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Keine zweite Chance

Keine zweite Chance

Titel: Keine zweite Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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hoch erhobenem Kinn ging sie weiter. »Aber genau das meine ich mit schwierigen Entscheidungen. Der Kerl im Flanellhemd im Park? Das sind Psycho-Spielchen. Sie wollen dich verunsichern und schwächen. Sie wollen, dass du ihre Anweisungen auch diesmal blind befolgst. Tara ist dein Kind. Wenn du wieder einfach das Geld übergeben willst, ist das deine Entscheidung, aber ich rate dir davon ab. Sie sind schon einmal abgehauen. Warum sollten sie das nicht wieder tun?«
    Wir gingen in die Tiefgarage. Ich gab dem Wärter mein Ticket. »Und was schlägst du vor?«, fragte ich.
    »Erstens müssen wir auf einen direkten Austausch bestehen. Hier haben Sie das Geld, rufen Sie nachher mal an ist nicht drin. Wir kriegen deine Tochter, wenn sie das Geld kriegen.«
    »Und wenn sie sich nicht darauf einlassen?«
    Sie sah mich mit diesen Augen an. »Schwierige Entscheidungen. Klar?«
    Ich nickte.
    »Außerdem will ich eine vollständige elektronische Überwachung, damit ich immer auf dem Laufenden bin. Ich will dir eine Kamera mit Fiberglasoptik verpassen und wenn möglich sehen,
wie der Kerl aussieht. Wir sind zwar nur zu zweit, aber ein bisschen kann man trotzdem tun.«
    »Und wenn sie das merken?«
    »Und wenn sie einfach so wieder abhauen?«, gab sie Kontra. »Egal, was wir machen, ein Risiko gehen wir immer ein. Ich versuche, die Erfahrungen zu berücksichtigen, die ihr bei der ersten Übergabe gemacht habt. Ich kann dir nichts garantieren. Ich kann nur versuchen, unsere Chancen zu erhöhen.«
    Der Wärter brachte den Wagen. Wir stiegen ein und fuhren den McCarter Highway hinauf. Plötzlich war Rachel ganz still. Die Jahre schmolzen dahin. Ich kannte diese Haltung. Von früher.
    »Und was gibt’s sonst?«, fragte ich.
    »Nichts.«
    »Rachel.«
    Irgendetwas in meiner Stimme veranlasste sie, den Blick von mir abzuwenden. »Ein paar Sachen muss ich dir noch sagen.«
    Ich wartete.
    »Ich habe mit Cheryl gesprochen«, begann sie. »Ich weiß, dass sie dir das meiste erzählt hat. Du weißt, dass ich nicht mehr fürs FBI arbeite.«
    »Ja.«
    »Ich kann also nur eingeschränkt tätig werden.«
    »Das ist mir klar.« Sie lehnte sich zurück. Ihre Haltung änderte sich dadurch nicht. »Und was noch?«
    »Du musst der Wahrheit ins Gesicht sehen, Marc.«
    Wir hielten vor einer roten Ampel. Ich drehte mich zu ihr um und sah sie an – sah sie zum ersten Mal richtig an. Noch immer lag jener goldene Schimmer in den haselnussbraunen Augen. Ich weiß, dass sie schwere Zeiten durchgemacht hatte, aber in ihren Augen war nichts davon zu sehen.
    »Die Chance, dass Tara noch lebt, ist minimal«, sagte sie.
    »Aber der DNA-Test«, widersprach ich.

    »Das klären wir später.«
    »Klären?«
    »Später«, wiederholte sie.
    »Was soll das heißen? Sie stimmen überein. Edgar hat gesagt, die endgültige Bestätigung ist eine reine Formsache.«
    »Später«, wiederholte sie mit eiserner Stimme. »Jetzt müssen wir erst einmal davon ausgehen, dass sie am Leben ist. Wir müssen die Lösegeldübergabe so angehen, als ginge es um ein gesundes, lebendiges Kind. Aber irgendwann musst du begreifen, dass es sich dabei um einen raffinierten Schwindel handeln könnte.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Das spielt keine Rolle.«
    »Natürlich tut’s das. Willst du sagen, die haben einen DNA-Test gefälscht?«
    »Ich bezweifle es«, sagte sie. »Aber ausgeschlossen ist auch das nicht.«
    »Wie sollen sie das gemacht haben? Die Haare stimmten überein.«
    »Die Haare aus der ersten Sendung und der jetzigen stimmten überein?«
    »Ja.«
    »Aber«, wandte sie ein, »woher weißt du, dass die Haare aus der ersten Sendung – die, die du vor anderthalb Jahren bekommen hast – von Tara waren?«
    Es dauerte einen Moment, bis ich den Sinn ihrer Worte erfasste.
    »Habt ihr die erste Sendung je überprüfen lassen? Getestet, ob sie zu deinen Genen passen?«, fragte sie.
    »Warum hätten wir das tun sollen?«
    »Also weißt du nicht, ob die Entführer dir damals nicht Haare von einem anderen Kind geschickt haben?«
    Ich versuchte, meine Gedanken zu ordnen. »Aber da lag ein
Stück von ihrem Strampelanzug dabei«, sagte ich. »Der rosafarbene mit den schwarzen Pinguinen. Wie erklärst du dir das?«
    »Meinst du nicht, dass GAP mehr als einen davon verkauft hat? Pass auf, ich weiß noch nicht, wie das Ganze abgelaufen ist, also verzetteln wir uns nicht in hypothetischen Überlegungen. Konzentrieren wir uns lieber auf das, was wir hier und jetzt tun können.«
    Ich lehnte mich

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