Kells Legende: Roman (German Edition)
sein schmutziges, unrasiertes Gesicht spritzte, setzte er sich in Bewegung …
Die Kreatur stürzte wie ein Blitz aus der Dunkelheit auf die Lichtung, packte einen Mann mit ihren riesigen Kiefern, in der Mitte seines Körpers, hob ihn an der Taille hoch und biss ihn in zwei Hälften; sie durchtrennte Muskeln, Knochen und Wirbelsäule, während der Mann brüllte wie am Spieß. Der Canker schüttelte ihn, wobei seine Zahnräder und Räder klickten, sich drehten und tickende Geräusche von sich gaben. Dann schleuderte die Kreatur die Reste des Mannes wie einen abgenagten Knochen in den Wald.
Barras stürmte vor, brüllte, hob sein Schwert …
Der Canker wirbelte herum, so schnell, dass es kaum zu erkennen war, griff an und biss dem Waldläufer mit einem einzigen Schnappen seines riesigen Kiefers den Kopf ab.
Barras’ Körper stand noch einen Augenblick auf seinen Beinen, die Faust hielt immer noch das rostige Schwert, während eine Fontäne aus Blut in einer allmählich kleiner werdenden Spirale einen Streifen auf den Waldboden zeichnete. Dann gab ein Knie nach, das Blut tränkte den Teppich aus Fichtennadeln, und der Leichnam sackte zusammen wie ein Ballon, aus dem man die Luft gelassen hat.
Nienna wand sich verzweifelt in ihren Fesseln und sah, wie Kat weinend ihr Unterhemd raffte und hastig ihre Hose wieder anzog.
»Kat! Hierher! Schnapp dir die Axt!«
Die restlichen vier Waldläufer hatten sich zusammengeschart und ihre Waffen gezückt. Mit lautem Gebrüll und in einer geordneten Formation, die ahnen ließ, dass sie eine militärische Ausbildung genossen hatten, sprangen sie über das Feuer und griffen den Canker an, der bösartig knurrte, sich niederkauerte und mit blutroten Augen interessiert ihren Angriff beobachtete, so wie eine Katze zusieht, wie sich eine Maus windet, der sie den Bauch aufgerissen hat.
Kat schnappte sich die Axt und lief geduckt und immer noch schluchzend zu Nienna. Sie schlug nach dem Seil, verfehlte es, holte erneut aus, und dann fuhr die scharfe Klinge von Ilanna mühelos durch das Tau. Nienna fiel zu Boden, und Kat half ihr, die Fesseln von ihren Handgelenken zu streifen. Ihre Bemühungen wurden von Schreien, Schlägen, Gurgeln und, was das Schrecklichste war, dem Krachen von Knochen untermalt.
Die Mädchen hofften fast, dass die Waldläufer gewonnen hätten.
Doch was hatten sie von dem Canker zu erwarten?
Kat zog hastig ihre Stiefel an, als etwas krachend durch das Unterholz brach. Es war ein Waldläufer, den der Canker in seinem Maul gepackt hielt. Der Mann hämmerte immer und immer wieder seine Axt in den Rücken der Bestie, die durch den Wald rannte, die Beine des Menschen zwischen seinen Kiefern. Dann krachte es, Holz splitterte, jemand gurgelte; es krachte erneut, diesmal jedoch waren es Knochen.
Nienna und Kat standen zitternd da und überlegten, was sie tun sollten.
Langsam tauchte der Canker wieder aus der Dunkelheit auf, beleuchtet vom Schein des Feuers. Blut tränkte sein weißes Fell und seine feine Mechanik, war bis hinauf zu seinen ungleichen, auffällig geweiteten Augen gespritzt. Zwischen seinen Klauen hingen Fetzen von Haut und Innereien, und die Bestie stieß ein leises Blubbern aus, als würde ihr gleich schlecht werden …
»Zurück«, murmelte Kat, als Nienna die Axt hob. Die beiden Mädchen versuchten, rückwärts im Wald zu verschwinden.
Aber Nienna trat auf einen Zweig, der laut knackend brach.
Der Canker drehte sich langsam zu ihnen herum und beobachtete sie mit seinen roten Augen.
»Wird das Monster angreifen?«
»Das weiß ich nicht.«
»Beweg dich nicht!«
»Es hat uns schon entdeckt!«
»Hör auf zu reden!«
»Hör doch selbst auf!«
Sie hielten die Klappe. Der Canker rührte sich nicht. Sie betrachteten sich gegenseitig, über eine Entfernung von vielleicht fünfzig Schritten. Dann, mit einem breiten Grinsen, das aussah, als würde die Kreatur die obere Hälfte ihres Schädels zurückklappen, stieß sie ein lautes Heulen aus, ein Heulen, das sich gegen das Feuer, den Wald und den Mond gleichzeitig zu richten schien, senkte den Kopf mit einem knirschenden Schnarren, Zahnräder rasteten klickend ein, es knirschte metallisch, und dann griff der Canker die Mädchen an …
7
UHRWERKER
»Mach das nicht«, sagte Anukis und wich zurück. Ihr Gesicht war eine Maske des Entsetzens, als Shabis ihre Reißzähne unmittelbar vor ihr aufblitzen ließ, ihre Klauen krümmte und zum Angriff überging. Anukis wich der Attacke aus und schlug einen
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