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Kelwitts Stern

Kelwitts Stern

Titel: Kelwitts Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Flugzeug oder UFO oder sonst was.«
    Der Mann hinter dem Schreibtisch nahm den Schnellhefter in die Hand und blätterte desinteressiert darin. »Ich werd’ aus der Sache nicht schlau. Hat Ochsenfrosch jemandem ein Loch ins Scheunendach geballert, oder was? Wem gehört denn das Ding?« Er blätterte, überflog die Seiten auf der Suche nach dieser Information. Dann wurde ihm das alles zu lästig, und er schleuderte den Hefter achtlos in eine Ecke hinter sich, in der schon etliche andere Schriftstücke lagen, reichlich zerknittert und vergilbt manche davon. »Ach, zum Teufel damit. Wir haben wirklich Wichtigeres zu tun. Und Ochsenfrosch hat Urlaub, oder? Dann soll er gefälligst auch Urlaub machen, verdammt noch mal. Sagen Sie ihm das, wenn er noch mal anruft. Er soll nach Mallorca fliegen und sich zwei Wochen an den Strand legen. Oder sich am Ballermann die Kante geben von mir aus. Aber ich will ihn hier nicht sehen und nicht hören, und ich will nicht, dass jemand in diesen Räumen in den nächsten drei Wochen seinen Namen ausspricht. Das können Sie ihm übrigens auch sagen.«
    In der Fabrik lief alles auf Hochtouren, die Nachbestellungen für Feuerwerk stapelten sich zu Bergen, man würde mit sämtlichen greifbaren Aushilfsdatentypistinnen das Wochenende durcharbeiten, und die Produktion kam kaum nach. Dabei würde die heiße Phase erst noch kommen, wenn nach Weihnachten der Verkauf von Silvesterfeuerwerk freigegeben wurde und dann auch der letzte Einzelhändler merken würde, dass er viel zu wenig Feuerwerk auf Lager hatte. Sie hatten zwanzig zusätzliche Telefonistinnen für diese Tage eingestellt und zusätzliche Leitungen angemietet, ganz zu schweigen von den Spediteuren, die schon Knallfrosch bei Fuß standen. Aber keine besonderen Vorkommnisse, nein. Im Grunde sei es unnötig, wenn er morgen herkomme. »Ich komme trotzdem«, erklärte Mattek seiner Sekretärin. »Der Chef muss mit gutem Beispiel vorangehen.«
    »Wenn Sie meinen, Herr Mattek …«
    »Also«, meinte Mattek, nachdem er den Hörer aufgelegt hatte, »Sabrina und Thilo, ihr beide müsst euch um Kelwitt kümmern. Er kann meinetwegen hier auf sein Raumschiff warten, aber er soll im Haus bleiben.«
    »Ja, Papa«, kam es im Chor.
    »Wir behalten die ganze Angelegenheit erst mal für uns. Kein Wort zu den Nachbarn. Kein Wort zu irgendwelchen Freunden. Klar?«
    »Ja, Papa.«
    Er sah seine beiden Sprösslinge an, befremdet über die ungewohnte Eintracht.
    »Manchmal frage ich mich, ob ihr mich eigentlich ernst nehmt.«
    »Klar doch, Papa«, erklärte Sabrina mit treuherzigem Augenaufschlag. Und fügte, als ihr Vater Mantel und Aktentasche genommen und die Haustür hinter sich geschlossen hatte, leise hinzu: »Manchmal schon …«
    Das Gesicht des Mannes war ein modernes Kunstwerk in Blau und Rot. Sein rechter Arm war in einen provisorischen Streckverband gelegt, sein Schädel bandagiert. »Ich hatte ein Handy dabei«, erklärte er. Das Sprechen fiel ihm schwer. »Ich habe damit um Hilfe gerufen. Nach meinem Unfall. Wo ist es?«
    »Tut mir leid«, sagte der hagere Mann in dem weißen Kittel, der an seinem Bett stand, die Krankenakte in der Hand. »Das weiß ich leider nicht.«
    »Ich muss telefonieren«, beharrte der Patient. »Ich bin Agent des Bundesnachrichtendienstes, und es geht um eine Angelegenheit von größter Bedeutung. Von allergrößter Bedeutung.«
    Der Arzt griff nach dem Handgelenk des Mannes, um den Puls zu fühlen. »Ich verstehe.«
    »Ich werde veranlassen, dass man Ihnen so bald wie möglich ein Telefon bringt.«
    »Es ist dringend, Herr Doktor.«
    »Selbstverständlich. Je schneller Sie diese Tablette geschluckt haben, desto eher erhalten Sie Ihr Telefon.«
    Der Mann betrachtete die große weiße Tablette, die der Arzt ihm auf die Hand gelegt hatte. »Wofür ist die?«
    »Hier«, sagte der Arzt und reichte ihm einen Becher mit Wasser.
    »Na gut«, seufzte Hermann Hase, nahm die Tablette in den Mund und spülte sie hinab.
    Der Arzt verfolgte gelassen, wie gleich darauf der Blick seiner Augen glasig wurde, die Augenlider herabsanken und sein Atem den schweren, tiefen Rhythmus des Schlafes annahm.
    »Meine Damen und Herren«, sagte er dann halblaut und ließ den Blick über die Schar junger Medizinstudenten schweifen, die auf der anderen Seite des Bettes standen, »ich hoffe, Sie haben gut aufgepasst. Gerade bei Patienten mit Wahnvorstellungen ist es wichtig, dass man auf sie eingeht. Widersprechen Sie nicht, argumentieren Sie nicht. Das

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