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Keltengrab: Thriller (German Edition)

Keltengrab: Thriller (German Edition)

Titel: Keltengrab: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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untereinander verbunden sind, wie wir wissen.
    Für eine kleine Gemeinde von Bauern, die vor fünftausend Jahren in hölzernen Hütten lebte, war es eine erstaunliche Leistung, sich diese Stätten auszudenken und sie dann ohne das Rad und ohne alle Metallwerkzeuge zu bauen. Sie brachten auf dem Wasserweg Pflastersteine von den Bergen in Mourne hierher, Quarzbrocken aus Wicklow, und das alles nur zur Verzierung. Sie schleppten Hunderte von Felsbrocken, von denen jeder bis zu zehn Tonnen wog, über mehrere Kilometer vom Steinbruch hierher. Und dann fügten sie in das Bauwerk hinter uns, massiv, wie es ist, ein fein abgestimmtes astronomisches Messgerät ein, das nach fünftausend Jahren immer noch funktioniert. Das erforderte außergewöhnliche Vorstellungskraft, Führungsqualität und organisatorische Fähigkeiten. Und vor allem eine Motivation. Aber worin bestand diese Motivation? Wir wissen es nicht …«
    Eine weitere Runde Applaus. Nun war ich an der Reihe.
    »Danke, Freda. Illaun …«
    »Ich denke, die Frage, die allem zugrunde liegt, was Mags und Freda zu sagen hatten, lautet: Warum? Und ich werde das Gefühl nicht los, dass wir etwas ganz Offenkundiges übersehen, das wir sofort erkennen, wenn wir es aus einer anderen Perspektive betrachten. So wie der zeremonielle cursus hundert Meter links von uns nur eine undeutliche Vertiefung im Boden ist, bis man ihn aus der Luft sieht. Und dann hat man plötzlich Menschen vor Augen, die sich zu einer Prozession versammeln. Man hat eine neue Einsicht gewonnen.
    Wir sollten nicht versuchen, das Eindringen ihrer Welt in die unsere zu interpretieren, sondern das Gegenteil tun – indem wir etwas aus unserer Welt in die ihre zurückprojizieren, in unserer Vorstellung natürlich nur.
    Wenn wir mit einem Ding aus unserer Epoche in der Zeit zurückreisen würden, um es den Leuten zu geben, die sich an diesem Morgen vor fünftausend Jahren hier versammelt haben – zum Beispiel das hier …« Ich nahm die CD aus der Tasche und hielt sie so hoch, dass sie das Licht einfing. »Noch besser Hunderte davon, eine für jeden im Publikum – was würden die Leute glauben, wofür sie gut sind?«
    »Um das zu tun, was Sie gerade getan haben – das Licht reflektieren«, sagte Hebe.
    »Genau! Damit die Leute, die sich auf den Hängen hier und auf der anderen Flussseite versammelt haben, ein noch spektakuläreres Schauspiel geboten bekommen.«
    In den Gesichtern meiner Kolleginnen war einige Verwirrung zu erkennen.
    »Ich will auf zwei Dinge hinaus. Erstens, was bei zeremoniellen Anlässen hier in Bru na Boinne vor sich ging, war vermutlich weitaus eindrucksvoller, als wir uns vorstellen können. Und zweitens unterschieden sich die Leute damals wahrscheinlich nicht von uns in der Art, wie sie Dinge in ihre eigenen Anschauungen und Praktiken einpassten. Sie hätten sich niemals vorstellen können, dass CDs Musik spielen, und wir werden für die wahre Funktion von Bru na Boinne blind bleiben, solange wir nicht außerhalb unseres Rahmens denken.«
    Der Applaus, der folgte, war großzügig. Zweifellos war ihnen nicht entgangen, dass ich einen Taschenspielertrick vorgeführt hatte.
    Hebe wollte eben etwas sagen, als hinter uns eine quiekende Stimme zu vernehmen war: »Es ist ein Mutterleib, kein Grab!«

31
     
    »Es ist ein Mutterleib, kein Grab«, wiederholte Isabelle. »Und als Frau finde ich es beleidigend, dass die männlich dominierte Archäologie das so lange unter Verschluss gehalten hat. Es ist so … so patriarchalisch, den Tod vor dem Leben zu betonen.«
    »Entschuldigt mich«, sagte ich. »Ich bin sofort wieder zurück.«
    Ich hatte Sherry entdeckt, der mit dem Rücken zu uns stand und die Muster auf dem Eingangsstein studierte.
    »Gehen wir kurz hier rein«, sagte ich und packte ihn am Arm. »Und sprechen Sie leise.«
    Während wir die Treppe zum Eingang hinaufstiegen, machte ich Con Purcell, der gerade aus dem Grabhügel kam, ein Zeichen, die Lichter im Innern brennen zu lassen. Ich schob Sherry vor mir her durch den engen Gang, der von aufrecht stehenden Steinen namens Orthostaten gebildet wird.
    »Was ist los?«, rief er, bestürzt von meinem energischen Auftreten.
    »Wer ist sie, Malcolm? Wer ist Isabelle? Warum haben Sie mir nicht gesagt, dass sie mit Ihnen hierher kommt?«
    Wir betraten die Kammer, ich stemmte die Hände in die Hüften und wartete auf eine Erklärung. Sherry war sichtlich nicht wohl in seiner Haut. Die Totenstille in der Steinkammer unterstrich diesen

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