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Kelwitts Stern

Kelwitts Stern

Titel: Kelwitts Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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hineingeraten war. Ein Außerirdischer! Wahrscheinlich würde sie in die Geschichtsbücher eingehen. In hundert Jahren würden Lehrer in Prüfungen nach ihrem Namen fragen, ausgerechnet. Bei schlechten Noten würden Kinder sich nicht mehr mit dem berühmten Satz »Einstein ist auch sitzen geblieben« herausreden, sondern mit: »Sabrina Mattek ist sogar fünfmal von der Schule geflogen«.
    Als Kelwitt erwachte, brauchte er eine Weile, ehe ihm wieder einfiel, wo er war. Umgeben von tiefster Dunkelheit, in einer bemerkenswert unbequemen Schlafmulde liegend, kam ihm die Idee, sich unter die Planetenbewohner zu mischen, wie eine ausgesprochene Hicksvogelidee vor. Die ganze Orakelfahrt war eine Hicksvogelidee, wenn man es sich genau überlegte.
    Allerdings war es für diese tiefe Einsicht etwas spät. Nun musste er sehen, wie er zurechtkam.
    Er wälzte sich unbeholfen aus der viel zu tiefen Schlafmulde. Unbequem, wirklich. Aber immerhin hatten sie eine Schlafmulde für ihn gehabt statt des gluhmen Möbelstücks, das ihm S’briina zuerst angeboten hatte.
    S’briina hatte auch irgendwie Licht eingeschaltet. Dass die Planetenbewohner künstliches Licht benutzten, hatte er bereits feststellen können. Aber er hatte nicht aufgepasst, wie S’briina das gemacht hatte.
    Er tastete herum. Eine glatte Fläche. Vorsprünge. Alles sehr verwirrend.
    Mehr durch Zufall berührte er etwas, das unter der Berührung knackte, und gleich darauf erhellte sich, nach zweimaligem schwerfälligem Aufflackern, ein länglicher Leuchtkörper an der Decke des Raums. Aha, so ging das also. Er studierte die Armatur genauer. Eine kleine, leicht geneigte Fläche aus einem glatten, hellen Material. Wenn man sie auf die entgegengesetzte Seite kippte, erlosch der Leuchtkörper wieder. Er probierte es mehrmals, um sicherzugehen, dass der Zusammenhang zwischen dem Schaltelement und dem Leuchtkörper eindeutig war.
    Die Tür in den benachbarten Raum war nur angelehnt. Die Planetenbewohner hatten eine Vorliebe für Türen, die man aufschwenken musste, das war ihm gestern schon an den Fahrzeugen aufgefallen und an der Halle, in der sein Raumboot eingeschlagen war. Auch in dem anderen Raum fand er eine Lichtarmatur neben der Tür an der Wand und schaltete die Beleuchtung ein. Eine gute Gelegenheit, sich in Ruhe umzusehen.
    Rechteckige Kästen entlang der Wände dienten offenbar der Aufbewahrung von Gegenständen aller Art. Der Boden war mit einem Material ausgelegt, das Wasser aufsaugte – noch so eine fremdartige Sitte. Kein Jombuuraner wäre auf eine solche Idee verfallen, die Lederhäute vielleicht einmal ausgenommen. Kelwitt öffnete die einzelnen Klappen der Reihe nach und betrachtete, was darin war, ohne etwas zu berühren.
    Die meisten Gegenstände waren absolut fremdartig und ihre Funktion oder Bedeutung nicht zu erraten. Er erkannte eine Reihe verschiedener Gefäße aus durchsichtigem Material, aber wozu mochte dieser Gegenstand dienen, der aussah wie die Nachbildung eines dicken, vierbeinigen Lebewesens, von dessen Kopf zwei übergroße Hautlappen nach hinten weghingen, während vorn etwas herausragte, das aussah wie der biegsame Greifarm eines Grundschleimers? Es hatte Stoßzähne wie ein Schlammstachler, allerdings nur zwei davon. Und wozu war es über und über mit glänzenden Plättchen belegt?
    Vielleicht ein Kultgegenstand. Aber – interessant – offenbar kannten die Bewohner von Kelwitts Planet auch so etwas wie Bücher! Diesmal wagte er es, den entsprechenden Gegenstand in die Hand zu nehmen. Natürlich war er, wie fast alles, wieder brackig rechteckig, aber das Grundprinzip stimmte eindeutig: dünne Blätter, mit Schriftzeichen versehen und an einer Seite geheftet.
    Die Blätter bestanden allerdings auch wieder aus einem Material, das Feuchtigkeit aufsaugte. Zudem fing es in feuchtem Zustand an, sich zu wellen. Da er mit den reichlich eintönig aussehenden Schriftzeichen ohnehin nichts anzufangen wusste, stellte Kelwitt das Buch wieder zurück.
    Aber das erinnerte ihn wieder an seinen Mu’ati. Er holte ihn aus seinem Umbindbeutel und blätterte darin, aber zum Verlauf von Kontakten mit den eventuellen Bewohnern des eigenen Planeten hatte Mu’ati keine Deutungen anzubieten. Das war nur verständlich, fiel Kelwitt dann ein, schließlich hatte Mu’ati seine Deutungen zu einer Zeit geschrieben, als es noch keine jombuuranische Sternfahrt gegeben hatte. Erstaunlich genug, dass er überhaupt etwas über Bewohner anderer Planeten sagte. Er

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