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Kellerwelt

Kellerwelt

Titel: Kellerwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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Klugscheißer, der
mir einzureden versucht, ich sei ein Killer."
    Der Chef bohrte nach. „Mann,
Kleiner, überleg' doch mal: Wir beide gemeinsam - zwei Männer in Schwarz. Wir
könnten es richtig weit schaffen. Vielleicht finden wir sogar den Ausgang, wenn
wir zusammenarbeiten. Wir müssen nur durch die Kriegszone hindurch, dann steht
uns das ganze Labyrinth offen. Zwei Typen wie wir können hier drin tun und
lassen, was sie wollen."
    Er stand auf. „Nein. Auf gar
keinen Fall."
    „ Nun setz' dich wieder
hin." Der Chef schüttelte missbilligend seinen Kopf. „Alleine kommst du
ohnehin nicht weit. Sobald du aus der Siedlung marschierst, findest du dich
nicht mehr zurecht. Du wirst die Kriegszone gar nicht erst finden. Außerdem
hältst du nicht lange durch. Du weißt viel zu wenig über dieses Labyrinth. Und
selbst wenn du die Kriegszone erreichst, wirst du es nicht schaffen. Du machst
dir keine Vorstellung, was da drin los ist."
    Er grinste den Chef an. „Na
klar. Und du bist der totale Experte. Oh, hätte ich beinahe vergessen: Deswegen
hast du ja auch all meine Fragen beantworten können." Er wurde wieder
ernst. „Nein, Mann. Ich werde mir keinen Bremsklotz ans Bein binden. Mit dieser
Kriegszone werde ich alleine fertig. Ich bin mit Selbstschussanlagen fertig
geworden, ich bin mit Menschenfressern fertig geworden, ich habe gegen Mutanten
gekämpft und ich bin den Spinnen entkommen. Du glaubst doch nicht im Ernst,
diese Kriegszone könnte mir noch Angst einjagen, oder? Schließlich bin ich der
Schwarze Mann - das versuchst du mir doch die ganze Zeit über einzureden. Also
gehe ich alleine, und damit basta!"
    Er wandte sich um und ging.
Dabei rechnete er jeden Augenblick damit, vom Chef noch einmal angesprochen zu
werden. Vielleicht zog der Zwerg auch gerade eine Waffe unter dem Tisch hervor
und zielte auf ihn. Doch er wollte verdammt sein, wenn er sich jetzt noch
einmal umdrehte.
    Als er schließlich die Tür
passierte, herrschte hinter ihm auch weiterhin Ruhe. Der kleine Mann hatte sich
offenbar ziemlich rasch damit abgefunden, zukünftig alleine klarkommen zu
müssen. Jetzt musste er nur noch diese Kriegszone finden - und dazu hatte er
auch schon einen Plan.
    Die Kleine drückte sich
sicherlich noch irgendwo in der Nähe der Kantine herum. Er sah sich um und
entdeckte sie tatsächlich nur wenige Schritte entfernt, wo sie mit einem
Instandsetzer plauderte. Er ging zu ihr und tippte auf ihre Schulter.
    „ Du, sag mir eins: In
welcher Richtung liegt diese Kriegszone?"
    Sie sah ihn einen Moment
lang verständnislos an. Dann kapierte sie, was er wollte. Sie drehte sich ein
Stück nach links und wies dann in die Dunkelheit der Halle hinein. „Na ja, ich
glaube, so etwa in dieser Richtung. Da hinten ist eine Tür, die nach draußen
führt. Dann immer grob in diese Richtung weiter. Da müsste das irgendwo sein.
Ohne Karte kann ich es dir aber nicht genau sagen."
    Damit hatte sie ihm ein
weiteres Stichwort geliefert. „Und wo bewahrt ihr die Karten auf?"
    Sie wies mit dem Kinn noch
einmal in die Richtung, die sie gerade gezeigt hatte. „Auch da hinten. Das
Archiv hängt unter der Decke."
    „ Besten Dank auch." Er
setzte sich in Bewegung. Die Kleine rief noch etwas hinter ihm her, doch er
hatte seine Ohren bereits auf Durchzug gestellt. Ganz allmählich drang alles,
was dieser Zwerg ihm erzählt hatte, von der Oberfläche in die tiefer liegenden
Gebiete seiner Gedanken vor und richtete dort ein ordentliches Chaos an.
Deswegen wollte er hier weg. Er wollte zurück in die Korridore, damit er diese
vollkommen irre Geschichte in Ruhe verdauen konnte. Dabei hoffte er, er hatte
den Mund nicht zu voll genommen, als er vor dem Zwergen behauptet hatte, er
werde mit dieser Kriegszone alleine fertig. Der Zwerg hatte ihm erklärt, er sei
ein Schwarzer Mann - und Schwarze Männer seien harte Kämpfer. Hoffentlich
behielt der Zwerg Recht. Gerade im Augenblick fühlte er sich in jedem Fall
überhaupt nicht wie ein knallharter Kämpfer.
    Zwischen den Schutthaufen
gingen ihm die Siedler aus dem Weg. Er wusste nicht, ob es sein
Gesichtsausdruck war oder ob die Farbe seiner Kleidung diese Menschen
beeindruckte. Vielleicht spürten sie auch nur diese Aura der Wut, die ihn
umgab. Verdammt nochmal, er war kein Killer! Er war nur ein ganz normaler Kerl
von der Straße, der eigentlich überhaupt nicht hier sein sollte. Dieser Zwerg
hatte nur Unsinn geredet. Dieser Zwerg hatte ihn nur Zeit gekostet. Wenn er
sich nicht beeilte, dann

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