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Keltengrab: Thriller (German Edition)

Keltengrab: Thriller (German Edition)

Titel: Keltengrab: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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fern gehalten und so weiter. Mische diese Bedeutungen mit der Symbolik von Bienen – was kommt heraus?«
    »Da bin ich überfragt«, sagte er.
    »Zunächst einmal war die Kirchentür in der romanischen Architektur ein bevorzugter Ort für Darstellungen des Jüngsten Gerichts und Warnungen über die Folgen verschiedener Laster. Wir können also getrost davon ausgehen, dass wir uns auf diesem Gebiet bewegen. Diese besondere steinerne Predigt hier scheint sich sehr stark mit Promiskuität zu beschäftigen und ist beladen mit Warnungen vor den Früchten der Ursünde.
    Allein auf den Kapitellen, die wir gerade betrachtet haben, ist eine ganze Lektion über den Kampf zwischen Heidentum und Christentum eingemeißelt: Das Blut Christi hat das Blut der Göttin ersetzt, die ihrerseits von der unbefleckten Empfängnis abgelöst wird; der endlos sterbende und wiederauferstehende Gott des Waldes wurde verdrängt vom sanften Gott, der ein für alle Mal starb und wiederauferstand, der aber streng mit allen ins Gericht gehen wird, die nicht zu würdigen wissen, was Er für sie getan hat. Die Frage lautet nun – warum diese Lektion an genau dieser Tür? Und wie können wir die gemeißelten Figuren auf den Bogen besser interpretieren?«
    Ich hörte ein Schnarchen und schaute hinüber zu Finian. Ich hatte geglaubt, er würde ein Foto besonders genau unter die Lupe nehmen, aber er schlief fest, den Kopf auf der Tischplatte, das Vergrößerungsglas noch in der Hand.
    Ich lehnte mich zurück und führte das Gespräch im Kopf weiter.
    Der Grund für die Existenz der Grange Abbey war in diesen Steinen erkennbar. Ich wusste bereits, dass die Nonnen junge Frauen von ihren unehelichen Kindern entbanden, deshalb die Warnungen vor den Folgen der Wollust; aber es steckte noch mehr in den Steinen, ich bekam es nur nicht zu fassen.
    Und noch etwas anderes nagte an mir. Als ich die Grange Abbey besucht hatte, war keine einzige religiöse Statue oder Malerei zu sehen gewesen. Es gab jede Menge Stechpalmen und Efeu, sogar Misteln, aber keine Spur von einer Krippe. Das lateinische Lied, das ich sie singen hörte, hätte ebenso gut die Wiederkehr der Sonne feiern können wie die Geburt des Herrn. Und dann diese mitternächtliche Feier, in die wir heute Nacht gestolpert waren. Das ganze Kloster hatte nicht nur einen Hauch von Heidentum an sich, es stank förmlich danach.
    Ich erlaubte meinen düstersten Gedanken, Gestalt anzunehmen: Ich war überzeugt, die Schwestern in der Grange Abbey hatten nicht nur ihre katholischen Überzeugungen und Bräuche aufgegeben, sondern auch angefangen, das Kräfteverhältnis in dem Kampf, wie er auf den Eingangssäulen dargestellt wird, umzukehren. Das Blut der Göttin färbt die Beeren wieder rot, und nun sind sie und der Grüne Mann im Aufstieg begriffen. Das Böse, das abgewehrt werden sollte, ist nun im Kloster selbst.
    Es gab noch eine letzte Sache, aber es widerstrebte mir, sie auch nur zu denken.
    Frank Traynor und Brendan O’Hagan hatten mehr über die Nonnen der Grange Abbey herausgefunden, als sie gefahrlos wissen durften. Und auch ich wusste bereits zu viel.

 
    22. Dezember
     

41
     
    Am Mittwochmorgen bliesen milde westliche Winde vom Atlantik und brachten in Böen feinen Regen mit sich, der sich wie verirrte Fischernetze in der Straße blähte. Ich kämpfte mich zu Fuß zum Dean Swift Hotel and Leisure Center voran.
    Der irische Dezember erwies sich als typisch unbeständig, und die Wettervorhersage ließ Bing Crosbys Traum von einer weißen Weihnacht wie jedes Jahr zerplatzen. Der Song leierte, abgenutzt von endlosen Wiederholungen, aus den Lautsprechern im Eingangsbereich, wo er gut zu dem gleichermaßen reizlos gewordenen Weihnachtsbaum passte, der dort seit Mitte November sinnlos vor sich hin blinkte.
    Finian war vollkommen nüchtern gewesen, als ich ihn weckte, und er hatte darauf bestanden, dass er zu meinem Schutz blieb. Mir war nicht nach Streit zumute gewesen, deshalb hatte er im Gästezimmer geschlafen, und ich war um 3.30 Uhr erschöpft in mein eigenes Bett gesunken.
    Ich hatte ihn schlafen lassen und die Zeit beim Frühstück dazu genutzt, mir über einige Dinge klar zu werden, bevor ich erneut versuchte, Detective Gallagher zu erreichen. Zunächst einmal würde ich mich mit meinen Überlegungen zur Grange Abbey zurückhalten müssen. Ich hatte Szenen heraufbeschworen, die in jeden Horrorfilm gepasst hätten. Nein, Irrlichter im Moor und jahrhundertealte Steinreliefs an einer Kirche waren

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