Keine Zeit für Vampire
für die Wissenschaften lustig gemacht, ständig hinterhältige Anspielungen auf seine Kosten gemacht und sich einfach so unausstehlich aufgeführt, dass es ihm zutiefst missfiel, wenn sie unangekündigt in seinem wohlgeordneten Leben auftauchten. »Was wollt ihr?«
Rolf, der Ältere der beiden, lächelte und entblößte dabei seine schwarzen, fauligen Zähne. »Müssen wir denn unbedingt etwas wollen?«
»Für gewöhnlich ist es jedenfalls so. Wenn ihr es auf eine Erhöhung meiner Zahlungen an euch abgesehen habt …«
»Wir sollten gar nicht auf deine Zahlungen angewiesen sein«, entgegnete Arnulf, stieg über die ausgestreckten Beine seines Bruders und baute sich vor Nikola auf. »Um Himmels willen, wir sind Brüder. Uns hätte mit Fug und Recht der Besitz unserer Mutter zugestanden!«
»Wenn sie gewollt hätte, dass ihr ihn bekommt, dann hätte sie ihn mir nicht zur treuhänderischen Verwaltung überlassen«, widersprach Nikola und fragte sich dabei übellaunig, wie lange er die Gegenwart seiner Brüder wohl ertragen konnte und ob es nicht für alle Anwesenden das Beste wäre, sie augenblicklich aus dem Haus zu werfen.
»Aber nur, weil du ihr eingeredet hast, dass wir des Erbes nicht würdig wären!«, fauchte Arnulf ihn an, und er hätte sicherlich diesen abgedroschenen Disput noch weiter ausgefochten, hätte nicht sein Bruder Rolf ihn unterbrochen.
»Bruder, wir sind nicht hier, weil wir mehr Geld wollen«, erklärte er mit einem schmierigen Lächeln und erhob sich unter mühevollem Grunzen. »Wir sind gekommen, um eine Angelegenheit von höchster Wichtigkeit zu besprechen, die, sollte sie sich denn als wahr erweisen, unverzüglich deine Beachtung verdient.«
»Was für eine Angelegenheit wäre das?«, hakte Nikola trotz seines Vorsatzes, sie aus dem Haus zu jagen, nach. Verflixt, warum war er nur so neugierig – dieses Laster vermochte er bis heute nicht so unter Kontrolle zu haben, wie er es sich wünschte.
»Eine Angelegenheit von äußerst persönlicher Natur. Es scheint, mein lieber Bruder, dass eine Person, die dir nahesteht, sogar sehr nahesteht, dich …«
In diesem Moment flog die Tür hinter ihm auf, und Io und Imogen platzten herein, wobei Imogen nachdrücklich auf Io einredete.
»… du es ihm nicht sagst, dann muss ich es eben. Es ist zu gefährlich, ihn im Ungewissen zu lassen.«
Nikola fixierte Io. Was ist gefährlich, wenn ich es nicht weiß?
Io blieb verdattert stehen. Dann fiel ihr Blick auf seine Brüder. Ähm … ich denke, wir müssen uns unterhalten.
Und uns zudem lieben? Dann bin ich dein Mann.
Ähm …
»Ich habe keine Zeit, mir anzuhören, was ihr als so wichtig erachtet«, erklärte er seinen Brüdern, packte dann Io am Arm und zerrte sie zur Tür. »Iolanthe wünscht, dass ich von ihr trinke, und wie ihr wisst, halte ich mich streng an den Grundsatz, eine Dame niemals warten zu lassen.«
»Papa!«, rief Imogen ihnen nach.
»Tu nicht so schockiert, mein Liebes – deine Onkel haben schon vor Jahren herausgefunden, was ich bin. Und jetzt, mein kleines Hupferl«, sagte er und schloss die Tür hinter ihnen, »lass uns in mein Schlafzimmer gehen und diese Unterhaltung führen, nach der es dich so drängt.«
»Oh nein, das werden wir nicht. Und hör endlich auf, meine unanständigen Gedanken zu lesen. Nur, weil mein Körper die Dinge, an die du denkst, mitmachen möchte … Wirklich? Deine Badewanne wäre tatsächlich groß genug dafür? … Also, nur weil dieser Teil von mir signalisiert ›Jippie, los geht’s‹, heißt das noch lange nicht, dass wir es auch in die Tat umsetzen.«
Er blieb am Treppenabsatz stehen und bedachte sie mit dem glühendsten Blick, den er zustande brachte.
Sie kniff lediglich die Lippen zusammen und verschränkte die Arme vor diesen wundervollen Brüsten, die doch nur dafür gemacht zu sein schienen, ihn zu erfreuen.
Na gut. Die Glut in seinen Augen verlosch. Stattdessen erprobte er einen mitleiderregenden, flehenden Ausdruck. Dem würde sie doch sicherlich nicht widerstehen können. »Natürlich, ganz wie du wünscht. Zwar wird es tatsächlich Zeit für mich, zu trinken, aber ich werde auch jemand anderen dafür finden.«
Sie biss die Zähne fest aufeinander, und ihre Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Mist. Sie eifersüchtig zu machen war wohl doch die falsche Taktik.
Er seufzte und mit so viel Pathos in der Stimme wie möglich sagte er: »Oder ich warte einfach ab, bis du bereit bist, mich zu nähren. Wenn ich so hungrig bin,
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