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Kelwitts Stern

Kelwitts Stern

Titel: Kelwitts Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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das war abartig. Aber durch ihren Kopf zuckten fiebrige Vorstellungen davon, wie es sein musste, sich ganz an diesen seidenweichen, feuchten Körper zu schmiegen …
    Genug. Schluss damit. Sie zog den Verschluss des Anzugs entschlossen wieder zu und rüttelte etwas gröber, als angebracht gewesen wäre, an seiner freien Schulter. »Hey! Kelwitt! Aufwachen!«
    Diesmal hatte sie Erfolg. Die milchige Färbung der Augen wich wieder dem normalen Schwarz, und Kelwitt begann, sich zu regen.
    »Ist es unbedingt erforderlich«, fragte er, während er sich allmählich wieder hochrappelte, »später anderen Menschen von mir zu erzählen und dabei optische Aufzeichnungen vorzuweisen?«
    »Du hast mir einen ganz schönen Schreck eingejagt«, ächzte Sabrina.
    »Für mich war der Schreck nicht sehr schön«, erwiderte Kelwitt.
    Sabrina schüttelte grinsend den Kopf. »Okay. Lassen wir das mit den Fotos für heute. Morgen kaufe ich einen hochempfindlichen Film, dann brauchen wir kein Blitzlicht.«
    Kelwitt hatte sich gerade von dem schier unerträglichen Lichtblitz aus dem kleinen Bildaufzeichnungsgerät S’briinas erholt, als die Tür aufging und Tiilo den Kopf hereinstreckte. »Hi Kelwitt«, sagte er. »Sabrina, unsere Mutter lässt fragen, wie es mit deinem Hunger aussieht. Ob sie was zu Mittag kochen soll oder ob es heute Abend auch noch reicht?«
    Die Erdbewohner verwandten erstaunlich viel Zeit und Energie auf die Nahrungsaufnahme. Es schien sich dabei mehr um eine Kunstform zu handeln als um die simple Befriedigung eines Grundbedürfnisses. Er hatte verschiedene Aufbewahrungsbehältnisse für Nahrungsmittel inspiziert -darunter einen Schrank, in dem künstliche Kälte herrschte – und eine schier unfassbare Vielfalt verschiedener Grundbestandteile vorgefunden, aus denen dann mit Hilfe zahlreicher Geräte in komplizierten Prozeduren, die oft viele Perioden dauerten und meistens von Unsremuutr durchgeführt wurden, die Nahrung entstand.
    Und sie nahmen jeden Tag Nahrung zu sich! Und nicht nur einmal, nein, mindestens dreimal täglich bereiteten sie sich Nahrung, und meistens trafen sie sich dazu im Nahrungsraum. Es schien sich um festgelegte Rituale zu handeln, die zu bestimmten Zeiten stattzufinden hatten.
    Zuerst war ihm das reichlich rätselhaft erschienen, doch dann hatte er herausgefunden, dass diese Vielfalt vermutlich notwendig war, weil keines der Nahrungsmittel alle notwendigen Grundstoffe im notwendigen Verhältnis enthielt, wie dies auf Jombuur der Fall war, wenn man eine der siebzehn Speisen aus Meergras und Grundschleimern bereitete. Die Nahrung der Erdbewohner enthielt, das hatte er an mehreren verschiedenen Stellen in ihren Büchern bestätigt gefunden, mal von dem einen Grundstoff zu viel und von dem anderen zu wenig, was dann ausgeglichen werden musste, indem man eine andere Nahrung zu sich nahm, bei der das Verhältnis wieder anders gelagert war.
    Demzufolge war auch das Speichervermögen ihrer Körper für Nährstoffe offensichtlich unterentwickelt. Er hatte S’briina heute Morgen dabei Gesellschaft geleistet, als sie sich ein schwarzes Heißgetränk bereitet hatte und dazu eine Nahrung zu sich genommen hatte, die aus flachen gelben, unregelmäßigen Plättchen bestand, die man in ein halbrundes Behältnis gab und mit einer weißen Flüssigkeit überschüttete. Davon hatte S’briina zwei Portionen verschlungen, und nun, kaum drei Perioden später, schien sie allen Ernstes bereits wieder zu erwägen, erneut Nahrung zu sich zu nehmen.
    »Von mir aus reicht’s auch heute Abend noch«, erklärte sie nach allerlei Hin und Her. »Ich mach’ mir dann zwischenrein ein Brot.«
    »Alles klar«, sagte Thilo nickend und verschwand wieder.
    »Was ist eigentlich mit dir?«, wollte S’briina dann wissen. »Hast du nicht endlich mal Hunger?«
    Kelwitt erklärte ihr, dass für ihn der Tag der nächsten Nahrungsaufnahme noch nicht gekommen war. Dass jemand nur jeden zehnten oder zwölften Tag Nahrung zu sich nahm, schien ihr das Allerunbegreiflichste zu sein, was sie jemals im Leben gehört hatte. Dann wollte sie wissen, was für Nahrung er benötigte, und er versuchte ihr begreiflich zu machen, was Meergras war und wie ein Grundschleimer aussah, aber das wollte ihm nicht ganz gelingen.
    Heute wäre sie froh gewesen, wenn im Haushalt mehr zu tun gewesen wäre. Nora Mattek hockte mit angezogenen Beinen auf der Couch und zappte sich durchs Fernsehprogramm. Es kamen eine Menge guter Filme, da sich alle Sender bemühten,

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