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Keiner wird weinen

Keiner wird weinen

Titel: Keiner wird weinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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kurz: »Warte!« und
     lief fort. Erst jetzt fiel ihm auf, daß sie jedesmal, wenn sie ihn allein ließ, die Tür von außen abschloß.
    Nach einer halben Stunde war sie wieder da, in Begleitung zweier junger Türken mit schwarzem Schnurrbart.
    »Das ist Ali, das ist Achmed«, stellte sie die beiden vor.
    Achmed holte eine Kodak-Kamera aus der Tasche.
    »Kannst du mir vielleicht mal verraten, was hier los ist?« fragte Denis leise.
    »Du brauchst einen Paß«, erklärte sie fröhlich. »Stell dich mal an die Wand. Genau der richtige Hintergrund.«
    »Den Kopf gerade halten«, sagte Achmed in schlechtem Englisch und machte zwei Fotos. »Und jetzt im Profil«, kommandierte er.
    »Wozu das denn?« fragte Denis erstaunt. »Für den Paß reicht en face, und überhaupt – ich muß ins russische Konsulat, nach
     Ankara! Wollt ihr mir etwa einen falschen Paß machen?«
    »Entspann dich«, sagte Karolina, »und dreh dich zur Seite. So ist’s gut, braver Junge.«
    Der Fotoapparat klickte noch zweimal.
    »Schreib in lateinischen Buchstaben deinen vollen Namen auf, dein Geburtsdatum und deine Moskauer Adresse«, meldete sich Ali.
    »Wozu die Adresse? Für einen Paß braucht man keine Adresse. Nein, Jungs, da spiele ich nicht mit«, erklärte Denis, so entschieden
     er konnte.
    »Du hast keine Wahl, Kleiner.« Karolina schüttelte traurig ihr blondes Haupt.
    »Was wollt ihr von mir?« fragte Denis leise.
    »Nichts weiter.« Die Schwedin zuckte mit den üppigen Schultern. »Nur daß du wohlbehalten nach Moskau kommst. Genau das willst
     du doch auch, oder?«
    Denis nickte stumm. Natürlich, mehr als alles auf der Welt wollte er nach Hause. Auch ohne Schaffellmäntel …
    »Na siehst du, unsere Interessen decken sich also. Ich habe nicht daran gezweifelt, daß wir uns einigen würden. Wir erwarten
     von dir nur einen kleinen Freundschaftsdienst. Du wirst ein Päckchen mit nach Moskau nehmen, es wiegt gerade mal ein gutes
     Pfund, du wirst dir also keinen Bruch daran heben.«
    »Drogen?« fragte Denis kaum hörbar.
    »Medikamente«, korrigierte Karolina lächelnd. »In Moskau wirst du am Flughafen erwartet. Du übergibst das Päckchen und bekommst
     fünfzehntausend Dollar. Ist doch ganz einfach, oder?«
    Denis spürte kalten Schweiß den Rücken hinunterrinnen. Er hatte irgendwo gelesen oder im Fernsehen gesehen, daß einem in der
     Türkei für den Transport von Drogen der Kopf abgehackt wurde.
    Die schnurrbärtigen Türken starrten ihn finster an.
    »Jungs, laßt mich lieber laufen«, bat Denis. »Wirklich, was wollt ihr mit mir? Ich bin schrecklich feige. Wenn euer Zoll mich
     filzt, kriegt ihr doch bloß Probleme.«
    »Mach dir mal um uns keine Sorgen«, beruhigte ihn Karolina, »mit unseren Problemen werden wir schon selber fertig. Aber laufenlassen
     können wir dich nicht, nichts für ungut, Kleiner. Die Medikamente werden in Moskau dringend benötigt. Also zick nicht rum.
     Hier hast du ein Blatt Papier, darauf schreibst du deinen Namen, dein Geburtsdatum und deine Adresse. Wir sollten diese vielbeschäftigten
     Männer hier nicht warten lassen, das ist unhöflich. Außerdem haben wir beide nur noch wenig Zeit füreinander.« Sie zuckte
     kokett mit der Schulter und zwinkerte ihm zu.
    Denis begriff: Er hatte keine Wahl. Auf das Blatt, das Karolina ihm reichte, schrieb er: Denis Semjonow, dazu ein Geburtsdatum
     und eine Adresse.
    Die Türken nahmen das Blatt an sich und gingen.
    »Entspann dich, Kleiner.« Karolina umschlang ihn und preßte ihn an sich. »Laß uns keine Zeit verlieren.«
    »Entschuldige« – er versuchte sich loszumachen –, »ich kann jetzt nicht. Das ist mir zuviel. Hier in der Türkei steht auf
     Drogen die Todesstrafe …«
    »Du kannst, Kleiner, du kannst, mein Süßer.« Sie warf ihn aufs Bett und öffnete den Reißverschluß seiner Jeans.
    Im spannendsten Moment, als die leidenschaftliche Karolina schon laut stöhnte, fragte er leise: »Die Medikamente, sind die
     für deinen Freund, mit dem du im Bungalow gewohnt hast?«
    »Ja. O ja, für ihn… Lenk nicht ab …«, stöhnte sie.
    »Und er erwartet mich dann am Flughafen?«
    »Ja, mein Süßer, ja … Ja, so, schneller … Ah, gut …«
     
    In der Nacht zog Denis leise die Kommodenschublade auf, tastete im Dunkeln nach dem Fotoalbum, schaltete kurz das Licht in
     der Dusche an, nahm das Foto des »süßen russischen Bären« heraus, steckte es in die Gesäßtasche seiner Jeans, die auf dem
     Fußboden lag, legte das Album zurück und schlüpfte

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