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Kells Legende: Roman (German Edition)

Kells Legende: Roman (German Edition)

Titel: Kells Legende: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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…« Der Dolch erschien wie aus dem Nichts in seiner Hand, und Angerak machte einen schnellen Satz in Richtung Leanoric … aber er kam nicht dazu, zuzustoßen. Denn plötzlich ragte Ilanna aus seinem Rücken hervor, die dort mit einem widerlichen, feuchten Klatschen gelandet war, und Angerak fiel zu Boden, mit dem Gesicht voran. Kell machte einen Schritt vorwärts, stellte seinen Stiefel auf den Hintern des toten Kundschafters und riss seine Waffe heraus, von der geschmolzenes Fleisch tropfte. Dann sah er sich unter den Anwesenden um.
    »Holt Eure Kundschafter her«, sagte er. »Wie es aussieht, hat Graal Eure Armee offenbar bereits infiltriert.« Kell warf seinem König einen vielsagenden Blick zu. »Ich hoffe, Ihr habt Eure Strategie bereits fertig, Sire.«
    »Wir erwarten zwei weitere Divisionen aus dem Nordosten«, erklärte Leanoric. »Sie werden morgen früh hier sein.«
    Kell rieb sich den Bart. »Das heißt, Ihr habt knapp zehntausend Mann? Hoffen wir, dass der Feind zahlenmäßig nicht so stark ist …«
    »Wir müssen die Eiserne Armee hierherlocken, in das verlassene Alt-Skulkra. Ich habe überall auf den alten Türmen Bogenschützen platziert … tausend von ihnen! Wenn es uns gelingt, sie mit einem vorgetäuschten Rückzug zu übertölpeln, sie in die Stadt zu locken, werden wir sie alle abschlachten.« Leanoric trat vor und seufzte. »Kell, wirst du bleiben? Wirst du uns helfen?«
    »Ihr habt Eure Generäle bei Euch«, erwiderte Kell ernst und sah zu Terrakon und Lazaluth hinüber. »Ich muss zuerst an meine Enkelin denken … aber ich werde Euch helfen, wo immer ich kann.« Er trat rasch aus dem Zelt … und im selben Moment zerriss ein Schrei die Luft.
    »Zu den Waffen! Wir werden angegriffen!«
    Das Lager explodierte förmlich, als die Männer hastig ihre Rüstungen anlegten und sich ihre Waffen umgürteten. Die Lagerfeuer loderten auf. Weit weg, am anderen Ende der Ebene – vor Alt-Skulkra – sah man den Feind; die Eiserne Armee, die sich in Karrees aufgestellt hatte, eine riesige, furchteinflößende, perfekt organisierte Masse. Die Soldaten marschierten im Gleichschritt, wie Uhrwerke, von den Hügeln. Ihre Stiefel stampften das gefrorene Gras und den Schnee platt, und das leise Klappern ihrer Ausrüstung war das einzige Anzeichen dafür, dass sie in den Kampf zogen. Leanoric verließ das Zelt hinter Kell, und sein kräftiges Gesicht legte sich in besorgte Falten. Er betrachtete rasch den Feind, und etwas in ihm erstarb, als ihm klar wurde, dass die beiden Armeen gleich stark waren. Dies hier würde kein Kampf werden, in dem seine hervorragend ausgebildeten Truppen eine schlecht ernährte Bande von Banditen bekämpften, die von den Bergen in ihr Land eingefallen war. Das hier waren zwei hervorragend ausgebildete Armeen, die sich auf einer flachen Ebene zu einer taktischen Schlacht trafen …
    Lock sie in die alte Stadt.
    Halte dich vom Eisrauch fern, von der Blutöl-Magie …
    Seine Truppen waren vorgewarnt; sie wussten, was zu tun war, falls General Graal heimtückische Taktiken versuchte. Doch würde das reichen? Leanoric musterte mit geübtem Auge die Disziplin der Albino-Soldaten. Sie marschierten in enger Formation, in einer Perfektion, wie er sie nicht für möglich gehalten hätte.
    Das Licht der aufgehenden Sonne kroch wie ein verängstigtes Kind über den Horizont.
    »Generäle!«, brüllte Leanoric, holte tief Luft und trat vor. »Zu mir! Hauptleute … organisiert eure Kompanien, sofort!« Leanorics Männer sortierten sich rasch, bildeten Schlacht-Karrees, wie sie es in ihrer Ausbildung so oft getan hatten. Leanorics Brust schwoll in der eiskalten Morgenkühle vor Stolz an, denn die Männer von Falanor zeigten keine Furcht, sondern bewegten sich mit eingeübter Geschicklichkeit.
    Dann fiel sein Blick auf den Feind.
    Die Eiserne Armee war stehen geblieben; unzählige Waffen glitzerten im Licht. Die Soldaten wirkten beeindruckend, waren unheimlich still, und ihre Gesichter wirkten bleich – soweit man das angesichts der Entfernung und des dünnen Nebels, der vom Boden aufstieg, sehen konnte.
    »Sie sehen unbesiegbar aus«, erklärte Leanoric leise.
    »Sie sterben wie jeder andere Mistkerl auch«, knurrte Kell. »Ich habe es selbst gesehen und auch genügend von ihnen abgeschlachtet.« Er drehte sich um und packte Leanorics Arm. »Also wollt Ihr sie in die Stadt locken? Das ist Eure Strategie?«
    »Wenn es nicht so gut läuft, ja«, sagte Leanoric. Er lächelte bissig. »Wenn Sie

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