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Keltengrab: Thriller (German Edition)

Keltengrab: Thriller (German Edition)

Titel: Keltengrab: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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Blut von außen …
    »Illaun, dein Schweigen verrät mir, dass dein Gehirn fieberhaft arbeitet. Sag mir lieber, was du denkst, bevor sich deine Fantasie selbstständig macht.«
    Er kannte mich nur zu gut. Dann kam mir eine nicht ganz so lächerliche Idee in den Sinn. »Die Äbtissin sprach bei meinem Besuch davon, dass der Orden für einen Tag im Jahr von seinem Gelübde befreit sei …«
    »Und du meinst, sie begehen ihren freien Tag vielleicht mit einer mitternächtlichen Orgie?«
    Ich behielt meine wilderen Spekulationen für mich. »Mit einer Feier. Die Äbtissin sagte, Heinrich II. habe den Freibrief zur Weihnachtszeit erlassen. Vielleicht feiern sie das irgendwie.«
    Finian schwieg eine Weile. »Hör zu«, sagte er schließlich, »wir sollten unsere Spekulationen nicht zu weit treiben. Es war ein langer Tag. Gönn deinem Hirn eine Pause.«
    »Es war tatsächlich ein langer Tag, aber er ist noch nicht zu Ende. Du kommst mit zu mir.« Für den Fall, dass er meine Absichten falsch interpretierte, fügte ich an: »Und hilfst mir, die Rätsel der Grange Abbey zu entschlüsseln.«
    Finian stöhnte erneut.
    Während Finian Tee machte, ging ich ins Büro und druckte ein paar von den Bildern des Westportals aus, die Peggy in den Laptop geladen hatte. Dann brachte ich die DIN-A4-Blätter zusammen mit einem Vergrößerungsglas in die Küche.
    Finian hatte zwei Tassen Tee eingeschenkt, er saß mit der Zeitung am Tisch und streichelte Boo.
    »Schauen wir sie uns hier unter dem Licht an«, sagte ich, setzte mich an den Esstisch und breitete die Ausdrucke darauf aus.
    »Du bist die Expertin bei diesem Zeug«, sagte er, während er die Aufnahmen durchging. »Ich sehe, dass die Reliefs gut erhalten sind, aber ich kann sie nicht deuten.«
    »Es hilft mir, ein bisschen klarer zu denken, wenn ich jemanden dabei habe, mit dem ich Ideen austauschen kann. Ertrag mich einfach eine Weile.«
    »Ich stehe ganz zu deiner Verfügung.«
    Ich fuhr mit dem Zeigefinger über die Rundung des äußeren Bogens und wies auf verschiedene Reliefs hin. »Auf diesem Fries befinden wir uns im mittelalterlichem Bestiarium«, sagte ich. »Dieser Bursche hier, halb Löwe, halb Adler, ist ein Greif, das hier ist ein geflügelter Drache, hier haben wir einen Basilisk und hier einen Mantikora mit seinem Skorpionschwanz.«
    Finian schaute durch das Vergrößerungsglas. »Was haben die an einer Kirche verloren?«
    »Die Biester hatten wahrscheinlich die Funktion, Unheil, Dämonen abzuwehren – nach dem Prinzip Gleiches mit Gleichem zu vergelten.«
    »Dort scheint sich ein echter Skorpion unter sie gemischt zu haben.«
    Ich betrachtete das Bild ebenfalls durch die Lupe und bestätigte seine Ansicht. »Hier haben wir es mit dem moralischen Zeigefinger zu tun. Soviel ich mich erinnere, wurde der Skorpion mit Wollust gleichgesetzt. Schau – er hat ein weibliches Gesicht. Die Idee dahinter ist, dass er dich mit seiner augenscheinlichen Schönheit verführt, nur um dich dann mit seinem Stachel zu vergiften.«
    »Solche Reliefs waren ursprünglich bemalt, oder?«
    »Ja, und sehr bunt dazu.«
    Finian stimmte laut gähnend zu.
    »Sehen wir uns nun die beiden inneren Bögen an«, sagte ich. »Sie sind am besten vor dem Wetter geschützt, und die Reliefs wirken immer noch hübsch und frisch.«
    »Und was stellen sie dar?«
    »Wiederum Produkte der mittelalterlichen Einbildungskraft, die sagenhaften Bewohner weit entfernter Länder. Ich kam noch nicht dazu, sie eingehend zu studieren, aber ich erkenne schon einige mehr als beim ersten Hinschauen. Hier ist der Vertreter einer monströsen Rasse namens Blemmyae – Menschen ohne Kopf, oder genauer gesagt, Mund und Augen befinden sich auf der Brust. Daneben ist ein Zyklop und dann noch einige, für die ich keine Namen habe – ein Ding, das aussieht wie ein Oktopus mit einem großen Kopf und acht Beinen, ein Mann mit zwei Köpfen, ein anderer mit einem Löwenkopf. Und siehst du diesen fast menschlichen Burschen hier mit der breiten Trennlinie zwischen den Augen und der langen Schnauze – das ist ein Cynocephalus, ein hundeköpfiger Mensch, hier ist auch eine Meerjungfrau …«
    »Und das sollten alles verschiedene Rassen sein?«
    »Ja. Aber von all den exotischen Rassen, an die man damals glaubte, haben tatsächlich nur die Pygmäen existiert … Aha, hier haben wir etwas, das ich jetzt selbst zum ersten Mal richtig sehe – die Muster auf den Kapitellen, von denen diese Bogen getragen werden …«
    »Es sind keine

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