht weiterhin die Luft!“
„Klappe halten, Nicole!“, knurrte sie, ohne den Blick vom Startisch zu nehmen. Dann wandte sie sich abrupt ihrem Schnitzel zu. „Ich sitze, wo es mir passt. Kapiert?“
Missmutig stopfte sie das Fleisch in ihren Mund und spülte mit Cola – Zero nach.
Der Idiot!
Wenigstens über dieses Stadium glaubte sie, endlich hinaus zu sein. Nahm er ernsthaft an, sie gehorche auf ein Fingerschnipsen?
Außerdem, was sollte sie
dort?
* * *
„Hey
, Daniel!“
Fragend blickte der von seinem Steak auf.
Chris nickte in Richtung Hennentisch. „Da gibt’s Ärger im Paradies!“
Keines der Hühner gackerte heute, stattdessen schien eines der hässlichen, sonst kichernden Mädchen gerade auf Tina herumzuhacken.
Mit gerunzelter Stirn wartete er, dass sie endlich die Konsequenz zog, die sich bereits seit Tagen abzeichnete. Währenddessen nutzte er die Gelegenheit, sein Kunstwerk ausgiebig zu bewundern.
Ja, er war ein Genie.
Was dort zwischen den hässlichen Kindern wie ein schillernder Farbtupfer in einer Schneelandschaft hervorstach, erinnerte kaum noch an das humpelnde, glotzende, schniefende und ständig rote Etwas, dem er vor wenigen Wochen begegnet war.
Sie aß mit bewundernswerter Eleganz und geradem Rücken. Die Kleidung stimmte, das Haar, jetzt nur noch schulterlang, passte perfekt zum Gesicht und der kaum sichtbaren Brille. Ein operativer Eingriff würde das Teil gänzlich überflüssig machen. Nur leider wäre das selbst für ihn ein wenig zu kostspielig geworden, wie Daniel zähneknirschend einsehen musste.
Trotzdem, sie verkörperte
sein
Meisterwerk.
Nicht nur sehr hübsch, wirkte Tina auf ihre Art fast schön, obwohl auf ganz andere Weise, als Jane. Chris entging das keineswegs, nur leider blieb er damit nicht allein, was Daniel sogar immens nervte.
Jeff zum Beispiel! Der idiotische Trainer machte sie pausenlos an. Und wenn er einen Blick in die Runde warf ... ja, danke ... dann gab es in der riesigen Mensa so einige männliche
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