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Kelwitts Stern

Kelwitts Stern

Titel: Kelwitts Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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steckte das Buch wieder weg.
    Ein Gegenstand, der aussah wie ein Bildschirm, erregte seine Aufmerksamkeit. Er war so aufgestellt, dass man ihn am besten betrachten konnte, wenn man sich auf dem Gluhmen-Möbelstück befand, ließ sich aber problemlos drehen. Kelwitt setzte sich auf den Boden davor und untersuchte das Gerät genauer. Es gab ein paar Tasten, die man drücken konnte, und die dann beinahe in dem Gehäuse verschwanden. Allerdings geschah nichts. Erst als er die unterste Taste drückte, begann das Gerät zu knacken und zu brummen, und der Bildschirm wurde langsam hell.
    Kelwitt fuhr zurück, als ein Bild sichtbar wurde. Ein bewegtes Bild, und wie bewegt! Mehrere Planetenbewohner wurden gezeigt, die in ihren Fortbewegungsgeräten dahinfuhren, und das mit ziemlich bedrohlich aussehender Geschwindigkeit. Einer von ihnen beugte sich sogar, während er die Steuerkontrollen mit einer Hand bediente, aus der Luke und richtete einen rätselhaften Gegenstand auf das Fahrgerät vor ihm, der offenbar dazu diente, laute, knallende Geräusche zu machen. Und das Ganze vollzog sich mit geradezu sinnverwirrender Hektik.
    Er verfolgte das Geschehen, ohne recht daraus schlau zu werden, was es darstellte und wozu es gezeigt werden mochte. Gestern auf der Fahrstraße hatte er solche Ereignisse jedenfalls nicht gesehen.
    Er drückte eine der oberen Tasten, und das Bild wechselte. Zwei Planetenbewohner waren zu sehen, die unbekleidet waren und einander umarmten. Sie lagen dabei auf einem Möbelstück, das genauso brackig weich war wie das in diesem Raum, hatten beide die Augen geschlossen und vollführten eigenartige Bewegungen, wobei sie Laute von sich gaben, die der sonst üblichen Sprache nicht zu ähneln schienen.
    Kelwitt sah eine Weile zu, aber es tat sich nicht viel Interessantes, und so drückte er eine weitere Taste.
    »Das ist jetzt aufschlussreich«, meinte Tik.
    Drei Planetenbewohner saßen in einem Nest beisammen und sprachen miteinander. Ab und zu übersetzte Tik einen Satz, aber nicht oft genug, als dass Kelwitt sich einen Reim darauf hätte machen können, um was es ging.
    »Offenbar handelt es sich um Darstellungen des alltäglichen Lebens auf dem Planeten«, erklärte Tik. »Der Planetenbewohner in dem hautfarbenen, knittrigen Kleidungsstück trägt den Namen ›Inspektoorkolomboo‹. Er stellt sehr viele Fragen, die die anderen beantworten – das erleichtert mir die Analyse ihrer Sprache. Ich würde empfehlen, das Gerät eingeschaltet zu lassen.«
    Morgens um fünf fiel Emma mal wieder ein, dass sie lieber allein weiterschlafen wollte. Solche Anwandlungen hatte sie manchmal, und dann konnte sie kein Argument und nichts davon abhalten, sie in die Tat umzusetzen. Thilo zog sich also folgsam wieder an.
    Emma Vandout war eine weise Frau, eine Eingeweihte und Magierin, eine wahre Seherin. Zumindest in ihren eigenen Augen. Weniger freundliche Menschen hatten weniger freundliche Bezeichnungen für sie parat, aber das waren eben gewöhnliche, verblendete, verirrte Seelen. Nichts, was man ernst nehmen musste.
    Emma, die Thilo verboten hatte, sie so zu nennen, und auf ihrem angenommenen Namen »Sybilla« bestand, machte sich nichts aus materiellen Dingen, denn sie wusste, dass das Ende der Welt nahe war. Sie lebte in einer winzigen Wohnung, in der es nur zwei Zimmer und eine Toilette gab. Das eine Zimmer war den magischen Riten vorbehalten, den Kartenséancen und Wahrsagesitzungen, mit denen sie auch ihren Lebensunterhalt verdiente, und demzufolge musste sich in dem anderen Zimmer, das zur Hälfte bereits von ihrem Bett in Anspruch genommen wurde, alles andere abspielen. Sie kochte auf einer einzigen Herdplatte, wobei sie über ein beeindruckendes Repertoire von Rezepten verfügte, die nur einen einzigen Topf erforderten. Ihre beträchtliche selbst geschneiderte Garderobe verfertigte sie hier, hier las sie, und hier spielten sich auch die sexuellen Begegnungen ab, die es vor allem waren, was ihren jungen Liebhaber Thilo Mattek so sehr an ihr faszinierte.
    »Wann sehen wir uns wieder?«, fragte er, während er sich die Schuhe zuband.
    »Wenn es so weit ist«, entgegnete Emma rätselvoll.
    Während sie Thilo in ihrem zu einem Wohnmobil umgebauten VW-Bus nach Hause fuhr, wiederholte sie flüsternd ihre Visionen: dass das Ende der alten Zeit nahe war, und dass schon bald – vielleicht mit dem Anbrechen des neuen Jahrtausends – eine neue Zeit beginnen würde, eine Zeit des Lichts. Doch es würde nicht ohne Kämpfe

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