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Kellerwelt

Kellerwelt

Titel: Kellerwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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ist
das."
    Der Chef grinste und griff
nach seiner Flasche. „Na gut. Aber bevor ich dir irgendwas erzähle, möchte ich
selbst noch etwas wissen." Der Chef beugte sich vor. „Wie bist du
bewaffnet?"
    Er sah diesem Liliputaner in
die Augen und kam zu dem Schluss, eine Lüge mache keinen Sinn. „SIG-Sauer P226",
sagte er. „Steckt hinten in meinem Hosenbund."
    Der Chef brummte kurz und
lehnte sich dann auf seinem Stuhl zurück. „Da bleibt sie auch, solange du in
der Siedlung bist, klar?"
    Er zuckte mit den Schultern.
„Solange mich niemand anmacht."
    „ Gut. Und so sieht es aus:
Du wachst hier drin auf und hast keine Ahnung von nichts. Du weißt nicht, wo du
bist. Du weißt nicht, wie du hierhergekommen bist. Und du weißt nicht, wer du
bist. Du weißt nur eins: Du musst hier raus, weil jemand hinter dir her ist.
Und dann läufst du durch die Gegend wie ein Verrückter. Du findest alles mögliche Zeug. Etwas zu essen, etwas zu trinken und
den einen oder anderen Ausrüstungsgegenstand. Einen Ausgang findest du aber
nicht. Stimmt's soweit?"
    Er nickte.
    „ Und dann, irgendwann, triffst
du Leute. Du fragst jeden, den du siehst, ob er dir den Weg zum Ausgang zeigen
kann. Blöderweise können sich die meisten Leute hier drin nichts unter einem
Ausgang vorstellen. Irgendwann versucht dann irgendjemand, dich umzulegen. Oder
du gerätst an eine Todesfalle . Selbstschussanlagen,
Spinnen und andere High-Tech-Spielereien. Spätestens dann sollte dir klar
werden, dass dies hier kein normales Gebäude ist. Ich nehme an, du bist schon
so weit."
    Er nickte noch einmal.
    „ Na wunderbar. Dann muss ich
nicht mehr bei null anfangen. Um es vorweg zu nehmen: Nein, ich weiß nicht, wo
der Ausgang ist. Und nein, ich weiß auch nicht, was das hier alles soll.
Niemand hier kann sich an ein Leben außerhalb dieser Welt erinnern und niemand
hat einen Namen. Sollten dies deine Fragen gewesen sein, dann kannst du jetzt
wieder abhauen, Kleiner."
    Er ließ seinen Kopf hängen.
Auch dieser Zwerg konnte ihm nicht helfen. Eine weitere Pleite in einer ganzen
Reihe von Pleiten. Doch möglicherweise konnte ihn der Zwerg mit einigen anderen
Informationen versorgen.
    „ Ich hätte da noch ein paar
Fragen", sagte er. „Du hast selbst gesagt, man habe hier drin das Gefühl,
jemand sei hinter einem her. Kannst du mir dazu etwas sagen?"
    „ Kann ich. Das ist offenbar
eine Sache, die nur Männer in Schwarz betrifft. Soweit ich weiß, sind wir die
einzigen, die gejagt werden. Zumindest kenne ich außer uns beiden keinen
anderen. Wir haben dauernd Schiss davor, hier drin erwischt zu werden. Immer,
wenn wir für einige Zeit still stehen, reden wir uns ein, wir sollten
eigentlich überhaupt nicht hier sein. Und das ist gar nicht mal so verkehrt. Es
ist nämlich tatsächlich jemand hinter uns her. Ein einzelner Mann. Er nennt
sich selbst 'Der Entsorger'. Eine ziemlich harte Nuss. Gut bewaffnet,
durchtrainiert und völlig plemplem. Dieser Kerl ist ein Killer. Mit dem kann
man nicht reden und mit dem kann man nicht verhandeln. Der kennt nur einen
Auftrag: Er muss den Mann in Schwarz ausschalten."
    Er lehnte sich zurück. Nach
allem, was er hier drin gesehen hatte, war er inzwischen bereit, so gut wie
alles zu glauben. So gut wie alles - aber nicht alles.
    „ Das ist doch völlig
verrückt", sagte er. „Wenn du außer mir der einzige Kerl in Schwarz bist,
woher willst du das alles dann wissen?"
    „ Nur weil ich außer dir
keinen anderen Schwarzen Mann kenne, heißt das noch lange nicht, dass es keine
anderen von unserer Sorte gibt", knurrte der Chef. „Was glaubst du,
weswegen dich in der Siedlung alle schief anschauen? Die wissen ganz genau, wer
du bist. Die haben außer uns nämlich schon andere Männer in Schwarz erlebt.
Einige sind weitergezogen, andere wurden entsorgt. Aber alle haben einen
bleibenden Eindruck hinterlassen."
    „ Verdammter Mist. Und ich
dachte, ich wäre irgendwie illegal hier. Es war ein Gefühl, als hätte ich mich
verbotenerweise in ein fremdes Haus geschlichen. Und jetzt erzählst du mir, es
sei tatsächlich jemand hinter mir her. Und der will mich gleich umbringen?
Dicker, das ist wirklich verrückt. Wieso ich? Was will dieser Entsorger-Typ von
mir? Ich bin doch nur ein ganz normaler Kerl von der Straße."
    Der Chef lachte. Es klang
wie ein alter Dieselmotor mit Startschwierigkeiten. „Aber natürlich bist du
das. Deswegen kannst du vermutlich perfekt mit einer Knarre umgehen - wie jeder
Idiot von der Straße. Und deswegen

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