Keltengrab: Thriller (German Edition)
gern von Anglern benutzt werden, hausen in senkrechten, U-förmigen Röhren im Sand. Ein Ende wird von dem Auswurf markiert, das andere – der Eingang – etwa eine Handspanne entfernt von einer Vertiefung im Sand.
In meinem Kopfbegann etwas Gestalt anzunehmen, oder besser gesagt, es versuchte, einen dreidimensionalen Ausdruck zu finden. Ich grub eine halbkreisförmige Furche vom Rand der Flut her in den Sand, führte sie in einer Schlinge um den Auswurf herum und dann zurück zur Flut. Sie füllte sich mit Wasser, das den aufgeworfenen Sand wie ein Burggraben umgab. Direkt an meinem Fuß, diesseits der Furche, war eine kaum erkennbare Vertiefung, der Eingang zum unteririschen Gang des Wurms. Eingang und Ausgang befanden sich auf gegenüberliegenden Seiten meines Burggrabens, die Röhre führte unter ihm durch.
Ich musste daran denken, wie Richard Dreyfuss in Unheimliche Begegnung der dritten Art den Berg Kartoffelbrei auf seinem Teller anstarrt, als ich nun in die Hocke ging und angestrengt auf die Sandspirale vor mir starrte. Dreyfuss formt schließlich einen Berg in Wyoming aus seinem Brei … Dann musste es sich bei mir wohl um ein unterirdisches Gebilde handeln … Ganz toll, Illaun. Vor allem wenn man bedenkt, dass du Archäologin bist.
So viel zum Beitrag des Meeres, die Welt verständlicher zu machen. Ich sah auf die Uhr. Es war Zeit zu gehen.
Ehe ich die Dünen hinaufstieg, schleuderte ich den Stock in Richtung Meer hinaus. Er erschreckte die Brachvögel, sie flogen auf und zogen ein Stück weiter den Strand entlang. Ich folgte ihrem Flug mit den Augen, bis das gleißende Sonnenlicht sie verschluckte.
Aber meine Gedanken waren unter die Erde zurückgekehrt, nach Monashee und zu dem, was in der Wiese begraben lag. Bei seinem Treffen mit Muriel hatte Traynor von illegalem Handel mit Artefakten gesprochen. Vielleicht hatte er nicht den Beweis für ein Verbrechen ausgegraben, sondern etwas, das im ursprünglichen Sinn unermesslich wertvoll war – einen Schatz, oder etwas Ähnliches. Auf seinem eigenen Land. Wie praktisch.
Aber das war eine blödsinnige Idee. Im Grunde meines Herzens wusste ich, dass Traynors Meinungswandel durch etwas verursacht worden war, das er kurz vor der Begegnung mit Muriel Blunden gesehen hatte: die sterblichen Überreste des Säuglings im Leichenschauhaus.
Während ich auf Donore zufuhr, wurden die Schatten in der Landschaft immer länger. Ich schaltete das Radio ein, um die Drei-Uhr-Nachrichten zu erwischen. Die zweite Meldung war so knapp gehalten, wie es die Berichte von einem Mord zunächst meistens sind.
»In einer Wiese hinter dem prähistorischen Monument Newgrange in der Grafschaft Meath wurde die Leiche eines Mannes gefunden, bei dem es sich um einen Sergeant der Polizei handeln soll. Die Polizei von Drogheda hat eine Ermittlung wegen Mordes eingeleitet.«
Ich wusste im selben Moment, dass der Tote O’Hagan war.
35
Mick Dorans Bar schien leer zu sein, als ich sie betrat. Neben der Tür hing ein Münztelefon an der Wand; ich kramte ein paar Münzen aus der Geldbörse und ließ mich von der Vermittlung zur Polizeistation in Drogheda durchstellen. Gallagher war nicht da, deshalb hinterließ ich ihm die Nachricht, mich unter der Nummer anzurufen, die über dem Apparat aufgedruckt war.
Als Nächstes rief ich Peggy an, die ganz aufgelöst war, als sie sich meldete. »Ach, endlich, Illaun. Ich bin schon halb verrückt geworden, weil ich dich nicht erreichen konnte. Inspector Gallagher hat angerufen und eine merkwürdige Nachricht für dich hinterlassen: Du sollst dich mit niemandem treffen, den du nicht kennst, oder der dir irgendwie verdächtig vorkommt. Er sagte, du wüsstest schon, was er meint. Bist du denn in Gefahr?«
Aus dem Augenwinkel nahm ich eine Bewegung wahr und bemerkte, dass ich gar nicht allein war. Am anderen Ende der ovalen Theke beugte sich ein Mann über den Tresen; der Wirt, wie ich annahm. Er stand mit dem Rücken zu mir und hatte gerade die Zeitung umgeblättert, in der er las.
»Ich kann jetzt nicht reden, Peggy, aber wenn Gallagher noch mal anruft, dann sag ihm, ich bin unter dieser Nummer hier erreichbar.« Ich bat sie um Gallaghers Handynummer, und dann wies ich sie an, Terence Ivers anzurufen und ihm mitzuteilen, dass Muriel Blunden uns grünes Licht für eine Ausgrabung in Monashee gab. Ich wunderte mich kurz, warum ich seit Freitag nichts von ihm gehört hatte, dachte aber nicht weiter darüber nach. Schließlich bat ich Peggy noch,
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