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Keinen Plan, ein Paar Socken und 1000 km vor sich...

Keinen Plan, ein Paar Socken und 1000 km vor sich...

Titel: Keinen Plan, ein Paar Socken und 1000 km vor sich... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Sedlacek
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einholen.
    Natürlich nehmen wir die Gelegenheit wahr und kehren in der
Bodega ein. Sofern man sich den Satz „Tiene un poquito de vino
para un peregrino muerto de sed, por favor?“ (Haben Sie ein bisschen
Wein für einen zu Tode durstigen Pilger bitte?) merken kann, so der
Pilgerführer, erhält man hier einen kostenlosen Schluck Wein. Nachdem Eike sich
vor mir der Versuchung hingibt, den Satz fehlerfrei sprechen zu wollen und
dabei eine Glanzleistung hinlegt, jedoch nur auf den Preis von 1 Euro hingewiesen
wird, erspare ich mir den Bohei und bitte höflich auf Spanisch um ein Glas
Wein. (Quisiera una vaso de Vino tinto por favor!) Das dazu gereichte Tapas ist
auch bitter nötig … das kleine Gläschen enthält einen schönen schweren Rioja,
der es in sich hat. Für die Toiletten „darf“ man übrigens quer durch die
Weinproduktion laufen. In Deutschland wären dafür mindestens ein
Gesundheitszeugnis nicht älter als 3 Monate, eine Sicherheitsunterweisung für
die im laufenden Betrieb auftretenden Gefahren und mindestens drei
Unterschriften notwendig. Irgendwo in der Mitte liegt wahrscheinlich die
Wahrheit … Nach den nächsten 4,2 Kilometern liegt die zweite Möglichkeit der
Weinprobe … hätte ich nicht mehrmals den Namen der zweiten Bodega gelesen,
wären wir wohl wie der Rest unser an diesem Tag etwas versprengten Gruppe,
daran vorbei gelaufen. So gönnen sich Catia, Simone, Eike und ich uns nach dem
zweiten Frühstück nun auch die zweite Weinprobe. In dem sehr schönen Innenhof
sind wir die einzigen Pilger. Simone und Eike verbleiben nach der Verköstigung
in dem Dorf. Catia und ich treffen die anderen anschließend 300 Meter weiter
bei der Beendigung ihres Mittagessens. So komplettiert laufen wir bis
Villafranca.
    Andreas hat wieder massive Probleme mit seinem Schienbein.
Er glaubt, dass seine Bänder die Ursache sind, aber irgendwie hört sich das
Ganze für mich eher nach einer Knochenhautentzündung an. Sei‘s drum, es tut
weh, soviel steht fest! Alex und Andreas entscheiden sich für die öffentliche
Herberge, Nikki ist verschwunden. Sie hatte sich, so erfahren wir später, in
der Traditionsherberge „Ave Fenix“ einquartiert, in der Reikimassagen angeboten
werden. Sandy will in ein ihm bekanntes Hotel. Catia und ich entscheiden uns
für eine private Herberge, die in/an einen Fels gebaut wurde. Ich bin platt,
habe heute zu spät reagiert und zuviel Sonne abbekommen. Ich bin froh, nicht in
einem Saal mit 62 Betten liegen zu müssen, sondern wie die Ankündigung des
Pilgerführers richtig behauptete, in einer von einem jungen Paar geleiteten –
sehr netten – Herberge mit lediglich 16 Betten, schlafen zu können. Es ist
frisch renoviert und wir bekommen für zwei Euro auch noch Frühstück. Zudem
treffen wir Aloise und Tom, das australische Pärchen. Catia und ich haben uns
für den Abend mit Sandy zum Essen verabredet. Ich halte nach dem Duschen bis
zum Essen erst einmal Siesta. Als wir abends auf dem Plaza unser Abendessen zu
uns nehmen, taucht auch Nikki wieder auf und berichtet uns über ihren Verbleib.
    Zu meinem Leidwesen gesellen sich noch ein Österreicher und
ein deutscher Psychologe zu uns. Sie suchen Anschluss. Ich kann dem Gespräch
mit ihnen nichts abgewinnen. Für mich Interessantes haben sie nicht zu
berichten. Als der Kamerad aus Österreich für Sandy auch noch Deutschland in
Weiswurstäquator, Fischköppe und weiß-der-liebe-Himmel sonst noch was einteilt,
wird es mir zu bunt. Ich bringe Sandy den Begriff „Schluchtenscheißer“ näher.
Aus Ermangelung des englischen Wortes „Schlucht“, entscheide ich mich für die
Umschreibung Valley – „Valleydumper“. Ein neues Wort war geboren. Das gibt‘s
wirklich nicht. Da kommen die zwei Vögel an unseren Tisch, fragen zwar, ob sie
sich dazusetzen dürfen, haben aber eigentlich schon vor unserer Antwort die
Stühle zurecht geschoben. Sie bringen ein bis dato gut funktionierendes
Gespräch nahezu zum Erliegen, steuern außer Smalltalk nichts Brauchbares bei
und erdreisten sich dann auch noch, mit halbgaren Sprüchen aufzutrumpfen. Peter
und Hannes sind im weiteren Verlauf des Weges mein persönliches „rotes Tuch“.
Jedes Mal, wenn sie auftauchen, versuche ich schnellst möglich das Weite oder
zumindest Distanz zu suchen. Sie scheinen es mir anzumerken und lassen mich
außen vor, wenn sie auf unsere Gruppe treffen. Der Rest unserer „Familie“ nimmt
es gelassener. Sie berichten sogar über das ein oder andere

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