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Keltengrab: Thriller (German Edition)

Keltengrab: Thriller (German Edition)

Titel: Keltengrab: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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schloss er die Tür und ging auf dem Gehweg in die entgegengesetzte Richtung.
    Inzwischen kamen nur noch einige Nachzügler aus der Kirche, und Muriel war noch immer nicht aufgetaucht. Sie besaß offenbar mehr Feingefühl, als ich ihr zugetraut hatte.
    Im Außenspiegel beobachtete ich, wie sich Ward zu Fuß entfernte, er schirmte die Augen gegen die Sonne ab und sprach in sein Handy. Unter einem blauen Plastikschild vor einem Parkhaus blieb er stehen und steckte sein Telefon weg, als sich ein Mann näherte, bei dem es sich offenbar um einen politischen Anhänger handelte. Sie begannen eine Art neckisches Geplänkel mit vielem Händeschütteln und Schulterklopfen. Wards Körpersprache verriet mir jedoch, dass er dieser Begegnung eigentlich entfliehen wollte. Sobald er sich lösen konnte, blickte er die Straße hinauf und hinunter und schlüpfte dann in den Eingang zum Parkhaus.
    Auf die Gefahr, einen Strafzettel zu bekommen – oder gar der Reifenkralle – beschloss ich, ihm zu folgen. Ich wollte Jocelyn Carews Verdächtigungen einer Probe unterziehen.
    So schnell ich konnte, betrat ich das Parkhaus im Erdgeschoss und sah, dass der Aufzug einen Halt auf Deck vier anzeigte, bevor er nach unten zu fahren begann. Es gab keine Garantie, dass er nicht auch auf allen anderen Stockwerken gehalten hatte, aber die Chance war so groß wie jede andere.
    Deck Nummer vier war auf dem Dach, was ich erst bemerkte, als ich mich an der freien Luft wiederfand und die Sonne mir ins Gesicht schien. Vor mir startete jemand ein Auto und fuhr aus einer Parkbucht. Als der Wagen in Richtung Ausfahrt rollte, trat ich hinter einen geparkten Van und sah, wie ein blauer Peugeot 307 die Rampe hinabglitt. Beide Insassen trugen Sonnenbrillen, aber Derek Ward auf dem Beifahrersitz war nicht zu verkennen, und schon ein flüchtiger Blick auf die Jackie-Kennedy-Frisur neben ihm verriet mir, dass die Fahrerin Muriel Blunden war.
    Ich sprang ins Treppenhaus, verzichtete auf den langsamen Lift und rannte die Treppe ins Erdgeschoss hinab, wo ich in der Nähe der Ticketautomaten herauskam, als der Peugeot soeben um die letzte Kurve der Abfahrt bog. Ohne die blendende Sonne sah ich das Paar nun sehr deutlich; im selben Moment entdeckten sie mich und hielten an.
    Ich trat auf die Verkehrsinsel mit dem Automaten, den sie benutzen mussten, und wartete.
    Hinter ihnen kam ein anderer Wagen die Rampe herab, und sie waren gezwungen, sich vorwärts zu bewegen. Als sie bei mir waren, musste Muriel ihr Fenster öffnen, um das Parkticket einzuschieben.
    »Ich muss mit Ihnen reden, Muriel«, sagte ich bestimmt.
    Sie gab sich große Mühe, mich zu ignorieren, und zielte mit dem Ticket auf den Automatenschlitz. Ward saß still daneben und starrte geradeaus.
    »Muriel, um Himmels willen!«
    Sie musste das Ticket umdrehen, und bei dieser Gelegenheit schnappte ich es mir.
    »Was fällt Ihnen ein!«, kreischte sie. »Derek, tu etwas!«, brüllte sie Ward an.
    »Wir können nicht hier diskutieren«, presste er hervor. »Fahr um die Ecke zum Estuary Hotel. Wir treffen sie dort.«
    »Haben Sie das gehört?«, fragte sie, und ihre Lippen waren vor Wut verzerrt.
    »Ich bin in fünf Minuten da«, sagte ich und gab ihr das Ticket. »Und ich erwarte, Sie beide dort zu sehen.«
    Die Schranke ging auf, und sie verließen das Parkhaus mit schnarrendem Auspuff. Ich empfand ein Schwindel erregendes Gefühl von Macht, weil ich eine hochrangige Staatsdienerin und einen Minister herumkommandieren konnte.
    Bei dem vorweihnachtlichen Verkehr dauerte es mindestens zehn Minuten, bis ich meinen Wagen geholt, mich nach dem Weg zum Hotel erkundigt hatte und durch ein Labyrinth von Einbahnstraßen dorthin gelangte. Ich entdeckte den blauen Peugeot in einer Ecke des geräumigen Parkplatzes vor dem nichts sagenden modernen Hotel und hielt neben ihm.
    Da ich erwartete, dass Muriel aussteigen würde, war ich verblüfft, als Derek Ward aus dem Wagen kletterte und auf mich zukam. Er trug einen marineblauen Mantel, weißes Hemd und silberne Krawatte. Wards auffallendstes Gesichtsmerkmal waren die Augen oder vielmehr die ausgeprägten Tränensäcke unter ihnen, die in Zeitungskarikaturen stets betont wurden. Ebenso auffallend, aber schwieriger darzustellen, war seine kleine Gestalt, die mich jedes Mal überraschte. Anders als der gleichaltrige Traynor hatte er noch alle Haare, schwarz bis in die Spitzen mit ein wenig Unterstützung von Just For Men.
    Ich ließ das Fenster herab, und Ward beugte sich herein.

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