Keltengrab: Thriller (German Edition)
mein neues Handy abzuholen – der Laden hatte am Morgen noch nicht geöffnet gehabt, als ich von Castleboyne aufbrach. Wie ich mir hätte denken können, hatte sie es bereits geholt.
Ich kramte noch ein paar Münzen hervor und hinterließ eine Nachricht einschließlich Finians Handynummer auf Gallaghers Voicemail. Dann setzte ich mich auf einen Hocker an der Theke. Gallaghers Warnung beunruhigte mich, und ich war froh, dass ich Finian auf der Heimfahrt am Vorabend eingeladen hatte, nach Donore mitzukommen. Ich überlegte sogar, das Treffen mit Jack Crean abzusagen. Nach Gallaghers Kriterien durfte ich mich eigentlich nicht mit ihm treffen, aber das schien mir die Vorsicht auf die Spitze zu treiben.
Ich klopfte auf die Theke, um den Wirt auf mich aufmerksam zu machen.
»Was darf’s sein?«, fragte er, ohne aufzublicken.
»Was gibt es denn an Essen?«
»Suppe, Sandwich, getoastetes Sandwich«, antwortete er schroff. Finian würde nicht sehr beeindruckt sein von unserem Lunchtreffpunkt, aber ich hatte ihm nicht mehr als einen Imbiss versprochen.
»Ich erwarte noch jemanden und bestelle dann erst.«
Doran brummte etwas und verschwand aus meinem Blickfeld. Ich nahm an, er hatte Sergeant O’Hagan gekannt und seine Laune hing mit der Nachricht von dessen Ermordung zusammen, die sich wie ein Lauffeuer im Ort verbreitet haben dürfte.
Kein Laut war zu hören. Ich betrachtete die altmodischen Papierdekorationen, die in Schleifen von der Decke hingen. Sie erinnerten mich an die, die wir in meiner Kindheit zu Hause gehabt hatten. Wenn wir sie abnahmen, hielt ich ein Ende immer hoch über den Kopf, während das andere auf dem Boden lag, und dann ließ ich sie wie eine Ziehharmonika zusammenklappen.
Die Minuten zogen sich träge dahin. Schließlich hörte ich, wie draußen eine Wagentür zuschlug, und Sekunden später kam Finian zur Tür herein. »Tut mir Leid, dass ich zu spät dran bin. Ich habe mich von Hugo herüberfahren lassen.« Hugo war ein Gelegenheitsarbeiter auf Brookfield. »Hey … Du zitterst ja, Illaun. Was ist los?«
»Ich habe ein bisschen Angst. Es gab noch einen Mord, und ich bin mir sicher, dass es sich um Sergeant O’Hagan handelt. Ich warte gerade …«
»Es war wirklich O’Hagan.« Keiner von uns hatte Doran bemerkt, der wieder hinter der Theke erschienen war. »Sie haben ihn drüben auf der anderen Seite des Flusses gefunden, in einer Wiese hinter Newgrange. Wie es heißt, wurde er auf dieselbe Art abgeschlachtet wie sein Schwager.«
Ich begann so heftig zu zittern, dass ich mich auf den Tresen stützen musste. Wie mir nun bewusst wurde, hatte ich vorhin bei der Meldung nicht richtig zugehört. In meiner Vorstellung war Monashee der Tatort gewesen, aber man hatte O’Hagan nicht nur auf der anderen Flussseite gefunden, sondern der Straße nach in fünfzehn Kilometern Entfernung. Dieser Umstand erschien mir irgendwie bedeutsam, ohne dass ich sagen konnte, wieso.
Finian legte den Arm um mich. »Komm, setzen wir uns woanders hin«, sagte er und führte mich zu einer Fensternische. Wir sprachen nicht, sondern hielten uns nur an den Händen, während draußen die Sonne glühend rot unterging.
Schließlich sah sich Finian in der immer noch leeren Gaststube um. »Du hättest nicht gleich das ganze Lokal für uns reservieren müssen«, versuchte er mich aufzumuntern.
Ich spielte mit. »Kein Problem. Warte nur, bis du hörst, was auf der Speisekarte steht.«
»Lass mich raten. Als Vorspeise – Austern, Gänseleberpastete oder Kaviar.«
»Nah dran«, sagte ich. »Und wie hättest du sie gern – normal oder getoastet?«
Finian seufzte. »Also Schinken oder Käse, nehme ich an.«
»Wir haben auch Huhn«, brummte der Wirt, der wieder hinter der Theke erschienen war.
»Genau, worauf ich gehofft hatte«, sagte Finian. Mir war nicht klar, ob er es ironisch meinte. »Die getoastete Version, bitte. Und ein Guinness. Was nimmst du, Illaun?«
Mir war nicht nach Essen zumute.
»Komm, das wird dir gut tun.«
»Also gut. Käse, getoastet, bitte. Und Tee.«
Doran verschwand.
Ich bat Finian um sein Handy und erklärte ihm, dass mich Gallagher möglicherweise zurückrufen würde. Er gab mir das Gerät, dann zog er seinen Mantel aus und holte dabei ein schmales, in Geschenkpapier gewickeltes Päckchen aus einer Innentasche. »Das ist eine Art Vor-Weihnachtsgeschenk«, sagte er. »Ich glaube, es wird dir gefallen.«
Ich errötete. »Na so was, danke. Soll ich es jetzt aufmachen?«
»Ja. Deshalb habe
Weitere Kostenlose Bücher