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Kellerwelt

Kellerwelt

Titel: Kellerwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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verfolgte die Spur der Einschläge bis in die Nähe eines
Durchgangs.
    Er fand sowohl den Durchgang
als auch den Raum dahinter leer vor. Seine Zielperson war entkommen. Doch bevor
seine Wut wieder auflodern konnte, fiel sein Blick auf zwei Aufzugtüren am Ende
des Raumes.
    Auf seinem Gesicht breitete
sich ein Grinsen aus. Wenn seine Zielperson die Tiefgarage auf diesem Weg
verlassen hatte, dann würde der Auftrag richtig spaßig werden.
    Er drückte die Ruftaste des
Aufzuges. Hinter den Türen ertönte ein Rumpeln und ein
Knirschen, als sich die Kabine in Bewegung setzte. Er trat einen Schritt zurück
und richtete sein Sturmgewehr auf die Türen. Vielleicht kauerte seine
Zielperson noch in der Kabine. Vielleicht hatte sie nur darauf gewartet, dass
jemand die Ruftaste betätigte. In diesem Fall würde sie eine riesengroße
Scheißüberraschung erleben.
    Doch die Überraschung blieb
aus. Als sich die Türen mit einem Geräusch zwischen Gleiten, Zischen und
Knirschen öffneten, fand er die Kabine leer vor.
    Nun gut, dann würde er sich
eben nach unten begeben und die Sache dort zu Ende bringen. Diesmal befürchtete
er nicht, jemand könne ihm die Arbeit abnehmen. Dort unten hausten zwar die
Knochenkauer, doch mit denen würde seine Zielperson fertig werden. Sie würde
wissen, was zu tun ist, sobald sie die Knochenkauer entdeckte.
    Er hoffte nur, es blieben
noch einige Knochenkauer übrig, mit denen er sich anschließend vergnügen
konnte.
    Doch bevor er seiner
Zielperson nach unten folgte, benötigte er einen Download. Er hatte zwar das
Gefühl, er könne sich dort unten orientieren, doch das konnte ein Irrtum sein.
Besser, er frischte seine Daten auf - auch wenn es wehtun würde.
    Bevor er es sich anders
überlegen konnte, zog er das Sichtgerät aus seiner Tasche, fixierte das Display
und drückte den Auslöser. Diesmal dauerte es nur einen Augenblick, bevor das
Flackern seine Gedanken hinweg fegte und ihn zu Boden schickte.

Katakomben
     
    Aufwachen.
    Er riss die Augen auf.
    Verdammt, war er etwa
eingeschlafen?
    Das durfte er nicht. Er
durfte nicht schlafen. Er musste weiter. Doch er war gerade so angenehm müde.
Außerdem kümmerte es ihn überhaupt nicht, ob er erwischt werden würde oder
nicht. Im Gegenteil: Es war ihm egal. Alles war ihm egal. Rosarot egal, in Zuckerwatte
verpackt mit grünen Sternen dran. Vollkommen egal.
    Erwischt werden. Ja … oben,
in der Tiefgarage, hatte ihn eines dieser Maschinengewehre erwischt. Er war
gelaufen wie ein Hase, hatte zwischen den Betonpfeilern Haken geschlagen und
immer wieder die Richtung gewechselt, doch kurz vor dem Durchgang zum Aufzug
hatte ihn ein Maschinengewehr getroffen. Keine große Geschichte. Nur ein
Streifschuss. Die Kugel war geradewegs unter seinem linken Arm hindurch
geflogen und hatte seinen letzten Rippenbogen angekratzt. Jacke und T-Shirt
waren ruiniert, doch seine Haut hatte nur eine Schramme abbekommen.
    Wie von Furien gehetzt war
er in den Aufzug gestürmt. Auf den Zustand der Kabine hatte er dabei nicht
geachtet. Alle Vorsätze, hier unten niemals in einen Aufzug zu steigen, waren
in diesem Augenblick dahin gewesen. So hatte er einfach die einzige Taste
gedrückt, die das Bedienfeld im Inneren der Kabine noch angeboten hatte. Alle
anderen Tasten waren aus dem Feld herausgehebelt oder zertrümmert worden und
hatten nur Splitter oder leere Löcher hinterlassen. Daraufhin hatten sich die
Aufzugtüren geschlossen und die Kabine war abwärts gerumpelt.
    Eigentlich hätte er in
diesem Augenblick einen Schreikrampf bekommen müssen. Noch weiter abwärts - das
konnte eigentlich überhaupt nicht gehen!
    Doch es ging. Und es hatte
ihn in diesem Augenblick nicht gekümmert. Viel wichtiger war ihm der Treffer
gewesen, den er kassiert hatte. Deswegen hatte er sich die Jacke und das
T-Shirt vom Leib gerissen. Seine Seite hatte gebrannt wie Feuer. Beim Anblick
des ersten Blutstropfens hatte er dann das Verbandspäckchen aus seiner
Beintasche genestelt und sofort aufgerissen. Darin hatte er eine Wundauflage,
eine Mullbinde, sowie eine Verpackung mit vier Tabletten entdeckt.
    Den Streifschuss hatte er -
ohne lange nachzudenken - mit der Mullbinde verarztet. In der Annahme, es
handele sich um ein Schmerzmittel, hatte er dann eine der Tabletten geschluckt.
Auch darüber hatte er sich in diesem Moment keine Gedanken gemacht. Erst als
die Tablette schon zu seinem Magen unterwegs gewesen war, war ihm die Idee
gekommen, es könne sich eventuell auch um ein Mittel zur

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