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Keine zweite Chance

Keine zweite Chance

Titel: Keine zweite Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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dazu bringen, sich zu beeilen.«
    »Selbst wenn sie uns glauben – und das ist wirklich nicht gesagt  –, wie schnell ginge das dann?«
    »Ich weiß es nicht, Marc.«

    Das gefiel mir nicht. »Was ist, wenn Denise Vanech Verdacht geschöpft hat? Was ist, wenn Tatiana Angst kriegt und sie noch mal anruft? Was ist, wenn es diesen Informanten wirklich gibt? Das sind mir zu viele Unsicherheitsfaktoren, Rachel.«
    »Und was sollen wir deiner Meinung nach tun?«
    »Einen Zwei-Fronten-Angriff starten«, sagte ich, ohne lange darüber nachgedacht zu haben. Wir hatten ein Problem. Plötzlich hatte ich die Lösung vor Augen. »Du übernimmst Denise Vanech. Ich kümmere mich um Steven Bacard. Wir schlagen gleichzeitig zu.«
    »Marc, er ist Anwalt. Er wird dir nichts sagen.«
    Ich sah sie an. Sie begriff. Verne richtete sich auf und pfiff leise zwischen den Zähnen.
    »Willst du ihm drohen?«, fragte Rachel.
    »Wir reden über das Leben meiner Tochter.«
    »Und du redest davon, das Recht in die eigene Hand zu nehmen.« Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: »Wieder mal.«
    »Und?«
    »Du hast ein schwangeres Mädchen mit einer Pistole bedroht.«
    »Ich wollte sie einschüchtern, sonst nichts. Ich hätte ihr nichts getan.«
    »Das Gesetz …«
    »Das Gesetz hat meiner Tochter kein bisschen geholfen«, entgegnete ich und beherrschte mich mühsam. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Verne meine Empörung mit einem Nicken bekräftigte. »Die vergeuden ihre Zeit damit, dir hinterherzulaufen.«
    Sie zuckte zusammen. »Mir?«
    »Lenny hat’s mir erzählt, als wir bei ihm waren. Sie glauben, du warst es. Ganz allein. Ohne mich. Und dass du davon besessen bist, mich zurückzugewinnen, oder so.«
    »Was?«
    Ich stand auf. »Hör zu, ich fahr zu diesem Bacard. Ich will niemandem
wehtun, aber wenn er etwas über meine Tochter weiß, werde ich es rauskriegen.«
    Verne hob die Faust. »Gut so.«
    Ich fragte ihn, ob ich den Camaro noch kurz behalten konnte. Er versicherte mir noch einmal, dass er voll und ganz hinter mir stand. Ich dachte, Rachel würde weiter mit mir streiten. Aber sie tat es nicht. Vielleicht hatte sie eingesehen, dass ich mich nicht davon abbringen lassen würde. Oder – das war wohl wahrscheinlicher  – sie war perplex, weil sich ihre ehemaligen Kollegen auf sie als einzige Verdächtige eingeschossen hatten.
    »Ich fahre mit dir«, sagte Rachel. »Nein.« Meine Stimme ließ keinen Widerspruch zu. Ich hatte keine Ahnung, was ich dort tun sollte, wusste jedoch, dass ich zu vielem fähig war. »Wir machen es so, wie ich eben vorgeschlagen habe.« Ich merkte, dass ich in meinen Chirurgen-Ton verfallen war. »Nimm Katarinas Handy mit. Ich ruf dich an, wenn ich vor Bacards Büro bin. Wir schlagen gleichzeitig bei ihm und Denise Vanech zu.«
    Ich wartete ihre Antwort nicht ab. Ich ging zum Camaro und machte mich auf den Weg zum MetroVista-Bürokomplex.

40
    Lydia musterte ihre Umgebung. Sie hatte weniger Deckung, als ihr lieb war, doch das ließ sich nicht ändern. Sie trug die stachlige, blonde Perücke, die nach Steven Bacards Beschreibung der Frisur von Denise Vanech ähnelte. Forsch klopfte sie an die Apartementtür.
    Am Fenster neben der Tür bewegte sich der Vorhang. Lydia lächelte. »Tatiana?«
    Keine Antwort.

    Steven hatte ihr gesagt, dass Tatiana fast kein Englisch sprach. Anfangs hatte Lydia nicht gewusst, wie sie die Sache angehen sollte. Die Zeit wurde knapp. Alles musste abgeblasen, jeder zum Schweigen gebracht werden. Wenn das jemand sagte, der Blut so wenig ausstehen konnte wie Bacard, ergaben sich die Konsequenzen von selbst. Lydia und Heshy hatten sich getrennt. Sie war hierher gekommen. Hinterher würden sie sich wieder treffen.
    »Alles in Ordnung, Tatiana«, sagte sie durch die geschlossene Tür. »Ich bin hier, um dir zu helfen.«
    Es rührte sich nichts.
    »Ich bin eine Freundin von Pavel«, sagte sie. »Pavel kennst du doch.«
    Der Vorhang bewegte sich. Einen kurzen Moment lang war das dünne, kindliche Gesicht einer jungen Frau zu sehen. Lydia nickte ihr zu. Aber die Frau öffnete die Tür immer noch nicht. Lydia sah sich um. Keiner beachtete sie, trotzdem fühlte sie sich schutzlos. Sie musste sich beeilen.
    »Warte«, sagte Lydia. Dann griff sie, ohne das Fenster aus dem Blick zu lassen, in ihre Handtasche. Sie zog einen Zettel und einen Kugelschreiber heraus. Sie schrieb etwas auf den Zettel und achtete darauf, dass sie dabei vom Fenster aus gut zu sehen war. Sie steckte den Kugelschreiber

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