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Keltenzauber

Keltenzauber

Titel: Keltenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela O. Tietsch
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bemühte mich ein vertrauenerweckendes Lächeln aufzusetzen. „Wir wollten unsere Hilfe anbieten und hoffen auf Gegenhilfe von dir.“ Meine Angst vor ihrem entgeisterten, verständnislosen Ausdruck ließ mich unnatürlich schnell sprechen.
    „Die versteht dich genauso wenig wie alle anderen“, warf Eithne verdrossen ein.
    Die Füchsin starrte uns schweigend an und zeigte uns mit keiner Gebärde, daß sie verstanden hatte.
     
     
    Er sprach in einer uralten Mundart. Er redete schnell, viel schneller als beim ersten Mal, so daß sie zusätzliche Mühe hatte ihn zu verstehen. War es Zufall? Erlaubte sich jemand einen Scherz mit ihr? Kurz ließ sie sich sämtliche Namen von Bekannten oder Freunden durch den Kopf gehen. So etwas würde niemand tun. Und wer könnte so was gemeines machen? Die Marktleute? Weil sie so vertrauensselig war? Womöglich fanden sie es witzig ihr diese Leute vorzusetzen, weil sie Schottland so liebte? Sie beschloß vorerst gute Miene zu zeigen und mitzuspielen.
     
     
    Unerwartet geschah das Wunder.
    „Was um alles in der Welt macht ihr hier? Mitten in der Nacht!“ Sie schüttelte mißbilligend den Kopf. „Solltest du nicht längst in einem Krankenhaus liegen.“
    Sie sprach unsere Sprache! Ich schickte ein Dankgebet an unsere Schutzgeister. Endlich ein Mensch mit dem wir reden konnten. Sicher, sie benutzte Worte die mir nicht geläufig waren, doch es handelte sich eindeutig um dieselbe Sprache. Ich wußte nicht was das für ein Haus war, ein Krankenhaus, und außerdem war ich nicht krank, sondern verletzt.
    Sie sah mich an als erwartete sie eine Antwort von mir.
    „Oh, ich bin nur verletzt“, erwiderte ich verwirrt, weil sie mich verstand.
    Eithne platzte überrascht mit einer Frage heraus: „Wieso sprichst du unsere Sprache und die anderen nicht?“
    Ihr Blick war beharrlich und mißtrauisch auf uns gerichtet. Sie zögerte bevor sie antwortete: „Ich habe sie gelernt.“
     
     
    Wäre das ganze nicht so spannend, so wäre Flanna wahrscheinlich schreiend geflohen, aus Angst vor diesen riesigen, vierschrötigen Kerlen, die so gar nicht ins einundzwanzigste Jahrhundert paßten. Doch ein Gefühl hielt sie zurück, bannte ihre Angst und hielt sie in Grenzen. Schließlich war auch ein Mädchen dabei. Sicher, sie sah ebenso kernig wie die Männer aus und beobachtete sie mehr als argwöhnisch, doch diese Menschen weckten ihre Neugierde, denn sie wirkten wie die wieder erwachten Gestalten aus den alten Sagen Schottlands. Die Neugier war zu übermächtig. Viel stärker als die Angst. Wie ein Schatten huschte ein seltsames Gefühl über sie hinweg, weil sie an ihre Vorfahren aus Schottland denken mußte, die MacBochras. Wo in Gottes Namen kamen diese Leute her? Wo in Schottland sprachen sie heutzutage diese Mundart und kleideten sich im überlieferten großen Tuch. Und weshalb war er nicht längst in den Händen eines Arztes? Hatten sie doch ein Geheimnis zu verbergen? Oder hatte sich das doch einer vom Markt ausgedacht? Womöglich hatte sie wieder zu viel von Schottland geschwärmt?
     
     
    Die Füchsin schüttelte den Kopf, kaum sichtbar, als wollte sie ein Wort hinzufügen, ehe sie an das Gefährt zurücktrat, um hinten eine Klappe zu öffnen. Bevor sie dies allerdings zu Ende bringen konnte, sprang Eithne auf sie zu und hielt ihr ihren Dolch unter das Kinn. Die Füchsin wirkte völlig überrumpelt, entsetzt, dessen ungeachtet nahmen ihre Züge mit einem Mal eine dunkle Färbung an und die Wut sprach aus ihren Augen.
    „Nimm sofort das blöde Ding da weg!“ preßte sie bissig hervor. „Ich dachte ihr wolltet mir helfen?“
    Ich schluckte hart. Dumme Eithne, machte alles zunichte. „Steck deinen Dolch weg, Eithne!“ zischte ich.
    Eithne sah mich wütend an, beeilte sich dennoch meinem Befehl nachzukommen.
    „Habt ihr nur einen Vorwand gesucht um euch an mich heran zu machen?“
    „Ich dachte“, antwortet Eithne beschwichtigend an mich gewandt, „sie wollte eine von diesen Waffen herausholen.“
    Ich ließ die Füchsin nicht aus den Augen.
    Sie hob beschwichtigend die Hände und zeigte uns die leeren Handflächen. „Hier trägt doch nicht jeder eine Waffe! So ein Quatsch. Außer euch anscheinend!“ sie zeigte auf mich. „Ich wollte dir nur die Tür aufmachen, damit du dich in der Zwischenzeit aufwärmen kannst, während wir den Wagen aus dem Graben schieben.“
    Ich schüttelte entschlossen den Kopf. „Ich steige nicht in dieses Ding da.“
    Die Füchsin sah mich seltsam an.

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