Keine Zeit für Vampire
durcheinandergeraten ist, werde ich aber echt sauer – egal, vorausgesetzt, dass die Echsen nicht die Welt beherrschen und sie noch da ist, dann ist ihr nichts passiert. Und schließlich hat sie darauf bestanden, dass ich tue, was immer nötig ist, um dich zu retten. In diesem Punkt ließ sie nicht mit sich reden. Demnach sollte ich mir also eigentlich keine Gedanken machen, aber ich fühle mich trotzdem schrecklich schuldig, weil ich sie allein im achtzehnten Jahrhundert zurückgelassen habe. Allerdings werde ich meine Sorge um sie revidieren, falls sich noch herausstellen sollte, dass sie mit deinen Brüdern unter einer Decke steckte. Was ich aber nicht glaube, denn, mal ehrlich, was hätte sie davon?«
»Meine Tochter würde mich niemals derartig hintergehen«, entgegnete Nikola steif. »Von meinen Brüdern kann ich das allerdings nicht behaupten. Sie tragen es mir schon seit Langem nach, dass meine Mutter mir ihr Vermögen zur treuhänderischen Verwaltung hinterlassen hat, und ich kann mir lebhaft vorstellen, dass sie mich gern tot sehen würden, damit sie selbst über ihr Vermögen verfügen können. Dasselbe von meiner Tochter zu behaupten ist allerdings unangemessen.«
»Vielleicht. Allerdings haben sie diesem jungen Mann namens Ted gegenüber erwähnt, dass Imogen in die Sache verwickelt wäre, aber dabei könnte es sich auch um ein Ablenkungsmanöver gehandelt haben. Außerdem wüsste ich nicht, was sie davon hätte. Wenn du sterben würdest, würde doch dein Sohn die Burg erben, oder?«
»Ja.«
»Dann scheidet das also aus, außer natürlich, Imogen hätte vor, ihn ebenfalls kaltzumachen. ›Kaltmachen‹ bedeutet übrigens ermorden.«
»Vielen Dank. Ich habe mir die Bedeutung selbst aus dem Kontext erschlossen«, murmelte er höflich.
»Ich hoffe nur, dass es ihr gut gehen wird, so ganz allein mit dieser Verrückten, die überall Schweinkram wittert.«
»Imogen ist eine erwachsene Frau und kann in jeder Hinsicht auf sich selbst achtgeben, außer in Sachen Männer, aber in diesem Fall vertraue ich ganz darauf, dass Frau Leiven verhindern wird, dass sie Kontakt zu derartigen Individuen aufnimmt. Wie du selbst zweifellos gesehen hast, wird meinen Anweisungen unbedingt Folge geleistet. Frau Leiven wird sie also vor allen Gefahren aus dieser Richtung beschützen.«
Die Betonung war mir nicht entgangen.
»Ich schwöre bei Gott, wenn du mich jetzt als Hure oder Metze oder Dirne bezeichnest, dann haue ich dir eine runter«, knurrte ich und drohte ihm mit der Faust.
Er würdigte mich keines Blickes. »Und was deine andere Behauptung angeht, so sehe ich mich veranlasst, dir aufgrund des Zustands dieses Portals nachzuweisen, dass das, was du behauptest, nicht möglich ist. Du hast nicht zufällig Lust, darüber eine Wette abzuschließen?«
»Worüber?«, fragte ich verwirrt.
»Darüber, ob es möglich ist, dass zwei Personen und ein Pferd durch das Portal im Zentrum des Zauberwaldes gehen können.«
»Zufällig schon. Um was möchtest du wetten? Eine von den da Vinci-Zeichnungen wäre schön, aber wahrscheinlich sind die inzwischen schon längst zu Staub zerfallen.«
»Derjenige, der die Wette gewinnt, wird den anderen verführen.«
Ich brach in schallendes Gelächter aus, doch seine Miene verriet, dass es ihm todernst war. »Genau, also wenn ich die Wette verliere, dann darfst du mich verführen, und wenn ich die Wette gewinne, dann bin ich diejenige, die die Verführung übernimmt, richtig? Durch meine vielen Stürze vom Pferd bin ich möglicherweise gerade geistig nicht ganz auf der Höhe, denn ich verstehe nicht, was einen dazu motivieren sollte, diese Wette zu gewinnen. Ich meine, egal ob wir gewinnen oder verlieren, wir profitieren beide vom Ausgang der Wette.«
Er schenkte mir ein schelmisches, geradezu wölfisches Grinsen. Ich wollte gerade zu einer Entgegnung ansetzen, als wir plötzlich anhielten. Das Sonnenlicht vor uns verriet, dass wir den Waldrand erreicht hatten. Im Wald hatte sich Nikola gezwungen gesehen, sich auf verschlungenen Pfaden vorwärts zu bewegen, um sich stets im Schatten halten zu können. Nun blieb er an der Baumgrenze stehen und blickte hinüber zur Straße.
Sie war asphaltiert.
Ich ließ meine Fingerknöchel knacken, grinste breit und verkündete: »Ausgezeichnet. Na, da werde ich bei unserem nächsten Stelldichein einige unterhaltsame Neuerungen einführen. Hast du schon mal von Massageöl gehört, das warm wird, wenn man darüber bläst?«
»Was ist das?«, fragte
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