Kells Legende: Roman (German Edition)
werde sterben.
Und der Vrekken brüllte seine grauenhafte Zustimmung.
15
ENDSPIEL
Die Canker griffen mit ohrenbetäubendem Heulen und Brüllen an, und die tapferen Soldaten von Falanor marschierten in gepanzerten Karrees voran, um dem Angriff frontal zu begegnen. Sie marschierten in Schlachtreihen über die Ebene, die Schilde eng aneinandergelegt, eine ganze Division von viertausendachthundert Soldaten, in zwölf Bataillonen mit jeweils vierhundert Mann. Sechs Bataillone marschierten in der Mitte, in zwei Reihen gestaffelt, und jeweils drei Bataillone hatten sich rechts und links von der Hauptstreitmacht aufgestellt wie Hörner; sie sollten um den Feind herummarschieren, damit dieser von drei Seiten in die Zange genommen werden konnte.
Während die beiden Streitkräfte sich näherten, stießen die Soldaten Schlachtrufe aus und marschierten schneller, und auch die Canker beschleunigten ihre Schritte und krachten mit entsetzlicher Wucht gegen die Schilde. Sie knurrten, bissen und schlugen mit ihren Klauen um sich, tausend wild gewordene Uhrwerke, pervertierte Missgeburten, die wutentbrannt und mit geballter Kraft auf die Bataillone trafen. Einen Augenblick lang hing der Kampf in der Schwebe, dann jedoch wurden die Soldaten von Falanor zurückgetrieben, während sie mit ihren Schwertern zuschlugen, auf Köpfe und Klauen hackten, auf Schultern und Bäuche, aber die Canker waren widerstandsfähig, beeindruckend zäh, unglaublich mächtig, und ihre Krallen fuhren durch Schilde, verbogen selbst Stahl. Metall kreischte, als sie vorsprangen, Schädel packten und von den Körpern rissen. Nach nur wenigen Minuten brach der gepanzerte Wall von Schilden auseinander, und die Panik fuhr durch die Phalanx von Falanor wie ein außer Kontrolle geratenes Lauffeuer …
Kell hockte neben Nienna, die, aschfahl im Gesicht, das Gemetzel vor ihr betrachtete. Terrakon und Lazaluth waren bereits davongestürmt, um ihre Truppen zu befehligen, und jetzt war nur noch Leanoric bei ihnen. Dessen Blick war starr auf die Schlacht gerichtet, sein Gesicht war bleich und seine Miene sichtlich angeekelt.
»Such dir ein Pferd«, sagte Kell leise und zwang Nienna, ihren Blick von der Schlacht loszureißen. Er nahm ihr Kinn zwischen seine Finger und drehte ihren Kopf, damit sie ihn ansah. »Stiehl eines, wenn es sein muss. Reite zu Saark. Hast du mich verstanden?«
»Nein, ich kann dich nicht alleine lassen … Was hast du vor?«
»Ich muss Leanoric helfen.«
»Nein, Kell. Du wirst sterben!«
Er grinste finster. »Ich muss schließlich meiner Legende gerecht werden!«, erwiderte er und gab Nienna einen sanften Stoß. »Und nun geh! Hast du nicht gehört?« Sie schüttelte den Kopf. »Geh!«, brüllte er. In diesem Moment tauchte Myriam neben ihr auf. Die Frau sah Kell in die Augen, und ein stummer Austausch fand zwischen ihnen statt, ein Moment des Verstehens. Myriam legte Nienna die Hand auf die Schulter und nickte. Dann gingen die beiden Frauen durch das Lager zu den hohen, zerstörten Mauern von Alt-Skulkra und den Pferden, die dahinter angebunden waren.
Kell trat zu Leanoric. »Sire. Zeit, in die Schlacht einzugreifen.« Er hob die Axt und rollte die Schultern. Dann drehte er sich um und sah, wie der Hauptteil der Infanterie erneut zurückgetrieben wurde. Die Hörner der Bataillone waren unter dem Befehl von Terrakon und Lazaluth dem Feind zwar in die Flanke gefallen, hatten die Canker eingeschlossen und nicht wenige der Bestien fielen unter den Schwertstreichen … aber die Übrigen streckten die Soldaten von Falanor zu Hunderten nieder.
Kell stieg auf sein Pferd und schnalzte mit der Zunge. Schweigend folgte Leanoric ihm, und die beiden Männer ritten aus dem Lager hinunter auf die flache Ebene. Die Hufe dröhnten auf dem vereisten Grasland, als sie in den Galopp fielen, die Waffen hoben und die gepanzerten Reihen der Soldaten an ihnen vorbeiflogen. Kell spürte den Rausch des Adrenalins in seinem Blut; es war fast wie damals in den alten Zeiten, wie in den besten Zeiten … und da sprach Ilanna mit ihm, redete zu ihm mit ihrer metallischen, kühlen Stimme …
Ich kann dir helfen.
Ich kann dir helfen, das hier zu gewinnen. Keine Beschränkungen, keine Bedingungen.
Lass mich einfach ein.
Kell stürmte an der Infanterie vorbei, sah die blassen Gesichter, die sich ihm entgegenhoben, als er einen uralten Schlachtruf ausstieß. Gleichzeitig sagte er in seinem stillen inneren Monolog: »Tu es, Ilanna.« Er spürte, wie ihn frische Macht,
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