Keine zweite Chance
Kontext?«
Wieder lächelte Rachel. »Sein Spezialgebiet sind Adoptionen.«
Verne sagte: »Heilige Mutter Gottes.«
Ich lehnte mich zurück und versuchte, das alles zu verarbeiten. Warnlampen blinkten auf, doch ich wusste nicht, was sie bedeuteten. Katarina kam zurück. Verne erzählte ihr, was wir erfahren hatten. Wir näherten uns dem Ziel, das wusste ich. Aber ich fühlte mich völlig verwirrt. Mein Handy – Zias, um genau zu sein – klingelte. Ich erkannte die angezeigte Telefonnummer. Es war Lenny. Ich überlegte, ob ich rangehen sollte, dachte an das Gespräch mit Zia. Aber Lenny wusste natürlich, dass wir eventuell abgehört wurden. Schließlich hatte er Zia gewarnt.
Ich drückte die Annahme-Taste.
»Lass mich zuerst reden«, sagte Lenny, bevor ich auch nur ein Hallo herausbekommen hatte. »Für die Akten, falls dieses Gespräch aufgezeichnet wird. Hier handelt es sich um ein Telefonat zwischen einem Anwalt und seinem Mandanten. Es kann also nicht vor Gericht verwendet werden. Marc, sag nicht, wo du bist. Erzähl mir nichts, was mich zwingen würde, zu lügen. Verstanden?«
»Ja.«
»Hat eure Fahrt Früchte getragen?«, fragte er.
»Nicht die Frucht, die wir gesucht haben. Jedenfalls noch nicht. Aber wir sind sehr nah dran.«
»Kann ich irgendwie helfen?«
»Nein, ich glaube nicht.« Dann: »Warte.« Mir fiel wieder ein, dass Lenny der Rechtsbeistand meiner Schwester gewesen war, als die verhaftet wurde. »Hat Stacy je mit dir über Adoptionen gesprochen?«
»Wie meinst du das?«
»Hat Stacy je überlegt, ob sie ein Baby zur Adoption freigeben soll, oder sonst irgendwas über eine Adoption gesagt?«
»Nein. Hat das was mit der Entführung zu tun?«
»Wäre möglich.«
»Mir fällt dazu nichts ein. Hör zu, wir werden womöglich abgehört, also lass mich eben loswerden, warum ich anrufe. Bei deinem Haus wurde eine Leiche gefunden. Ein Mann, der zwei Schüsse in den Kopf bekommen hat.« Lenny wusste, dass ich das wusste. Wahrscheinlich war es für mögliche Lauscher gedacht. »Die Leiche konnte noch nicht identifiziert werden, aber im Garten der Christies wurde die Mordwaffe gefunden.«
Das überraschte mich nicht. Rachel war gleich davon ausgegangen, dass sie uns die Waffe irgendwie unterschieben würden.
»Das Interessante daran ist, Marc, dass es sich bei der Mordwaffe um deine alte Pistole handelt, die seit dem Überfall auf dein Haus verschwunden war. Sie haben einen ballistischen Test gemacht. Auf Monica und dich wurde doch damals mit unterschiedlichen .38ern geschossen, erinnerst du dich?«
»Ja.«
»Also, die Pistole – deine Pistole – ist eine von den beiden, die damals benutzt worden sind.«
Ich schloss die Augen. Rachel fragte fast unhörbar: »Was ist?«
»Ich leg lieber wieder auf«, sagte Lenny. »Wenn du willst, schau ich mir die Sache mit Stacy und der Adoption an. Mal sehen, ob ich was finde.«
»Danke.«
»Sei vorsichtig.«
Er legte auf. Ich sah Rachel an und erzählte ihr vom Ergebnis des ballistischen Tests. Sie lehnte sich zurück und biss sich auf die Unterlippe – noch so eine vertraute Gewohnheit aus der Zeit, als wir zusammen gewesen waren. »Das bedeutet also«, sagte sie, »dass Pavel und die anderen irgendwas mit dem ersten Überfall zu tun haben.«
»Hast du immer noch daran gezweifelt?«
»Vor ein paar Stunden haben wir noch gedacht, die ganze Sache wäre ein einziger großer Schwindel. Wir dachten, diese Typen wüssten gerade genug, um uns einzureden, sie hätten Tara, damit sie deinem Schwiegervater das Lösegeld aus der Tasche ziehen können. Jetzt wissen wir es besser. Sie müssen etwas mit der ursprünglichen Entführung zu tun haben.«
Das hörte sich zwar logisch an, aber irgendwie gefiel es mir trotzdem nicht. »Und was machen wir jetzt?«, fragte ich.
»Eigentlich müssten wir diesem Anwalt, Steven Bacard, einen Besuch abstatten«, sagte Rachel. »Wir wissen allerdings nicht, ob er der Kopf der Sache oder auch nur ein kleines Licht ist. Denise Vanech könnte ebenso gut hinter dem Ganzen stecken und er nur für sie arbeiten. Oder sie arbeiten beide für einen Dritten. Und wenn wir uns auf Bacard stürzen, wird er kein Wort mehr sagen. Er ist Anwalt. Er wird klug genug sein, nicht mit uns zu reden.«
»Und was schlägst du stattdessen vor?«
»Ich weiß nicht«, sagte sie. »Vielleicht sollten wir jetzt das FBI hinzuziehen. Die könnten sein Büro durchsuchen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Das dauert zu lange.«
»Wir müssten sie
Weitere Kostenlose Bücher