Keinen Plan, ein Paar Socken und 1000 km vor sich...
unterhaltsame
Gespräch. Es ist mir egal, die beiden stellen für mich keine Alternative dar.
Dafür gibt es hier zu viele interessantere Menschen mit aufschlussreicheren
Gesprächsthemen, als das ich mit Ihnen kostbare Zeit verschwenden wollen würde.
Es entscheiden manchmal halt doch die ersten Sekunden eines Treffens über Sym-
oder Antipathie.
Catia und ich kaufen an diesem Abend noch Verpflegung für
den morgigen Tag ein. Wir wollen den „Camino duro“ gehen, eine Wegalternative, die
knappe 300 Höhenmeter mehr als der Weg an der Straße beansprucht, dafür mit
einer fabelhaften Aussicht belohnen soll. Sandy ist den Weg beim letzen Mal
gegangen und möchte sich seine Kräfte dieses Mal sparen. So gehen morgen
diverse Einzelgrüppchen los, zum nächsten Etappenziel „O Cebreiro“.
09.06.: Villafranca del Bierzo – O Cebreiro (32,4km)
Die Herberge hat ausnahmsweise keine morgendlichen
„Rauswurfzeiten“ … das nutzend, ein gutes Frühstück mit Müsli und Toast
genießend, ist es dann auch schon 9:30 Uhr, bis wir aufbrechen. Gestern Abend
hatten wir noch kurz mit ein paar Österreichern am Nachbartisch zwanglos
ausgemacht, uns auf dem „Camino duro“ zum Picknick zu treffen. Das wird wohl
nix! Der Anstieg ist die erste halbe Stunde wirklich steil. Gut, dass es Müsli
gab und der Körper was zum Verbrennen hat. Aber die Landschaft ist wieder
einmal traumhaft schön. Gut, das Tal wird durch eine Schnellstraße
„zerschnitten“ und so der Ausblick leicht getrübt, aber hier oben gibt es eine
ganze Reihe alter Bäume, wunderschön anzusehende Koppeln und der Himmel ist
auch wieder einmal strahlend blau. Einen Esel finden wir oben angekommen
übrigens auch. Die Nebenroute ist länger und fordert um einiges mehr die Physis
heraus, aber sie lohnt sich definitiv.
Catia ist übrigens angehende Lehrerin und hat in der
Vergangenheit parallel zur Schule in einer weltweit auftretenden Theatergruppe
mitgewirkt. Entsprechend viel gibt es zu erzählen. Wir beide treffen auf dem
„Duro“ kaum andere Pilger. Die meisten scheinen schon weiter zu sein, oder
nehmen doch die eigentliche Route entlang der Straße. So zum Beispiel Steve,
der verrückte Australier und Stephan aus Quebec, die wir nach Vereinigung der
beiden Routen ein paar Örtchen weiter treffen. Die beiden langen Lulatsche
hätten zwar die Kondition weiter zu gehen, aber einfach keine Lust mehr. Sie
haben den Abzweig zum „Duro“ verpasst und mussten somit den Weg an der Straße
nehmen. Es war ihrer Aussage nach „absolutly boring“ und sie bleiben heute
hier. Sie möchten sich an diesem Tag weitere Stücke an der Straße ersparen.
Steve will noch eine verfallene Burg besichtigen, die irgendwo auf einem
angrenzenden Berg liegt und nicht wirklich über einen ausgebauten Weg zu
erreichen ist. Na dann viel Spaß. Im Nachgang erfahre ich, dass es grandios
war, nur der Abstieg nicht so prickelnd, weil Steve natürlich in seiner
Freizeit nicht die Boots angezogen hat, sondern die Sandalen. Catia und ich
laufen weiter die Straße entlang und durchqueren mehrere Örtchen. Es geht steil
bergauf. Wir erinnern uns an die Worte von Sandy am gestrigen Abend. „Es geht,
wenn Ihr den Duro nehmt steil bergauf, dann wieder bergab und dann Richtung O
Cebreiro noch einmal steil bergauf.“ Der Tag fordert Tribut. Wir sind müde. In
der Hoffnung angekommen zu sein, erreichen wir ein kleines Dorf und treffen in
der Bar einen Teil der Gruppe Österreicher, mit denen wir uns zum Picknick auf
dem Weg treffen wollten. Sie berichten unter anderem, dass dies noch nicht O
Cebreiro ist. Da fehlen noch mal fünf Kilometer Anstieg. Darüber hinaus haben
sie sich gesplittet, Jacqueline ist weiter Richtung O Cebreiro, Annina sogar
einen Ort vorher abgestiegen. Dafür sind zwei Hamburgerinnen dabei, die wir
noch aus der Herberge in Ponferrada kennen.
Wir sind zwar platt, entscheiden aber, nach einer Cola die
letzen Kilometer anzugehen. Es ist mittlerweile halb sechs. Der Vorhersage der
Tirolerin „Heidi“ glaubend, muss man O Cebreiro spätestens um 16:00 Uhr
erreichen, um noch ein Bett zu bekommen. Mal gucken! Ändern tun wir eh nichts
und wir wollen unsere Family wieder treffen. Los geht‘s, anfangs auch gut, aber
es geht wirklich stetig bergauf. Das kostet Kraft. Zusätzlich geraten wir in
einen Almabtrieb. Geschätzte 15 Tonnen Rindviecher auf sich zukommen sehend –
hier lassen sie auch den Kühen die Hörner – dafür keinen Bauer, ergibt im
ersten Moment ein gemischtes
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