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Kells Rache: Roman (German Edition)

Kells Rache: Roman (German Edition)

Titel: Kells Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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na ja, ich kann dieses Missverständnis nachvollziehen, Dandy. Ich schlage vor, du machst das, was du am besten kannst, herumhuren und trinken. Vorausgesetzt natürlich, dass du noch irgendwo einen Ort findest, wo du huren und saufen kannst. Alles in allem habe ich nämlich den Eindruck gewonnen, dass die Albinos den größten Teil der braven Menschen von Falanor abgeschlachtet haben.«
    »He!« Saark rammte Kell unsanft einen Finger gegen die Brust. Der Hüne trat überrascht einen Schritt zurück. »Einen Augenblick mal, Kell. Ich bin für Nienna eingetreten und auch für dich; verdreh die Situation jetzt bloß nicht und behaupte ja nicht, dass ich zu nichts tauge. Wenn ich nicht gewesen wäre, dann wäre Nienna tot. Pferdemist, Kell, selbst du wärst tot! Ich habe meine Laster, ja, das stimmt.« Er verzog ein wenig das Gesicht, als schmerzte es ihn, sich an sie zu erinnern. »Aber ich kenne meine Prioritäten. Und wenn wir diesen Jungen im Stich lassen, wird er sterben.«
    »Wird er nicht.«
    »Bist du jetzt auch noch ein Prophet, Legende ?«
    Kell kniff die Augen zusammen. »Ich schwöre, Saark, man hat dich zu mir geschickt, damit du mich quälst. Ich hätte dich in Jajor töten sollen.«
    »Ach? Und warum hast du es dann nicht gemacht?« Die Frage war so unschuldig, dass sie Kell überrumpelte. Saark setzte nach, während er seine Seite hielt, wo das Blut durch den notdürftigen Verband sickerte. »Du bist hier der Große Mann , du bist der Krieger, der Held, die blutige Legende aus Liedern und Tänzen; du bist der Mann ohne Gewissen, der Mann des verdammten Augenblicks, der auf alles andere scheißt und es in die Beinhäuser schickt! Also sag mir, warum bin ich noch hier? Warum gehe ich immer noch mit dir? Oder hast du für mich auch schon einen heimtückischen, hinterhältigen Tod im Ärmel?«
    Kell packte Saarks Hemd, hob ihn vom Boden hoch und zog ihn dicht an sich heran, bis ihre Gesichter nur noch Zentimeter voneinander entfernt waren.
    »Treib es nicht zu weit!«
    »Oder du tust was, du Großer Krieger ? Erdolchst mich im Schlaf?«
    »Verdammt, Saark! Du verdrehst meine Gedanken! Du verdrehst mir die Worte im Mund! Jedes Gespräch mit dir ist ein Kampf, ein taktisches, verbales Rätsel, über das verhandelt werden muss! Ich habe es satt!«
    »Hör zu.« Saark zog sein Hemd glatt. »Ich bin auf deiner Seite, Kell. Ich bin nicht dein Feind. Ich werde mit dir gehen; wir werden Nienna retten, da bin ich mir ganz sicher. Aber lass deine Visionen nicht von Panik oder blindem Eifer trüben! Dieser Junge hier ist unschuldig. Mehr noch, ohne ihn wären wir tot.«
    »Vielleicht.«
    »Was denn?«, höhnte Saark. »Glaubst du wirklich, du hättest es mit fünfzig Cankern aufnehmen können? Du träumst, mein Alter! Aber ich möchte dir Folgendes sagen: Ich werde jetzt spazieren gehen, im Schnee, um mich ein wenig umzusehen. Ich möchte, dass du mit dem Jungen redest. Schließ Frieden mit ihm, hier drin«, er tippte sich gegen den Kopf. »In deinem Verstand. Denn du hast ein Problem, Kell, ein ernsthaftes Problem, das sie in den Legenden über dich wohlweislich verschwiegen haben.«
    Saark trat vom Feuer weg und ging mit gezücktem Rapier durch die schiefe Tür in den kalten, wilden Wald hinaus.
    Kell setzte sich eine Weile hin. Das einzige Geräusch war das Knistern des Feuers und das leise Klicken und Schaben von Skandas Messer. Als Kell sich schließlich beruhigt und den Sinn in Saarks Worten erkannt hatte, stand er auf, drehte sich um und ging zu dem Jungen hinüber. Der schnitt gerade das Fleisch in Streifen und schob es in den Topf mit der Brühe.
    »Das wird ein feiner Eintopf«, erklärte Skanda.
    »Jedenfalls riecht er schon gut.« Kell umklammerte den Schaft von Ilanna. Die Axtschneiden schimmerten kalt. Er stand vor dem Jungen, etwas schräg versetzt, und Skanda war vollkommen in seine Aufgabe vertieft. Ein leichtes Ziel. Ein schneller Tod.
    Nein, dachte er.
    Und dann: Warum nicht?
    Immerhin war er vergiftet worden, infiziert von der bösartigen, geflüchteten Gefangenen. Myriam. Sie wollte ihn erpressen, ihr zu helfen, ihre eigene wertlose Haut zu retten. Kells Mission war einfach und unkompliziert. Er musste nach Norden reiten, so schnell wie möglich, und Nienna aufspüren. Seine Enkelin hatte das Gift im Körper. Wenn Kell sich nicht sputete, würde sie sterben, wahrscheinlich sogar schneller als er, denn sie war jung und schwach. Trotz Kells Alter war er so stark wie ein Ochse, das wusste er. Das

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