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Kells Legende: Roman (German Edition)

Kells Legende: Roman (German Edition)

Titel: Kells Legende: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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Bänken gefüllt, und die Luft waberte von Kindergeschrei.
    Anukis lief eine Gänsehaut über den Rücken. Sie stand reglos da, während sie diesen grauen, trostlosen Ort betrachtete.
    Dann ging sie weiter, soweit die Leine es ihr erlaubte. Und bis Vashell sie mit einem Ruck zum Stehen brachte. Zum Gehorsam. Sie starrte auf die Bänke, auf denen zappelnde Säuglinge lagen. Ihre Schreie wurden von den Ingenieuren ignoriert, die sich um sie kümmerten. In den Nischen wurden, soweit sie sehen konnte, medizinische Operationen durchgeführt. Viele Neugeborene waren stumm, offensichtlich von Drogen betäubt. In einigen Nischen arbeitete eine Gruppe von Ingenieuren, und ab und zu ertönte ein Summen, ein Klicken oder ein Surren.
    Anukis starrte Vashell an. »Was machen sie da?«, flüsterte sie.
    »Willkommen im Kreißsaal«, antwortete Vashell. »Du glaubst doch nicht, dass sich die Vachine selbst erschaffen, oder doch? Jeder einzelne Vachine ist ein Kunstwerk, eine Skulptur des Wissens und der Ingenieurkunst. Jeder Vachine wird aus einem fertigen Säuger geschaffen; das Frischfleisch wird kurz nach der Geburt hergebracht. Dann wird das dazu passende Uhrwerk konstruiert, hinzugefügt, eingearbeitet, also implantiert, und ab dann kann der wahre Vachine wachsen, mit seinem Mechanismus verschmelzen und anfangen zu funktionieren.«
    »Also … beginnen wir alle als … Menschen?«
    »Ja.«
    »Aber wir ernähren uns von menschlichem Blut! Von der raffinierten Mischung des Blutöls! Damit sind wir kaum mehr als … Kannibalen!«
    Vashell zuckte mit den Schultern und lächelte. »Blut von meinem Blute«, erwiderte er sarkastisch. »Ich kann kaum glauben, dass Kradek-ka es dir niemals erklärt hat. Er hat dich wirklich in Watte gepackt, Anukis. Er selbst hat das hier geschaffen, die Struktur, den Ablauf; er hat den Mechanismus des Uhrwerks verbessert, die Methode, wie er eingepflanzt wird, um uns besser zu machen, überlegen, um uns über das gewöhnliche, unreine Fleisch zu erheben. Mit der Integration der Vachine sind wir die perfekte Rasse. Verstehst du das denn nicht, Anukis? Das hier ist das Lebenswerk deiner eigenen Familie. Hier werden die Vachine erschaffen.«
    Anukis wurde schwach, musste sich gegen Vashell lehnen, während sich alles um sie herum zu drehen schien, ihr Verstand sich überschlug, während sie mitansehen musste, wie unzählige Neugeborene unfreiwillig der Integration der Vachine unterzogen wurden. Das laute Jammern wurde von Tüchern gedämpft, die man ihnen über den Mund hielt, bis sie das Bewusstsein verloren. Das Blut, ihr Blut, tropfte in Schlitze, wurde gesammelt, dann verfeinert, raffiniert und in Blutöl-Raffinerien gespeichert, wo es den Blutöl-Vorrat mehrte.
    »Wir sind Vampire«, erklärte Vashell der fassungslosen Anukis. Sie war bleich, grau im Gesicht, nur noch ein Schatten ihres früheren Selbst. »Wir sind Maschinenvampire, Vampirmaschinen, eben Vachine. Wir ernähren uns von der menschlichen Hülle und genießen unsere vollkommene Überlegenheit.«
    »Was wir hier tun, ist falsch«, fauchte Anukis.
    »Warum? Was ist falsch an der Erschaffung einer überlegenen Rasse?« Vashell lachte. »Deine Naivität erstaunt mich und amüsiert mich gleichzeitig. Da stehst du nun, eine reiche, vornehme Tochter aus dem Geschlecht der Schöpfer unserer Vachine-Rasse, und begreifst nicht einmal unsere einfachsten Grundlagen?«
    »Also«, Anukis rang nach Luft. »Jedes Kind, das geboren wird, hier im Silvatal, kommt hierher? Wo es dann zu einem Vachine gemacht wird?«
    »Ja. Aber nicht nur hier im Silvatal. Die Vachine haben sich ausgebreitet, Anukis. Wir züchten Soldaten auch in anderen Tälern. Wir wachsen ständig und werden stark, immer stärker! Der Zeitpunkt für unsere Vorherrschaft, für Expansion, für ein Vachine-Reich, ist nah.«
    »Aber …«
    Vashell runzelte die Stirn. »Was aber? Was meinst du?«
    »Irgendetwas stimmt hier nicht«, erklärte Anukis, getrieben von einer instinktiven Intuition. »Was genau geht hier vor, Vashell? Was genau passiert hier?«
    »Wir müssen Kradek-ka finden.« Seine Miene verfinsterte sich, und er wollte nichts mehr sagen.
    Eine Stunde lang schleppte Vashell Anukis durch die Halle der Mutterschaft, und sie sah dort Dinge, die so barbarisch waren, dass sie sie niemals für möglich gehalten hätte. All diese medizinischen Eingriffe wurden nicht zuletzt deshalb vorgenommen, um den Mechanismus der Vachine zu kontrollieren, anzutreiben und für die richtige Abstimmung

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