Keltenzauber
„Leg dich hinter sie.“ Sie unterstrich ihre Worte mit Gesten, da sie wußte, daß Dougal nicht alles verstand.
Ich war froh inzwischen Worte und Sätze von Flannas Sprache gelernt zu haben. Ich nickte und legte mich so hinter die Füchsin, daß sie sich mit dem Rücken an meine Brust lehnen konnte.
Gavin stützte uns mit Kissen, die er zwischen mich und die Wand schob.
Die Hebamme legte unser Kind auf den Bauch der Füchsin.
„Was?“ flüsterte die Füchsin atemlos.
„Ein Junge. Und alles ist dran und gesund!“ Die Hebamme lachte. Sie legte ein leichtes Leinentuch über Flanna und das Kind.
Erschöpft lehnte sich Flanna an Dougals Brust und sah auf ihr Kind herab. Sie war so glücklich. So geschafft und so glücklich.
Calum und Gavin hockten sich schüchtern lächelnd neben sie. Flanna entspannte sich und genoß die ersten Augenblicke mit dem neugeborenen Kind, das bereits wach durch die Gegend zu schauen schien. Flanna hatte das Gefühl, daß der Kleine sie aus grauen Augen musterte, obwohl sie wußte, daß laut Wissenschaft ein Säugling gar nicht sehen konnte. Ihr Gefühl sagte ihr anderes.
Der Blick meines Sohnes ging mir durch Mark und Bein. Hatte ich je ein Neugeborenes gesehen, welches so wach herumsah? Hatte ich je ein schöneres Kind gesehen, als dieses hier? Unmöglich.
Plötzlich durchzog die Füchsin eine weitere Wehe. Sie biß die Zähne zusammen. Ich bekam Angst. Was war falsch gelaufen? Kam noch ein Kind?
Die Hebamme winkte ab. „Nur die Nachgeburt!“
Ich atmete erleichtert auf. Oh, wie ich die Füchsin brauchte! Glücklich und stolz erfüllt sah ich Gavin und Calum an, die lächelnd neben uns saßen. Ich war so dankbar, daß sie bei mir waren in dieser Stunde meines Glückes und daß sie es mit mir teilen würden.
Spät in der Nacht, wir lagen eng beieinander, unser Kind rechts neben der Füchsin, wachte der Kleine auf und wollte trinken. Die Füchsin lächelte müde und gab ihm, so wie die Hebamme es ihr gezeigt hatte, auf der Seite liegend die Brust. Sie war so froh, wie leicht ihr das Stillen fiel und froh, daß sie nicht nachts aufstehen mußte, um irgendwelche Fläschchen mit artfremder Milch fertig machen zu müssen. Es ging doch so einfach und kraftsparend! Der Kleine trank als hätte er niemals anderes gemacht. Ich strich ihr zärtlich die Haare aus dem Gesicht. Sie lächelte mich an.
„Ich bin so glücklich, daß du bei mir bist.“
Ich nickte und gab ihr einen Kuß auf den Nacken. „Und ich erst. Stell dir vor ich hätte ihn ohne dich auf die Welt bringen müssen?!“ Ich lachte in ihre Haare hinein.
„Du bist unmöglich. Ich meine das ernst.“
„Ich auch. Ich bin glücklich.“
„Er ist wunderschön!“ Sie sah ihren Sohn verliebt an.
„Aye, wunderschön, du hast Recht.“ Ich sah über ihre Schulter auf das Kind herunter. Der Kleine trank mit großen Zügen und schluckte laut. „Da ist offensichtlich viel Milch drin?“ Ich war erstaunt. Ich hatte öfter gesehen, daß die Milch nach ein, manchmal sogar erst nach zwei Tagen einschoß. Offensichtlich gab es große Unterschiede.
Im Nebenraum schnarchten Gavin und Calum um die Wette. Ich grinste. Ich hatte sie lange nicht mehr so zufrieden gesehen. Das Kind würde sich vor Zuwendung kaum retten können, und dann waren noch die beiden Hunde, die bereits vor dem Bett lagen um aufzupassen. Ich lachte leise.
„Warum lachst du?“
„Ich denke dieses Kind wird viel Liebe bekommen.“
„Das ist richtig so.“
„Aye!“
„Wenn wir uns anstrengen, kommt bald ein zweites und dann verteilt sich die Liebe besser.“ Sie lachte zufrieden.
„Du hast nicht genug vom Kinderkriegen?“
„Es muß nicht gleich morgen sein.“
Ich biß ihr zart in den Nacken. „Ich werde mein Bestes tun.“
„Wie heißt er?“ fragte sie leise.
Ich überlegte. Darüber hatte ich mir am wenigsten Gedanken gemacht. Wie unser Brauch es wollte, mußte die Hebamme den Namen aus dreien herausfinden.
Flanna sah mich fragend an.
„Wir werden drei Namen wählen und drei Gegenstände, die für die Namen stehen. Die Gegenstände legen wir auf das Kind und die Hebamme wird den richtigen Namen finden.“
„Ist das so Brauch?“
„Aye.“ Ich lächelte sie an. „Wir werden den Namen der auf ihm ist, morgen finden.“
Flanna nickte, viel zu müde um Widerworte zu haben. Sie ließ den Kleinen nicht aus den Augen. Er hatte einen Atemzug lang aufgehört zu trinken und sah ihr in die Augen. Sie war sicher, daß er ihr
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