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Keine zweite Chance

Keine zweite Chance

Titel: Keine zweite Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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den Straßenatlas. Rachel nahm die Kappe von einem Filzstift und fing an, die Strecke zu markieren.
    »Was machst du da?«, wollte ich wissen.
    »Weiß ich auch noch nicht.«
    Das Handy klingelte. Ich meldete mich.
    »Ist bei euch alles in Ordnung?«
    »Ja, Verne. Alles klar.«
    »Meine Schwester passt auf die Kinder auf. Ich bin im Pickup auf dem Weg nach Osten. Wo wollt ihr jetzt hin?«

    Ich sagte ihm, dass wir auf dem Weg nach Ridgewood waren. Er kannte den Ort.
    »Ich brauch so zwanzig Minuten bis dahin«, meinte er. »Treffen wir uns doch vor der Ridgewood Coffee Company am Wilsey Square.«
    »Wir sind vielleicht beim Haus der Hebamme«, sagte ich.
    »Dann warte ich.«
    »Okay.«
    »Hey, Marc«, sagte Verne, »ich will ja nicht sentimental werden oder so, aber falls jemand erschossen werden soll …«
    »Dann sag ich Bescheid.«
    An der Linwood Avenue bog der Lexus ab. Wir ließen uns noch ein Stück zurückfallen. Rachel sah weiter abwechselnd auf den Palm Pilot und ihre Markierungen im Straßenatlas. Wir kamen in die Vororte. Denise Vanech bog nach links in die Waltherly Road.
    »Sie fährt eindeutig nach Hause«, sagte Rachel. »Lass sie fahren. Wir müssen überlegen.«
    Ich traute meinen Ohren nicht. »Was meinst du mit überlegen? Wir müssen mit ihr reden.«
    »Nein, noch nicht. Ich hab eine Idee.«
    »Und wie sieht die aus?«
    »Ein paar Minuten brauch ich noch.«
    Ich wurde langsamer und fuhr am Valley Hospital in die Van Dien Street. Ich sah Katarina an. Sie lächelte schwach. Rachel arbeitete weiter. Ich sah auf die Autouhr. Verne war jetzt wahrscheinlich am Treffpunkt. Ich fuhr die North Maple Street in Richtung Ridgewood Avenue hinauf. Vor einem Laden namens Duxiana war ein Parkplatz frei. Ich nahm ihn. Vernes Pick-up stand auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Er hatte Zierfelgen und zwei Aufkleber auf der Stoßstange. Auf einem stand CHARLTON HESTON FOR PRESIDENT, auf dem anderen SEH
ICH AUS WIE EINE HÄMORRHOIDE? ALSO BLEIB MIR VOM ARSCH.
    Das Zentrum von Ridgewood war eine Mischung aus Postkarten-Pracht des frühen zwanzigsten Jahrhunderts und modernem Einkaufszentrum mit schicken Food-Courts. Die meisten alten Tante-Emma-Läden waren verschwunden. Nur die unabhängige Buchhandlung florierte noch. Es gab ein edles Matratzengeschäft, einen hübschen Laden, der Krimskrams aus den Sechzigern verkaufte, mehrere Boutiquen, Schönheitssalons und Juweliere. Und auch ein paar von den allgegenwärtigen Ketten hatten ihre Filialen hier: Gap, Williams-Sonoma und der unvermeidliche Starbucks-Coffeeshop verschandelten das Stadtbild. Aber in erster Linie war der Ort zu einer Fressmeile geworden: einem Sammelsurium von Restaurants für viel zu viele Geschmacksrichtungen und die unterschiedlichsten Budgets. Jedes Land, das einem einfiel, hatte hier ein Bistro. Wenn man einen Stein, und sei es noch so kraftlos, in eine beliebige Richtung warf, traf man mindestens drei Fressstände.
    Wir stiegen aus. Rachel nahm den Straßenatlas und den Palm Pilot mit. Sie arbeitete sogar im Gehen weiter. Verne saß bereits im Café und quatschte den stämmigen Typen hinter dem Tresen voll. Er trug eine John-Deere-Baseballkappe und ein T-Shirt mit der Aufschrift: MOOSEHEAD: A GREAT BEER AND A NEW EXPERIENCE FOR A MOOSE.
    Wir setzten uns an einen Tisch.
    »Und? Was geht ab?«, fragte Verne.
    Ich überließ es Katarina, ihn auf den neusten Stand zu bringen, und beobachtete Rachel. Jedes Mal, wenn ich ansetzte, um etwas zu sagen, hob sie den Zeigefinger und bedeutete mir, still zu sein.
    Ich sagte Verne, er solle Katarina nach Hause bringen. Wir bräuchten ihre Hilfe nicht mehr. Sie sollten lieber bei den Kindern bleiben. Er zögerte.

    Es ging schon auf zehn Uhr zu. Ich war nicht übermäßig müde. Schlafmangel macht mir nicht viel aus – nicht einmal, wenn der Adrenalinspiegel nicht so hoch ist wie in dieser Situation. Das liegt wohl an den vielen medizinischen Praktika und dem nächtlichen Bereitschaftsdienst.
    »Treffer«, sagte Rachel wieder.
    »Was ist?«
    Rachel sah weiter auf den Palm Pilot und streckte die Hand aus. »Gib mir dein Handy.«
    »Was willst du damit?«
    »Gib’s mir einfach, ja?«
    Ich reichte ihr das Handy. Sie tippte eine Nummer ein und verzog sich in die hintere Ecke des Cafés. Katarina ging auf die Toilette. Verne stieß mich mit dem Ellbogen an und deutete auf Rachel.
    »Liebt ihr euch?«
    »Es ist ziemlich kompliziert«, sagte ich.
    »Nur wenn du ein Idiot bist.«
    Vielleicht habe ich die

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