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Kellerwelt

Kellerwelt

Titel: Kellerwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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produziert
nahezu alles. Er investiert in den Fortschritt - und damit in unsere Zukunft.
Er gibt uns allen ein Dach über dem Kopf und er ernährt uns. Ich kann ihnen
versichern, es ist eine Ehre, für diesen Konzern tätig zu sein. Das möchte ich
natürlich nicht aufs Spiel setzen. Deswegen würde ich gerne noch einige
Buchungen vornehmen, wenn es ihnen recht ist. Oder kann ich noch etwas für sie
tun?"
    Und wieder hatte er keine
Antwort bekommen - zumindest keine Antwort, mit der er etwas hätte anfangen
können. So würde es nun weitergehen. Immer weiter und weiter. Deswegen musste
er dieses Spiel auf der Stelle beenden. Dann würde auch dieser Druck in seinem
Kopf verschwinden. Inzwischen tauchten bereits dunkle Schatten am Rande seines
Gesichtsfeldes auf. Mit seinen Beinen schien auch etwas vor sich zu gehen. Er
fragte sich, wie lange er noch das Gleichgewicht würde halten können.
    Er musste hier weg. Jetzt,
sofort!
    „ Wie sieht deine tägliche
Arbeit aus?"
    Hätte er seine Hände bewegen
können, dann hätte er sich selbst eine Ohrfeige verpasst. Weswegen hatte er
diese Frage gestellt? Es interessierte ihn überhaupt nicht, wie die tägliche
Arbeit dieses Bürohengstes aussah. Er wollte keine Auskünfte mehr, er wollte
nur hier weg. Er hatte noch nicht einmal etwas von der Frage gewusst, bevor er
sie ausgesprochen hatte. Und dennoch hatte er sie ausgesprochen. Und es ging
ihm immer dreckiger. Etwas rann über sein Kinn. Fing er tatsächlich an zu
sabbern?
    „ Ich stecke gerade mitten im
Abschluss. Ich buche Belege, schließe die Konten ab, saldiere und bilanziere.
Und dafür steht mir nur begrenzte Zeit zur Verfügung. Deswegen müsste ich nun
mit dem Buchen fortfahren. Wenn ich also etwas für sie tun kann, dann sagen sie
es bitte jetzt."
    Wie bitte? Genau diesen Text
hatte der Angestellte schon einmal gesprochen, gerade vor wenigen Augenblicken.
Er war sich sogar sicher, exakt den gleichen Wortlaut gehört zu haben. Hätte er
die Zeit drei oder vier Seiten zurückblättern können, dann hätte er genau
diesen Text dort gesehen, Schwarz auf Weiß.
    „ Dieser Bürobereich
unterscheidet sich stark vom Rest des Kellers." Er wollte nicht reden,
doch er redete einfach. Er konnte es nicht mehr stoppen. Der Druck in seinem
Kopf brachte ihn um. „Was hat es damit auf sich?"
    „ Dies ist das Hauptbüro.
Genau genommen befinden sie sich in der Buchhaltung. Wir kümmern uns hier um
die finanzielle Seite des Unternehmens und sorgen für reibungslose Abläufe
innerhalb der Organisation."
    „ Was stellst du mit mir
an?" Endlich hatte er eine Frage gestellt, die auch in seinen Ohren Sinn
machte - auch wenn seine Stimme inzwischen klang, als kämpfe er mit einer üblen
Verstopfung. Er hatte diese Frage zwar nicht stellen wollen, doch wenn er sich
selbst schon zu Tode fragen musste, dann war ihm eine sinnvolle Frage lieber
als irgendwelcher Nonsens.
    „ Ich beantworte ihre Fragen
und stehe ganz zu ihrer Verfügung, falls ich ihnen noch in anderer Hinsicht
weiterhelfen kann. Möchten sie sonst noch etwas wissen, oder kann ich mich
wieder meiner Arbeit widmen?"
    Die Rettung kam in diesem
Augenblick von völlig unerwarteter Seite, direkt hinter ihm.
    „ Warum macht mir das
Kopfschmerzen?"
    Der Blick des Angestellten
löste sich von seinen Augen und schwenkte in die Richtung, aus der die Stimme
der Kleinen ertönt war. Genau in diesem Augenblick versagten seine Beine.
Glücklicherweise behielt er die Kontrolle über seinen Schließmuskel, als er zu
Boden ging. Und glücklicherweise erlangte er die Kontrolle über seinen Zeigefinger
zurück, bevor das Gesicht des Angestellten aus dem Taktikvisier des G-36C
verschwand. Die Waffe bellte einen Schuss hinaus und stanzte ein Loch in die
Stirn des Angestellten. Dann gingen sie gemeinsam zu Boden - er, der
Angestellte und die Patronenhülse, die aus dem Gewehr ausgeworfen wurde. Das
Lächeln klebte dabei noch immer auf dem Gesicht des Angestellten, selbst als
der Körper des Burschen auf den Boden aufschlug. Er bekam ausreichend
Gelegenheit, dieses Lächeln zu beobachten, denn er schlug im gleichen
Augenblick auf.
    Der Aufprall fühlte sich an,
als wache er aus einem verrückten Traum auf. Im selben Moment verpuffte auch
der Druck in seinem Schädel. Und dann war die Kleine auch schon an seiner
Seite.
    „ Oh Mann, was war das denn
für ein Blödmann?" Die Kleine klang, als könne sie nur mit Mühe die Tränen
zurückhalten. „Der hat irgendwas mit meinem Kopf

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